Literaturreview: Gesättigt oder ungesättigt, kurz- oder langkettig: Fett ist nicht gleich Fett. In einer Übersichtsarbeit beschreibt ein Team aus niederländischen und amerikanischen Autoren die aktuelle Studienlage zu den Herz-Kreislauf-Effekten der verschiedenen Nahrungsfette.

Eines ist sicher: Sowohl tierische als auch pflanzliche Fette bestehen immer aus einer Mischung gesättigter, ungesättigter und mehrfach ungesättigter Fettsäuren, allerdings in unterschiedlichen Anteilen, schreiben Peter L. Zock und Kollegen in der Zeitschrift Current Cardiology Reports [1].

SAFA, MUFA und PUFA

Die frühe Forschung der 1950-er und 1960-er Jahre konzentrierte sich vor allem auf gesättigte Fettsäuren (engl. saturated fatty acids, kurz: SAFA) sowie pflanzliche einfach ungesättigte (engl. monounsaturated fatty acids, kurz: MUFA) und mehrfach ungesättigte (engl. polyunsaturated fatty acids, kurz: PUFA) Fettsäuren und deren Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel und das Risiko für koronare Herzerkrankungen. SAFA findet man in besonders hoher Konzentration in tierischen Produkten (z. B. Wurst, Käse, Milchprodukte). Sie sind das stabilste Fett und galten jahrelang als "verpönt", weil sie angeblich schlecht fürs Herz sind. Heute sieht man das etwas differenzierter.

MUFA sind dagegen vor allem in pflanzlichen Fetten zu finden (z. B. in Oliven-, Raps-, Erdnussöl), aber auch in Tierprodukten. MUFA sind weniger stabil als gesättigtes Fett. PUFA findet man überwiegend in pflanzlichen Fetten (z. B. in Distel- und Sonnenblumenöl) sowie in Nüssen, Zerealien, Fisch und Fleisch. Sie sind sehr instabil. MUFA und insbesondere PUFA werden als die "guten Fette" betrachtet.

Trans-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren

Spätere Untersuchungen unterstrichen dann die positive Bedeutung der sehr langkettigen Omega-3-Fettsäuren (auch n-3-PUFA), die vornehmlich in Fisch und Meeresfrüchten vorkommen und mehrere positive Effekte bezüglich metabolischer Krankheiten zeigen. Trans-Fettsäuren (TFA), also gehärtetes Fett (z. B. in Margarinen und Pflanzenölen), haben hingegen negative Auswirkungen auf die Herzgesundheit, wie man heute weiß. Dabei handelt es sich um PUFA, die durch industrielle Prozesse verändert wurden und sich so gesundheitsschädigend auswirken können.

Die meisten Studien zu Nahrungsfetten untersuchen die wichtigsten Fettsäureklassen SAFA, MUFA und PUFA und ihre Auswirkungen auf das Lipoprotein-Profil sowie das KHK-Risiko. Das generelle Problem beim Vergleich von Fettsäuren, die ja eine beträchtliche Energiemenge pro Tag liefern: Anders als bei Medikamentenstudien gibt es für sie kein geeignetes Plazebo, um ihre unabhängigen Effekte zu untersuchen. Daher wurden in der vorliegenden Analyse die Wirkungen von SAFA, MUFA und PUFA mit einer ähnlichen Energiemenge anderer Makronährstoffe verglichen, welche die zu untersuchende Fettsäure ersetzen (z. B. andere Fettsäuren, Kohlenhydrate oder Proteine).

PUFA statt SAFA

Anhand von Daten aus Metaanalysen metabolischer Untersuchungen, prospektiver Kohorten und randomisiert kontrollierter Studien (RCTs) zeigt die Arbeit, dass das Risiko für eine KHK deutlich sinkt, sobald man SAFA durch PUFA ersetzt. Zudem ist ein hoher PUFA-Konsum generell mit einem reduzierten Risiko für KHK verbunden. Die kombinierten Daten aus metabolischen Studien, prospektiven Kohortenstudien und randomisierten Studien belegen, dass ein fünfprozentiger Austausch von SAFA durch PUFA das Risiko von KHK um etwa zehn Prozent senkt. Zudem war PUFA-Konsum alleine mit einem reduzierten KHK-Risiko verbunden.

Werden SAFA allerdings durch Kohlenhydrate innerhalb einer fettarmen Ernährung ersetzt, zeigt sich kein kardiovaskulärer Nutzen. Dieser Befund deckt sich auch mit der Women’s Health Initiative Studie von Howard et al., die eine Verringerung der Gesamtfettzufuhr auf 20 % der Kalorien vorsieht.

MUFA, n-3- und n-6-PUFA

Die vorliegende Zusammenfassung macht zudem deutlich, dass sich das Lipid- und Lipoprotein-Profil der Patienten verbessert und das Risiko für koronare Herzkrankheiten reduziert, wenn SAFA durch MUFA ersetzt werden. Darüber hinaus haben langkettige, mehrfach ungesättigte n-3- bzw. Omega-3-Fettsäuren, die in Fisch enthalten sind, mehrere vorteilhafte metabolische Effekte. Wer regelmäßig fetthaltigen Fisch isst, hat danach ein niedrigeres Risiko für eine tödliche KHK oder einen Schlaganfall.

Vielversprechende neue Erhebungen zu den n-6-PUFA, also zu den Omega-6-Fettsäuren, einer speziellen Gruppe mehrfach ungesättigter Fettsäuren, die in vielen Pflanzenölen zu finden sind, zeigten außerdem, dass n-6-PUFA das Risiko für Typ-2-Diabetes senken können, einer der Hauptrisikofaktoren für die KHK.

Fettart geht vor Fettanteil

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass vielmehr die Art des Nahrungsfetts, nicht die Gesamtfettaufnahme ein wichtiger Faktor ist, eine KHK zu entwickeln. Die Analyse der Studien hätte gezeigt, dass ein teilweiser Austausch von SAFA mit ungesättigten Fettsäuren, insbesondere pflanzlichen PUFA, am effektivsten ist für den Erhalt der kardiovaskulären Gesundheit. Der erhöhte Verzehr mehrfach ungesättigter Fettsäuren birgt dabei vermutlich sogar einen größeren Nutzen, als die Zufuhr gesättigter zu reduzieren.

Aktuelle Leitlinien zum Konsum von Nahrungsfetten empfehlen generell, den Verbrauch tierischer Fette, die einen hohen Anteil an SAFA aufweisen, einzudämmen und durch pflanzliche Öle, die viel MUFA und PUFA enthalten, zu ersetzen. Außerdem sollte man viel Fisch essen. Diese Empfehlungen sind am besten als Teil einer gesunden Ernährung umzusetzen, die auch einen hohen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel, die reich an Ballaststoffen sind, vorsieht sowie die Aufnahme von Zucker und Salz begrenzt.


Literatur:
1) Progressing Insights into the Role of Dietary Fats in the Prevention of Cardiovascular Disease: Peter L. Zock, Wendy A. M. Blom, Joyce A. Nettleton, Curr Cardiol Rep (2016) 18: 111, DOI 10.1007/s11886-016-0793-y


Autorin:
Angela Monecke



Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2017; 39 (4) Seite 24-25