Tagtäglich berichtet die Presse über Gesundheitsthemen – nicht nur zum Coronavirus. Dafür brauchen Journalist:innen die fachliche Expertise von Ärzt:innen: in Form eines Fakten-Checks, als Statement/Zitat oder im besten Fall als ausführliches Interview.

Experten-Kreis Gesundheit: Vermittlung medizinischer Expert:innen
Damit sich beide Seiten schnell und gezielt finden, betreibt die "Stiftung Gesundheit" den "Experten-Kreis Gesundheit" (EKG): Ärzt:innen, die als Ansprechpartner:innen für Redaktionen zur Verfügung stehen, können sich dort kostenlos eintragen. Mittlerweile findet man hier rund 13.000 Ärzt:innen. Die Basis für diesen Journalisten-Service ist die Arzt-Auskunft, in der niedergelassene Ärzt:innen, Zahnärzt:innen, Psychologische Psychotherapeut:innen verzeichnet sind, die in der Patientenversorgung tätig sind. Von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Die eingetragenen Mediziner:innen haben die Möglichkeit, sich in den Medien als Expert:innen für ihr jeweiliges Fachgebiet zu präsentieren. Journalist:innen können die fachliche Korrektheit ihrer Berichte sicherstellen und sie durch Zitate aus erster Hand aufwerten: http://www.arzt-auskunft.de/de/informationen-fuer-aerzte/experten-kreis-gesundheit.htm

Für Hausärzt:innen ist das eine großartige Möglichkeit, auch ohne eigene, zeitintensive Pressearbeit oder bezahlte Anzeigen in den Medien präsent zu sein: als Expert:in in Artikeln, im Rahmen von Podcasts oder Hörfunk- und TV-Sendungen.

Dr. Eckart von Hirschhausen, Dr. Christoph Specht oder Dr. Johannes Wimmer: Sie zählen zu den bekannten "TV-Ärzten" und sind regelmäßig als Gesprächspartner in Diskussionsrunden zu sehen. Renommierte Fernsehsender und Medienhäuser schätzen ihre Expertise. Redaktionen und Zuschauer:innen sind sie gleichermaßen vertraut. Man muss aber nicht gleich eine bekannte Medienexpert:in werden, um das eigene Reputationsmanagement mittels Presseveröffentlichungen zu verbessern.

Dr. med. Jessica Hinteregger-Männel, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Ernährungs- und Sportmedizin sowie Osteopathin, wurde bereits von verschiedenen Medien als Expertin angefragt: So meldeten sich zum Beispiel Redakteure von Frauenzeitschriften wie Bunte, Freundin, Brigitte, Elle, myself oder Bild der Frau bei ihr. Inhaltlich ging es dabei um unterschiedliche Themen wie Erkältung, Akupunktur, Allergiebehandlung, Magen-Darm-Beschwerden, Sportmedizin und Seelenhygiene, aber auch um sogenannte Tabuthemen, die Patient:innen eher ungern persönlich in der Praxis ansprechen. "Bei den Printmedien lief die Zusammenarbeit bisweilen gut und seriös", berichtet Dr. Hinteregger-Männel mit Privatpraxis in Meerbusch bei Düsseldorf. "Meistens führen wir ein Telefoninterview oder ich antworte schriftlich und stichwortartig auf die Fragen. Anschließend formulieren die Redakteure die Sätze aus und schicken mir den fertigen Text mit meinen Zitaten zur Freigabe." Journalist:innen sind oft gezwungen, Inhalte zu kürzen oder sinngemäß umzuformulieren, damit sie gut in den Textverlauf passen und die maximale Textlänge nicht überschritten wird. Die Allgemeinmedizinerin empfiehlt daher, sich immer seine Zitate zum Autorisieren schicken zu lassen, und das am besten im Kontext.

Praxistipp: Bieten Sie den Redakteur:innen an, den gesamten Beitrag auf fachliche Richtigkeit zu prüfen. Weisen Sie aktiv darauf hin, dass das der Redaktion Arbeit abnimmt – so können Sie zugleich sicherstellen, dass Sie auch korrekt wiedergegeben werden.

Die optimale Interview-Vorbereitung

Ein gutes Interview – und letztendlich ein schönes Ergebnis in den Medien – bedarf etwas Vorbereitung. Dafür haben Hausärzt:innen hier eine optimale Möglichkeit, sich als kompetenter Ansprechpartner zu präsentieren, der aussagekräftige Zitate liefert und beim nächsten Thema gerne wieder angefragt wird. Und das bei verhältnismäßig geringem Aufwand.

Umfang und Schwerpunkt absprechen

Klären Sie in einem kurzen Vorab-Gespräch, um welches Thema es sich genau handelt, wo der Schwerpunkt liegt und welche Aspekte relevant sind. Bitten Sie darum, Ihnen die Fragen vorher zuschicken zu lassen. Erkundigen Sie sich nach der Länge des Beitrags und an welche Zielgruppe sich das Medium wendet. Nennen Sie der Redakteur:in von sich aus Ihren vollständigen Namen und Titel sowie Ihre Facharztbezeichnung und Schwerpunkte. Beim TV erfragen Sie, ob das Statement aufgezeichnet oder live ausgestrahlt wird.

Kurze, einfache Sätze formulieren

Machen Sie es Ihren Zuhörern leicht, Ihnen zu folgen. Formulieren Sie kurze und verständliche Sätze. Bei einer Aufnahme fürs Fernsehen oder für eine Radiosendung sprechen Sie deutlich und lassen sich Zeit. Fragen Sie nach, wenn Sie eine Frage nicht verstanden haben. Und falls Sie etwas nicht wissen sollten, kommunizieren Sie das offen.

Auch mal Nein sagen

Bei der Zusammenarbeit mit Fernsehjournalisten hat die Allgemeinmedizinerin aus Meerbusch sehr unterschiedliche Erfahrungen gesammelt: Professionell lief es z. B. bei der ARD-Talkshow Fliege, dem SAT.1-Frühstücksfernsehen, bei Anfragen vonseiten des WDR und von phoenix. Einen Dreh in einem Pralinengeschäft zur Frage, ob Schokolade gesund sei, hat Hinteregger-Männel in nicht so guter Erinnerung behalten: "Meine Antworten bezogen sich stets auf die dunkle Schokolade mit den gesunden Wirkstoffen. Doch im Schnitt wurde das Wort "dunkle" einfach weggelassen und alles verallgemeinert." Dies sei nicht abgesprochen gewesen und zudem habe sie auch keinen Vorschnitt zur Freigabe erhalten. "Es ist ärgerlich, wenn Inhalte durch den Schnitt der Antworten anders dargestellt werden und die Kernaussagen verfälscht werden", so Männel.

Praxistipp: Natürlich erhält Dr. Hinteregger-Männel auch manchmal weniger seriöse Anfragen zu medizinischen Themen oder es werden eher problematische Statements gewünscht, etwa zu einem Krankenhausaufenthalt vom damaligen Prinz Philip: "Diese lehne ich grundsätzlich dankend ab."

Lokale Presse wertvoll

Natürlich ehrt einen die Anfrage von bekannten und auflagenstarken Medien, doch insbesondere die regionalen Print- und TV-Formate sollte man als Hausärzt:in nicht unterschätzen. Denn genau diese nehmen wiederum die Patient:innen aus der Umgebung wahr und finden so den Weg in die Praxis. Durch Interviews in überregionalen Publikationen kann man sich zwar deutschlandweit einen Namen als Expert:in machen, erreicht damit jedoch eher weniger neue potenzielle Patient:innen.

Praxistipp: Die Chancen, dass Sie als Interviewpartner:in ausgewählt werden, erhöhen sich, wenn Sie sich in Ihrem Fachgebiet spezialisiert haben, führendes Mitglied z.B. in einer ärztlichen Fachgesellschaft oder einem Verband sind bzw. bei Kongressen referieren. Darüber hinaus sollten Journalist:innen die Chance haben, Sie im Internet zu finden: über eine suchmaschinenoptimierte Praxiswebsite oder z.B. über den "Experten-Kreis Gesundheit".

Zeitnah auf Anfragen reagieren

Wenn nun Journalist:innen bei Ihnen in der Praxis anrufen und nach Interviewpartnern suchen, sitzt ihnen oft eine Deadline im Nacken. Antworten Sie deshalb stets zeitnah auf Presseanfragen. Weisen Sie Ihre Mitarbeiter:innen darauf hin, dass Presseanfragen mit hoher Priorität an Sie weitergeleitet werden sollen. Informieren Sie Ihr Team, wie schnell Sie auf Presseanfragen reagieren, damit Ihr Team den Journalist:innen einen verlässlichen Zeitraum für Ihren Rückruf benennen kann.

Pressespiegel auf der Praxiswebsite

Eine Online-Übersicht Ihrer bisherigen Expertenauskünfte belegt, wie presseaffin Sie sind. Auf Online-Artikel dürfen Sie jederzeit verwenden. Wollen Sie dagegen Scans, PDFs oder Fotos von Print-Artikeln veröffentlichen, brauchen Sie wegen des Urheberrechts eine schriftliche Einwilligung des Verlags. Alternativ dürfen Sie in Textform auf den Beitrag hinweisen oder Ausschnitte aus ihm zitieren. Achtung: Nur ein kleiner Auszug aus einem ganzen Werk ist erlaubt. Entscheidend ist das Verhältnis der Länge des Zitates zur Länge des Artikels. Und Vorsicht: Das Logo eines Medientitels sieht oft eindrucksvoll aus. Doch auch Logos dürfen Sie nur mit schriftlicher Erlaubnis nutzen.

Der Artikel ist auszeichnungswürdig?!

Wenn Sie einen herausragenden Beitrag gelesen, gehört oder gesehen haben oder selbst als Autor:in tätig sind, reichen Sie den Beitrag doch bei der Stiftung Gesundheit ein. Satzungsgemäß zeichnet sie jährlich hervorragende Beiträge zu Medizin- und Gesundheitsthemen aus. Der Preis ist mit 3.000 € dotiert. Die neue Bewerbungsphase beginnt im Herbst 2022 ( http://www.stiftung-gesundheit.de , Webcode: Publizistik-Preis).

Checkliste: Das optimale Porträtfoto
Halten Sie ein professionelles Personenbild von sich bereit, das Medien für ihre Berichterstattung nutzen können. Achten Sie dabei auch auf die korrekte Angabe der Bildquelle. Ein gutes Porträtfoto erzeugt Aufmerksamkeit, spricht diejeweilige Betrachter:in an und weckt Sympathie:
  • Ausdruck: Achten Sie auf eine offene Körperhaltung und einen freundlichen Gesichtsausdruck.
  • Klare Konturen: Verzichten Sie auf auffällige Hintergründe und zusätzliche Motivelemente: Setzen Sie auf klare Konturen.
  • Gute Qualität: Porträtfotos erfordern gutes Handwerk. Investieren Sie lieber in eine Fotograf:in, bevor Sie versuchen, Ihre Praxis in ein Fotostudio zu verwandeln.
  • Auflösung für Print und Web: Bilder für Gedrucktes benötigen eine Auflösung von mindestens 300 dpi. Für Websites reichen 72 dpi, damit Browser die Seite zügig laden.
  • Eindeutiger Dateiname: Benennen Sie die Datei vor dem Versand selbsterklärend, etwa "Porträt-Dr-Mustermann.jpg".
  • Fotonachweis: Lassen Sie sich von der Fotograf:in schriftlich bestätigen, dass Sie das Foto für Ihre Öffentlichkeitsarbeit verwenden dürfen. Geben Sie den Namen des Fotografen als Bildquelle an die Redaktion weiter.


Expertin

© Uwe Hirschmann
Dr. Jessica Hinteregger-Männel



Autorin

© Stiftung Gesundheit
Alexandra Köhler

Redaktionsleitung "Stiftung Gesundheit"



Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (6) Seite 60-62