Obwohl im Frühjahr und Sommer die allergische Rhinitis Hochkonjunktur hat, wird sie häufig nicht als solche erkannt – sei es, weil die laufende Nase und die juckenden Augen für eine Bagatelle gehalten werden, sei es, weil man eher an eine Erkältung denkt. Einer aktuellen Untersuchung zufolge erlauben bereits vier Fragen eine Einschätzung, ob eine weiterführende allergologische Testung eingeleitet werden sollte.
Auch wenn die Beschwerden einer allergischen Rhinitis (AR) oft als Bagatelle eingeschätzt werden, sind deren Auswirkungen keineswegs gering. Denn die Primärsymptome stören den Schlaf, schränken die intellektuellen Fähigkeiten ein und vermindern die Erholungsmöglichkeiten.
Die Folgen davon sind wiederum eine eingeschränkte Lebensqualität und schlechte Leistungen in Schule und Beruf. Zudem ist die allergische Rhinitis häufig mit weiteren Komorbiditäten (z. B. Rhinosinusitis, Asthma, Konjunktivitis) assoziiert beziehungsweise stellt einen unabhängigen Risikofaktor für die Entwicklung eines Asthmas dar. Viele Patienten aber suchen wegen der vermeintlichen Befindlichkeitsstörung gar nicht den Arzt auf, sie behandeln sich mit Hilfe der Apotheker selbst oder halten die oft nur saisonal begrenzten Beschwerden einfach aus.
Der allergischen Rhinitis kommt nicht die nötige Aufmerksamkeit zu; sie ist unterdiagnostiziert, lautet denn auch das Fazit einer dänischen Studie [2]. Das Team von Dr. Christian Grønhøj Larsen von der Universität Kopenhagen hat 1.277 Patienten, die mindestens ein Rhinitissymptom angaben, eingehend hinsichtlich ihrer Atemwegsbeschwerden befragt und einem Prick-Test unterzogen. Dabei konnte bei 23 % der Teilnehmer eine allergische Rhinitis definitiv nachgewiesen werden, von denen 43 % keinerlei Therapie erhalten hatten [2].
Mit vier Fragen der AR auf der Spur
Für den Hausarzt ist es nicht einfach, die allergische Rhinitis zu diagnostizieren, zumal wenn die Erkältungszeit und die (Frühblüher-)Pollensaison zusammenfallen.
Um Abhilfe zu schaffen, haben italienische Allergologen einen kurzen Fragebogen entwickelt, mit dem der Arzt den Verdacht auf AR erhärten kann [1]. Professor Dr. Maurizio Galimberti und Kollegen stellten 401 Patienten mit nasalen Symptomen neun Fragen und unterzogen sie anschließend einem Prick-Test auf inhalative Allergene. Bei 78 % der Teilnehmer bestätigte sich mit dem Prick-Test der Verdacht auf eine allergische Rhinitis, bei 22 % fiel der Test negativ aus. Bei der näheren Analyse kristallisierten sich vier Fragen als wegweisend für die weitere Diagnostik heraus:
- Haben Sie Eltern/Blutsverwandte, die an Heuschnupfen oder Asthma leiden?
- Verschlimmern sich Ihre Nasen- oder Augenbeschwerden im Frühling?
- Hatten Sie schon einmal Husten oder Atemnot während einer Anstrengung?
- Benutzen Sie häufig Nasensprays?
Wurden die Fragen 2 bis 4 mit "Ja" beantwortet, ergab sich eine Wahrscheinlichkeit von 85 % für einen positiven Prick, das heißt für eine manifeste AR – auch ohne Berücksichtigung der Familienanamnese. In diesen Fällen können Hausärzte und Nichtallergologen von einem Bedarf für eine weitere Abklärung durch den Allergologen ausgehen. Zielgerichtet könne so eine Verbesserung der Zuweisungen erreicht und damit die Anzahl nicht angemessener Testungen reduziert werden, hoffen die Autoren. Dadurch können nicht nur Kosten vermieden, sondern auch Hinweise für das Management der Beschwerden abgeleitet werden, das sich bei allergischer und nicht-allergischer Ursache der Rhinitis unterscheidet.
Denn allein aufgrund der Rhinitissymptome – die bei allergischer und nicht-allergischer Genese gleich ausfallen – würden viele Patienten (in der Studie etwa 30 %) unnötig einer allergologischen Abklärung zugewiesen werden.
Bei einem "Nein" auf Frage 2 hingegen kann eine nasale Zytologie dazu beitragen, nicht-allergische Formen der Rhinitis weiter zu unterscheiden, so die Autoren. Angelika Ramm-Fischer
Genehmigter und bearbeiteter Nachdruck aus Ars Medici 6/2016
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (11) Seite 44-46