Meine 2,5-jährige Patientin hat nachts das Bedürfnis, bis zu 1 l Flasche zu trinken. Bei Verweigerung gibt es Plärr-Anfälle. Was kann ich der Mutter raten?

Antwort: Ab einem Jahr handelt es sich bei Kindern um Kleinkinder und nicht mehr um Säuglinge. Das heißt, sie müssen nicht mehr aus einer Flasche trinken. Eine Tasse oder ein Becher ist das geeignete Trinkgefäß. Milch ist ein Nahrungsmittel und kein Getränk. Das Kleinkind braucht 250 bis 300 ml Milchprodukt pro Tag laut FKE Dortmund (www.fke-do.de) und den entsprechenden Ernährungsleitlinien für Kleinkinder. Die Nahrungsaufnahme sollte am Tag erfolgen und nicht nachts. Nicht nur wir Eltern, sondern auch die Kinder schlafen ab sechs Monate gerne durch. Allerdings müssen Kinder dies erlernen und da liegt oft das Problem.

Bei dem geschilderten Fall handelt es sich um eine Durchschlafstörung, welche mit Nahrungsaufnahme in der Nacht kompensiert wird. Anschließend findet in der Regel kein erholsamer Schlaf mehr statt, so dass das Kind (und die Eltern) tagsüber müde und unleidlich sein können.

Dass ein Kind weint, wenn man ihm das Spielzeug wegnimmt, kennt jeder. Wenn dies nachts die Flasche ist, wäre es verwunderlich, wenn das Kind dies ohne weinen hinnehmen würde. Was also meiner Meinung nach einzig und alleine hilft: die Eltern beruhigen, aber an die nötige Konsequenz erinnern. Ich rate in diesem Fall den Eltern, zusammen Regeln aufzustellen und diese notfalls an die Kinderzimmertür zu hängen, da man nachts gerne Regeln vergisst und inkonsequent wird. Letztlich hilft nur, die Flasche von jetzt auf gleich wegzulassen und dabei ganz konsequent zu bleiben, da das Kind sonst verunsichert wird.

Die Eltern sollten das Kind jedoch nicht schreien lassen. Das Kind sollte aber auch nicht aus dem Bettchen genommen werden. Zwei oder drei beruhigende Sätze helfen, vermitteln dem Kind Sicherheit. Dann sollten die Eltern aber das Zimmer wieder verlassen, auch wenn das Kind noch weint. Diese Prozedur dauert in der Regel drei bis zehn Nächte, dann hat in über 95 % der Fälle das Kind die neue Regel „kein Essen in der Nacht“ gelernt. Die Eltern sollten in ihrem Handeln bestärkt werden, denn auch die Eltern sollten Sicherheit im Umgang mit der neuen Regel ausstrahlen. Umso leichter wird es für das Kind, die Änderung anzunehmen. Die Eltern bringen dem Kind etwas bei und fügen ihm keinen Schaden zu. Lernen ist für Kinder wichtig und kann so auch den Eltern als eine positive Änderung vermittelt werden, auch wenn anstrengende Nächte zu erwarten sind.


Dr. med. Tillmann Rümenapf


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Dr. med. Tillmann Rümenapf
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Naturheilverfahren
58256 Ennepetal

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (1) Seite 48