Aus einer Psoriasis kann sich eine Psoriasisarthritis (PsA) entwickeln. Eine medikamentöse Behandlung kann helfen, diesen Weg zu vermeiden. Aber nicht alle Therapien schaffen das gleich gut, wie eine Studie zeigt.

Es gibt schon einige Studien, die behaupten, dass mit dem Einsatz von Biologika bei der Behandlung einer Psoriasis auch der Entwicklung einer Psoriasisarthritis vorgebeugt werden kann. Jetzt aber kommt eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie aus den USA zu einem ganz gegenteiligen Ergebnis.

Biologika, ja oder nein?

Hier sieht es vielmehr so aus, als würde eine Behandlung der Psoriasis mit Biologika das Risiko der Patienten, eine Psoriasisarthritis zu entwickeln, sogar erhöhen – im Vergleich zu jenen Studienteilnehmern, die mit Nicht-Biologika therapiert worden waren.

Biologika versus Alternativen

Für die vorliegende Studie waren die Daten von über 190.000 Psoriasispatienten ohne PsA analysiert worden. Davon erhielten 14.569 Teilnehmer im Beobachtungszeitraum zwischen 2006 und 2017 eine Biologikatherapie, bei 20.321 war eine alternative orale Therapie, z. B. mit Apremilast, Ciclosporin, Methotrexat, eingeleitet worden. Eine Gruppe erhielt eine Fototherapie. Untersucht wurde, ob und wann sich bei den Studienteilnehmern eine Psoriasisarthritis entwickelte.

Höchstes Risiko mit Biologika

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich etwas überraschend, dass die PsA-Inzidenz mit 77,26/1.000 PJ bei den mit Biologika Behandelten am höchsten lag. Unter anderen oralen Medikamenten lag sie etwas niedriger bei 61,99/1.000 PJ. Und unter der Fototherapie betrug sie nur 26,11/1.000 PJ. Konkret bedeutet das für Psoriasispatienten, die Biologika einnahmen, eine Hazard Ratio (HR) von 4,48 für die Entwicklung einer PsA im Vergleich zu denen, die mit Fototherapie oder anderen oralen Wirkstoffen behandelt worden waren.

Als mögliche Erklärung für dieses eher unerwartete Ergebnis stellen die Wissenschaftler einige Hypothesen auf. So könnte es sein, dass Biologika die Entwicklung einer Psoriasisarthritis fördern, indem sie z. B. negative Feedback-Schleifen oder unspezifische Interaktionen mit Fc-Rezeptoren unterbrechen. Einen solchen kausalen Zusammenhang halten die Forscher aber eher für unwahrscheinlich. Sie vermuten vielmehr, dass es sein könnte, dass Dermatologen den Patienten mit höherem PsA-Risiko eher ein Biologikum verschreiben. Dies könnte auch bei Patienten mit einem bereits bestehenden Verdacht auf eine Gelenkbeteiligung der Fall sein.


Literatur
Meer E et al. (2021) Ann Rheum Dis 2021; DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-220761


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (1/2) Seite 18