Es geht auch ohne operatives Lifting oder Tiefen-Peeling: Mit kleinen intrakutanen Injektionen kann der Haut wieder zu mehr Strahlkraft verholfen werden. Die Palette der dabei verwendeten Substanzen ist groß: Sie reicht von Vitaminen über Hyaluronsäure bis PRP (Platelet Rich Plasma).

Die Zeichen der Hautalterung sind vielfältig. Genauso groß ist aber auch die Palette der Maßnahmen, um diese Alterungszeichen zu mindern. Während für generell hängende, erschlaffte Gesichtspartien ein chirurgisches Lifting angezeigt ist, oder bei einzelnen tiefen Falten Filler oder Botulinumtoxin-Injektionen zum Einsatz kommen, kann bei weniger auffälligen Alterszeichen auch mit weniger invasiven Maßnahmen geholfen werden. Das Gesicht soll insgesamt nicht mehr so müde und schlaff erscheinen. Vielmehr soll der „Glow“ zurückkommen, wie es Dr. Liesl ­Häussermann-Mangold (Ober­ursel) ausdrückt. Und das lasse sich mit vielen, kleinen, oberflächlichen Injektionen erzielen, die unter dem Begriff Mesotherapie zusammengefasst werden.

Per definitionem handelt es sich dabei um eine oberflächliche Injektionsbehandlung, bei der man die Therapie nah an den Ort des krankhaften Geschehens bringt. Wie Häussermann-Mangold berichtete, versteht man in der ästhetischen Medizin unter Mesotherapie eine Behandlung mit verschiedenen Substanzgemischen – Fertig-Lösungen und auch „Geheimrezepturen“ – die intrakutan oder knapp subkutan injiziert werden. Allerdings gibt es bisher keine gesicherten, evidenzbasierten Studien zu Medikamentenmischungen in der Mesotherapie, so Häussermann-Mangold.

Mehr Hautturgor und Fibroblasten-Aktivität

Individuell abgestimmt kommen hauptsächlich folgende Substanzen in der Mesotherapie zum Einsatz:

  • Vasoaktive Substanzen im weitesten Sinn: Buflomedil, Ginkgo, Theophyllin
  • Neurotoxine: Botulinumtoxin (Micro-BoNT)
  • Hyaluronsäure: unvernetzt
  • Vitamine/Mineralstoffe: Vitamin C, Vitamin-B-Komplex, Biotin, Zink
  • Sonstige: Thymusextrakte, Calcitonin, homöopathische Komplexpräparate, Finasterid (!), „Immunmodulatoren“

Die vielen über ein Hautareal verteilten Einspritzungen sollen eine verbesserte Hydration und Vaskularisation bewirken, die Fibroblasten- und Kollagen-Neogenese anregen (was auch schon durch die mechanische Alteration durch die vielen kleinen Injektionen erreicht wird), die Bildung von freien Radikalen bremsen und allgemein den Hautturgor erhöhen.

Indiziert ist dieser Mesolift vor allem bei allgemeiner Hauterschlaffung, Turgorverlust, Elastorhexis an Hals und Dekolleté, Photoaging und feinen Fältchen.

Mehrfach-Injektionsgeräte und Mesogun

Die Injektionen können manuell – auch mit Mehrfach-Injektionsgeräten, die etwas martialisch aussehen (Abb. 1) – oder aber (deutlich zeitsparender) mit pistolenartigen Geräten, als Mesogun bezeichnet (Abb. 2), erfolgen. Im Allgemeinen gilt: „je oberflächlicher, desto langsamer die Resorption, desto länger die Wirkung“. Häussermann-Mangold empfiehlt 4 bis 6 Sitzungen im Abstand von 2 bis 3 Wochen. Zudem sollte die Mesotherapie von einem effektiven Lichtschutz begleitet werden.

Mesotherapie mit hochverdünntem Botulinumtoxin

Ebenfalls zur Mesotherapie kann die intrakutane Injektion winziger Mengen von hochverdünntem Botulinumtoxin gezählt werden, das Micro-BoNT. Allerdings heißt hier die Indikation nicht in erster Linie „tiefe Falten“, sondern Rosazea, Akne oder Hyperpigmentierung (z. B. Melasma ode4 Altersflecken). Denn das Nervengift wirkt auf viele Strukturen in der Haut. So wird unter anderem die Aktivität der Sebozyten und der Melanozyten gehemmt. Außerdem wird auch die Durchblutung beeinflusst, was das facial flushing, also das plötzliche Erröten bei Rosazea, mindert. Ebenfalls wird die Kontraktion der Fibroblasten angeregt, was zu einem willkommenen Nebeneffekt führt: Die Elastose bessert sich.

Beim Micro-BoNT kommt Botulinumtoxin in fünf- bis zehnmal stärkerer Verdünnung als bei der klassischen Botulinumtoxin-Therapie zum Einsatz. Behandelt werden vor allem die Stirn, der präaurikuläre Bereich oder die Haut über den Jochbeinen (Abb. 3a und b).

Mit Vampirlift gegen feine Fältchen

Eine andere Möglichkeit, der Haut zu mehr Strahlkraft zu verhelfen, ist die Injektion von Platelet Rich Plasma (PRP), das aus dem Blut des jeweiligen Patienten gewonnen wird. Dieses autologe Thrombozyten-Konzentrat enthält unter anderem Wachstumsfaktoren wie HGF (Hepatocyte Growth Factor), TGF (Transforming Growth Factor) EGF (Epidermal Growth Factor) und FGF (Fibroblast Growth Factor), die die Fibroblasten, mesenchymalen Stammzellen sowie die Produktion von körpereigener Hyaluronsäure stimulieren. Die PRP-Injektion, die in der Laienpresse auch gelegentlich als Vampirlift bezeichnet wird, setzt Häussermann-Mangold vor allem gegen Photoaging, Nikotinaging, Krähenfüße und kleine Fältchen ein.

Die Applikation von PRP kann auf verschiedene Weise erfolgen: per Microneedling oder klassisch per manueller Injektion oder Mesogun, wobei eine Stichtiefe von 0,5 bis 2,0 mm gewählt werden sollte. Eine Kombination mit Hyaluronsäure ist möglich. Häussermann-Mangold empfiehlt hier drei Therapiesitzungen im Abstand von 4 bis 6 Wochen, gegebenenfalls kann die Behandlung nach 4 bis 6 Monaten wiederholt werden (Abb. 4a und b).

Häussermann-Mangold machte darauf aufmerksam, dass sich das optimale Ergebnis meist nicht mit einer Methode allein erreichen lässt. Die Mesotherapie ist nur eine Komponente der Behandlung, die mit anderen Maßnahmen wie Lasertherapie, Fillern oder fotodynamischer Therapie kombiniert werden kann.


Literatur
Virtuelle Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft DDG, kompakt und praxisnah; Vortrag Dr. Liesl Häussermann-Mangold (Oberursel), "PRP,FGF, PDT: Alternative Ansätze zur Oberflächen-Rejuvenation mit Mesotherapie", 20.02.2022


Autorin
Angelika Ramm-Fischer

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (6) Seite 18