In der Mitte Ostafrikas und direkt am Äquator liegt Uganda, das oft auch als Perle Afrikas bezeichnet wird. Kein Wunder, denn das Landschaftsbild ist geprägt von Gletschern und Tropenlandschaften bis hin zu Wüsten und tropischem Regenwald. Und in den dichten Bergregenwäldern findet sich eine der größten Primatenpopulationen weltweit. Höchste Zeit also für unseren Reiseautor, sich auf eine Safari zu unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen und Gorillas, zu begeben.

Das erste Ziel dieser Safari ist der Kibale Forest Nationalpark, der 1993 im Westen Ugandas gegründet wurde. Er bietet den Besucher:innen nicht nur eine herrliche Kombination aus dichtem Bergnebelwald mit Sumpf- und Graslandschaften, er ist darüber hinaus auch ein Refugium für zahlreiche Schimpansen und ist deshalb prädestiniert für ein großartiges Affentheater.

Schimpansen hört man, bevor man sie sieht

Wilde Schreie, die zuweilen wie ein Bellen klingen, dann wieder wie das Quieken junger Welpen. Rascheln in den Blättern, Bewegung in den Baumwipfeln, huschende Schatten. Schwarze Punkte springen aufeinander zu, das Gezeter wird lauter – und schwillt plötzlich wieder ab. Offensichtlich gab es Streit in der Schimpansengruppe, auf deren Spuren wir im Kibale-Nationalpark unterwegs sind. "Es sind meist die weiblichen Schimpansen, vor allem die Mütter, die in Streit geraten", berichtet Rangerin Sarah Nemigisha. In Tarnfarben gekleidet und mit hohen schwarzen Gummistiefeln an den Füßen führt sie uns durch den Kibale-Wald. Auch wenn sie gut zu hören sind, zu sehen bekommen wir die weiblichen Schimpansen vorerst kaum.

Wir warten ab, was sich in den Baumwipfeln tut. In aller Gemütsruhe klettert ein größerer Schimpanse nach unten, beäugt uns etwas – und legt sich dann entspannt auf den Rücken. Auf dem Waldboden liegend, schaut er ab und an zu uns her, blickt dann wieder hoch zu den Baumkronen. Bald hüpft ein weiterer Schimpanse nach unten und legt sich ebenfalls hin. Dass wir in der Nähe sind, stört die beiden Affen kaum, schließlich bekommt die Gruppe regelmäßig Besuche von Tourist:innen.

Ohne Ranger geht nichts

"Hier im Kibale-Wald leben ungefähr 1.450 Schimpansen, die sich auf 13 Gruppen aufteilen. Fünf dieser 13 Gruppen sind an den Kontakt mit Menschen gewöhnt", berichtet Sarah Nemigisha. Viele der Tiere bleiben in den Baumwipfeln, andere befinden sich irgendwo in der weiteren Umgebung. Die Tiere halten sich normalerweise in einem festen Territorium auf, das etwa 35 Quadratkilometer umfasst. Dass wir sie gleich gefunden haben, verdanken wir der Erfahrung der Ranger. Sarah, unsere Führerin, hält in ihrer linken Hand meist ein Funkgerät. Darüber wird sie informiert, falls sich die Affenbande in eine bestimmte Richtung bewegt. Die rechte Hand unserer Dschungel-Führerin ruht auf ihrer AK 47, die sie umgehängt hat. Diese Kalaschnikow hat sie bei Trackingtouren stets dabei, um die Besucher:innen schützen zu können – vor Waldelefanten und wild gewordenen Büffeln, aber auch vor aggressiven Schimpansen. Wird die Situation brenzlig, reicht es meist aus, einen Warnschuss abzugeben.

Von wasserscheuen Schimpansen …

Während wir mit Sarah durch den Wald stapfen, setzt Regen ein, der mit der Zeit heftiger wird. Für die Schimpansenbeobachtung erweist sich das als Glücksfall. "Die Tiere wollen nicht gern nass werden und kommen deswegen nach unten", erläutert Sarah – und folgt der Schimpansengruppe, die gerade ihren Standort wechselt. Nach ein paar Minuten stoßen wir auf eine Forststraße, die von einigen Schimpansen bereits überquert worden war. Andere Tiere folgen. Normalerweise sollen wir zu den Schimpansen mindestens zehn Meter Abstand halten. Doch während wir auf dem Waldweg stehen, entscheiden sich etliche Affen dafür, ganz in unserer Nähe zu kreuzen.

… zu den seltenen Berggorillas

Szenenwechsel: Der Bwindi Impenetrable Nationalpark ist ein Bergnebelwald fast 2.000 Meter über Meereshöhe im Südwesten Ugandas. Hier sind wir auf der Suche nach Menschenaffen, die noch deutlich seltener und gefährdeter sind als die Schimpansen: die Berggorillas. "Die Berggorillas können nur im natürlichen Habitat überleben, niemals im Zoo", erläutert Rangerin Florence Mbabazi. Auch Florence führt uns in den Dschungel, allerdings ist das Gelände diesmal deutlich herausfordernder. Oftmals muss die Rangerin ihre Machete einsetzen, um durchs dichte Gebüsch eine Schneise zu schlagen. Auf rutschigen Pfaden geht es bergauf und bergab – und nach etwa dreißig Minuten hat niemand mehr aus unserer Gruppe trockene Füße. Nach etwa vierzig Minuten haben wir die Bweza-Gruppe erreicht. Sie ist eine von achtzehn Gorillagruppen, die im Bwindi-Nationalpark an die Besuche von Menschen gewöhnt sind. Die Gruppe sei beliebt, weil zu ihr auch mehrere Babys und Jungtiere gehören, verrät uns Florence. Und die kleinen Gorillas sind, das merken wir schnell, ganz besonders neugierig. Während die Mutter mit Abstand und beständig Blätter mampfend am Waldboden sitzen bleibt, spaziert ein Gorillakind kurzerhand an uns vorbei, überquert den kleinen Pfad, auf dem wir unterwegs waren, und platziert sich an einem Busch auf der anderen Wegseite. Dort setzt es sich aufrecht hin. Dadurch hat es Arme und Hände frei, um nach Blättern zu greifen.

Ein Silberrücken, der zweitdominanteste der Gruppe, ist ganz in der Nähe. Während er Blätter mampft, schaut er immer wieder zu uns und zu dem Jungtier. "Ein Gorilla kann pro Tag bis zu zehn Prozent seines Körpergewichts fressen, der hier dürfte durchaus 25 Kilo am Tag zu sich nehmen", berichtet Florence. Eine Stunde lang dürfen wir bei den gefräßigen, aber äußerst friedlichen Menschenaffen bleiben, danach ist die Beobachtungszeit vorbei – und die Tiere sollen wieder ungestört sein. Vermutlich hätten wir durchaus ein paar Minuten überzogen. Doch nach exakt 64 Minuten zwingt uns ein aggressiver Wespenschwarm zum Rückzug im Eiltempo. Die Kalaschnikows der Ranger mögen vor Angriffen durch Großtiere schützen – doch bei Schwarzen Wespen, die nicht nur stechen, sondern auch beißen, sind sie machtlos. Und so rennen wir los, als wären wir vom wilden Affen gebissen. Dabei haben uns sowohl die Gorillas wie auch die Schimpansen überaus gastfreundlich empfangen.

Reise-Informationen
  • Anreise: Umsteigeflüge nach Entebbe bieten unter anderem Emirates, KLM, Brussels Airlines, Ethiopian Airlines und Turkish Airlines.
  • Einreise: Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise ein Visum, das vorab online zu beantragen ist (https://visas.immigration.go.ug/).
  • Klima/beste Reisezeit: Aufgrund der Höhenlage liegt die durchschnittliche Temperatur in Kampala ganzjährig bei 22°C. Die Hauptniederschläge fallen während der Regenzeiten im April/Mai und im November. Gut bereisbar ist das Land insbesondere von Dezember bis März und von Juni bis Oktober.
  • Gesundheit: Eine Gelbfieberimpfung ist erforderlich, eine Malariaprophylaxe empfehlenswert.
  • Aktivitäten: Wer Angebote wie Schimpansen- oder Gorillatracking individuell wahrnehmen will, muss sich vorher bei der Ugandan Wildlife Authority (www.ugandawildlife.org) oder über einen Touroperator (https://www.bwindiforestnationalpark.com/gorilla-safari-companies.html) ein Permit besorgen. Die Kosten für Gorillatracking liegen derzeit bei 700 US-Dollar, für Schimpansentracking im Kibale-Wald sind es 200 US-Dollar.
  • Pauschalangebote: Ein reichhaltiges Angebot an Uganda-Rundreisen bieten Afrikaspezialisten wie Abendsonne Afrika (https://abendsonneafrika.de), AST African Special Tours GmbH (www.ast-reisen.de), Akwaba Afrika (akwaba-afrika.de), Habari Travel (www.habaritravel.de), Karibu Safaris (www.karibu-safaris.de) oder Diamir (www.diamir.de).
  • Übernachten: Zehn Chalets und einen Blick über den Lake Mutanda bietet die Chameleon Hill Lodge, Bwindi National Park South Lake Mutanda, www.chameleonhill.com. Die Lodge ist ein guter Ausgangspunkt für das Gorillatracking. Herrliche Ausblicke und gediegener Kolonialstil begeistern in der Ndali Lodge, www.ndalilodge.com. Von hier aus hat man es nicht weit zum Schimpansentracking im Kibale Forest.



Autor
Rainer Heubeck

Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (6) Seite 70-72