Ein großer Teil der Akne-Patienten entwickelt atrophe Narben, die durch die chronische Entzündung entstehen können. Daher gilt es, frühzeitig die Entzündungskaskade zu stoppen. Topische Präparate auf der Basis von Retinoiden haben sich in puncto Narbenprävention gut bewährt.

Bei der Akne handelt es sich um eine chronische Erkrankung, welche mit persistierenden Entzündungsreaktionen einhergeht. Diese können in jedem Stadium der ­Akne auftreten – vom initialen, nicht sichtbaren Mikrokomedo bis hin zur Narbe [1]. Eine wichtige Rolle bei den Entzündungsprozessen spielt die Stimulation durch Cutibacterium acnes. Die chronische Entzündungskaskade führt zu einer gestörten Kollagen-Remodellierung und damit zu einer dauerhaften Veränderung der Hautstruktur – Narben als Folge der Akne-Erkrankung sind keine Seltenheit.

Hit hard and early

Rund 43 % der Akne-Patienten entwickeln Narben als Folge der chronischen Entzündungserkrankung der Haut [2]. Einen Großteil hiervon stellen die atrophen Narben dar [3, 4]. Ein entscheidendes pathophysio­logisches Merkmal der atrophen Akne-Narben sind die persistierende Entzündung und eine abnormale Kollagen-­Remodellierung [5, 6]. Bis zu 99 % der Akne-Narben stammen von entzündlichen Läsionen und post­inflammatorischen Erythemen ab [5, 7, 8]. Um das Risiko der Narbenbildung zu reduzieren, gilt „hit hard and early“, sprich: möglichst früh und effektiv in die inflammatorischen Prozesse einzugreifen. Als wirkungsvolle antientzündliche Behandlungsoption bewähren sich bei der Akne vulgaris topische Retinoide. Sie modulieren die zelluläre Proliferation und Differenzierung, die Immunmodulation und in systemischer Form auch die Sebum-Produktion [9]. In der europäischen S3-Leitlinie wird die Kombination mit Benzoylperoxid (BPO) und Adapalen (ADA) für die topische Behandlung als Mittel der Wahl vor Tretinoin und Isotretinoin empfohlen [10].

Die antientzündliche Wirksamkeit der Fixkombination aus 0,3 % ­Adapalen (ADA) und 2,5 % Benzoyl­peroxid (BPO) wurde in der OSCAR-Studie eindrücklich gezeigt: Entzündliche Läsionen reduzierten sich innerhalb von 24 Wochen um 87 %, wobei ein früher Behandlungseffekt bereits nach einer Woche sichtbar war [11].

Wirksam bei Akne-Narben

Das topische Retinoid ADA weist eine starke antientzündliche Potenz auf, indem es unter anderem die Bildung des Toll-like-Rezeptors 2 hemmt. Des Weiteren können Retinoide sich stimulierend auf die Kollagenneogenese auswirken: ­Adapalen hat in Studien gezeigt, dass es die Kollagenneogenese anstoßen und somit das Kollagen­remodelling fördern kann [12]. Retinoide haben aufgrund dieser Eigenschaft einen hohen Stellenwert sowohl in der topischen als auch in der systemischen Therapie.

In der OSCAR-Studie konnte ein sichtbarer Effekt bei der ­Reduktion vorhandener atropher Narben durch die Behandlung mit ­Epiduo® Forte bei Patienten mit mittelschwerer Akne gezeigt werden [11]. Bereits nach 24 Wochen war ein Effekt erkennbar. Zum Ende des Untersuchungszeitraums konnten 15,5 % weniger Narben im Gegensatz zum Vehikel (Anstieg atropher Narben von 14,4 %) verzeichnet werden. Ein Großteil dieser atrophen Akne-Narben hatte einen Durchmesser von 2 – 4 mm.

Alle betroffenen Körperareale langfristig behandeln

Die chronische Erkrankung Akne tritt mit einer Prävalenz von 92 % im Gesicht, mit 61 % auf dem Rücken und mit 45 % auf der Brust auf (Abb. 1) [13]. Jeder zweite Patient mit einer Gesichtsakne weist gleichzeitig eine Beteiligung des Körperstamms auf [13]. Aufgrund der größeren Fläche und des geringen Therapieangebotes wird die Behandlung der Stammakne als schwierig eingeschätzt [14, 15]. Zukünftig wird ein neues topisches Retinoid das therapeutische Spektrum bei Patienten mit mittelschwerer Gesichts- und Stammakne erweitern. Mit dem innovativen Wirkstoff Trifaroten 0,005 % steht hierfür zukünftig eine weitere topische Behandlungsoption zur Verfügung.

Selektiver Wirkansatz als effektive Behandlungsoption

Das Retinoid der 4. Generation zielt selektiv auf den Retinol-Rezeptor-γ (RAR-γ) ab. Untersuchungen zufolge führt die RAR-γ-Aktivierung zu einer Stimulation von Genen, welche die Hyperkeratinisierung und Keratinozyten-Differenzierung kontrollieren [16]. Der neue Wirkstoff weist eine sehr geringe Absorption ohne Akkumulation oder zirkulierende Metabolite auf und bietet sich aufgrund dessen als ­topische Therapie auch auf großen Körperarealen bei Patienten mit mittelschwerer papulopustulöser Akne an.

Die klinische Wirksamkeit und Sicherheit wurden bei einem Kollektiv von fast 2.800 Akne-Patienten bestätigt. Neben der Reduktion entzündlicher Läsionen im Gesicht (-66 %) und Körperstamm (-65 %) nach 12 Wochen Therapie erreichten in einer Langzeituntersuchung über 52 Wochen fast zwei Drittel der Patienten einen aknefreien bzw. fast aknefreien Hautbefund [17, 18]. Hautreaktionen, wie unter Retinoiden bekannt, waren eher mild ausgeprägt. In der Langzeituntersuchung waren 87 % der Patienten frei von Hautreaktionen unter Therapie.


Literatur
1. Del Rosso JQ, Kircik LH. J Drugs Dermatol 2013; 12(8 Suppl):s109–115
2. Tan J et al. J Drugs Dermatol 2017; 16:97–102
3. Gozali MV et al. J Clin Aesthet Dermatol 2015; 8:33–40
4. Kang S et al. J Am Acad Dermatol 2015; 72(Suppl 1):AB8
5. Dréno B et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2015; 29:3–11
6. Holland DB et al. Br J Dermatol 2004; 150:72–81
7. Tan JK et al. J Drugs Dermatol 2017; 16(6):566–572
8. Dawson A, Dellavalle R. BMJ 2013; 346:f2634
9. Millikan LE. International Journal of Dermatol 2000; 39:784–788
10. Nast A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30:1261–1268
11. Dreno B. et al. Am J Clin Dermatol. 2018; 19:275–286
12. Patel M et al. Poster presented at SID Annual Meeting, 2014, Albuquerque, New Mexico, USA; #600
13. Tan J et al. J Drugs Dermatol 2008; 7:551–556
14. Bikowski J. J Clin Aesthetic Dermatol 2010; 3(11):26–9
15. Mandy SH. Adv Ther 1995; 12(6):321–332
16. Thiboutot DM. J Dermatol Treat 2000; 11(Suppl 2):S5–S8
17. Tan et al. J Am Acad Dermatol. 2019 Jun; 80(6):1691–1699
18. Blume-Peytavi U et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2020; 34:166–173


Autor:

© privat
PD Dr. Markus Reinholz

Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
LMU
80337 München

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (3) Seite 17