Die Veränderung des Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt verlangt auch ein neues Denken hinsichtlich der Mitarbeitergewinnung.

Warum ist dafür das Recruiting über die Sozialen Medien ein guter Lösungsansatz für Hausärzt:innen?

Social Recruiting ist ein Hybrid aus "Social Media" und "Recruiting". Recruiting steht dabei für die Beschaffung von Personal, also den Prozess, bei dem für offene Stellen in Ihrer Hausarztpraxis gezielt qualifizierte Mitarbeiter:innen gewonnen werden sollen. Klassisches Recruiting findet mithilfe der Publikation von Stellenanzeigen in lokalen Tageszeitungen oder Online-Jobbörsen statt. Der Begriff "Social" beschreibt die Nutzung der Sozialen Medien wie beispielsweise Facebook oder Instagram und meint im Zusammenspiel mit Recruiting die gezielte Gewinnung von Mitarbeiter:innen mithilfe von Bild- und Video-Anzeigen in den Sozialen Medien. Diese sind in der heutigen Zeit von zentraler Bedeutung für die Mitarbeitergewinnung, da dort potenzielle Bewerber:innen (durch alle Altersgruppen hinweg) effizienter und gezielter erreicht werden als bei konventionellen Methoden.

Die aktive Nutzung von Sozialen Medien birgt großes Potenzial, da sich das alltägliche Leben der Menschen immer mehr in das Internet und damit in die Sozialen Medien verlagert. Wer sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und Social Recruiting eigenständig umsetzen möchte, macht mit den folgenden Tipps einen ersten wichtigen Schritt:

Praxistipp 1: Niedrige Barriere

Die erste Kontaktaufnahme mit der Praxis sollte für Bewerber:innen so barrierearm wie möglich sein. Die knappe Ressource Arbeitnehmer:in wird überhäuft mit Jobangeboten, sodass die eigene Bereitschaft, pro Arbeitgeber:in bzw. Bewerbung viel Zeit und Mühe zu investieren, dramatisch gesunken ist. Das bedeutet konkret, dass sich Arbeitnehmer:innen heute aus einem riesigen Angebotdas für sie beste heraussuchen können bzw. viel mehr Möglichkeiten haben, gemeinsame Schnittstellen für ihre Bedürfnisse zu finden.

Mussten Arbeitnehmer:innen früher das anvisierte Unternehmen von sich überzeugen, ist es heutzutage umgekehrt: Die Arbeitgeber:in respektive Praxis "bewirbt" sich bei potenziellen Mitarbeiter:innen und nicht andersherum. Bieten Sie etwaigen Bewerber:innen keinen einfachen und schnellen Bewerbungsprozess, wartet bereits die nächste Praxis auf ihre Chance, die Arbeitnehmer:in zu gewinnen! Darüber hinaus senken Sie durch eine barrierearme Bewerbung die individuelle Hemmschwelle potenzieller Mitarbeiter:innen, sich aus einer sicheren, aber unzufriedenstellenden Anstellung für eine neue, vielversprechende Anstellung zu bewerben. Die meisten Bewerber:innen, die Ihre Social-Recruiting-Werbeanzeigen sehen, sind zum überwiegenden Teil gar nicht aktiv auf der Suche und dennoch interessiert an Ihrer Praxis. Insbesondere für diese Zielgruppe sollten Sie den Bewerbungsprozess so einfach wie möglich halten. Konkret bedeutet dies, dass Sie auf aufwendige und zeitintensive Bewerbungsschritte wie Lebenslauf und Anschreiben verzichten und stattdessen unkomplizierte und schnelle Kurzbewerbungen via Smartphone ermöglichen.

Praxistipp 2: Authentizität punktet

Das Motto lautet: authentisch statt perfekt. Was bedeutet das für Sie als Arzt- oder Facharztpraxis, die nach neuen Fachkräften wie zum Beispiel MFA sucht? Verzichten Sie darauf, sich als Praxis wie aus dem Werbekatalog zu präsentieren, sondern zeigen Sie, wer Sie wirklich sind. Die wenigsten wollen in einer Praxis arbeiten, in der es keine Fehler gibt und man immer darauf achten muss, ein noch so perfektes Bild abzugeben. Um diese Werte zu vermitteln, sollten Sie glaubwürdige und authentische Bilder und Videos in den Sozialen Medien nutzen, auf denen "echte" Menschen und keine idealisierten Fotomodels zu sehen sind.

Um dies zu erreichen, muss nicht zwingend in ein professionelles Videoteam investiert werden, das eine perfekte Inszenierung bietet. Auch sollten Sie keine glorifizierten Skripte verfassen, die sofort den Eindruck vermitteln, dass es nicht die eigenen Worte der jeweiligen Mitarbeiter:in sind. Es ist vollkommen ausreichend, ein gutes Smartphone in die Hand zu nehmen, um Fotos oder kurze Videosequenzen aus dem Arbeitsalltag zu erstellen, die einen authentischen Eindruck vermitteln.

Ein kleiner Versprecher oder ein spontanes Lachen während der Aufnahmen erzeugen beispielsweise viel Sympathie, weil Sie dadurch zeigen, dass in Ihrer Praxis Menschen arbeiten und keine Maschinen.

Praxistipp 3: Passive Bewerber:innen

Der unvergleichliche Vorteil des Social Recruitings liegt darin, dass Sie damit v. a. auch die sogenannten passiven Bewerber:innen ansprechen, also jene Personen, die gegenwärtig in einer anderen Praxis angestellt sind und gar nicht aktiv auf der Suche sind. Auch potenzielle Bewerber:innen, die gelernte MFA sind und aktuell nicht in dem Beruf arbeiten, können so erreicht werden.
Mit konventionellen Methoden der Mitarbeitergewinnung wie z. B. Print-Zeitungsannoncen oder Online-Stellenportale erreichen Sie hingegen lediglich die Bewerber:innen, die aktiv nach einer neuen Anstellung suchen. Mit Social Recruiting können Sie eine signifikant größere Zielgruppe ansprechen sowie eine höhere Reichweite und Sichtbarkeit erlangen. Ihre Vakanzen, die Sie z. B. bei Facebook oder Instagram bewerben, sollten daher die Benefits, von denen die Arbeitnehmer:innen bei Ihnen profitieren, eindeutig kommunizieren. Erstellen Sie Bild- und Videomaterial, das Aufmerksamkeit erzeugt und im Gedächtnis bleibt. Führen Sie Ihre Praxiswerte an, um sich von Ihren Kolleg:innen abzuheben und zu verdeutlichen, warum Sie z. B. die erste Adresse für MFA in Ihrer Region sind.

Alternativlos?!

Wenn Sie zuverlässig und nachhaltig Mitarbeitende für Ihre Praxis finden möchten, ist Social Recruiting eine ideale, weil mehrfach bewährte Methode. Sollten Sie sich nicht selbst mit dem Thema auseinandersetzen wollen oder nicht die zeitlichen Kapazitäten dafür aufbringen können, dann haben Sie natürlich auch die Möglichkeit, auf externe Expert:innen zu setzen, die Sie auf dem Weg zur digitalen Transformation im Bereich Personalgewinnung und -management begleiten.

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Autor

© Rankingdocs/Sebastian Weidner
Sebastian Weidner

Inhaber der Rankingdocs GmbH (Fachkräftegewinnung im Gesundheitswesen)



Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (2) Seite 22-23