Ein neuer Praxiseigentümer bringt nicht nur frischen Wind in den Arbeitsalltag, sondern manchmal auch in die Praxisräume. Worauf bei einer Modernisierung zu achten ist und wie ein nachhaltiges und stimmiges Ergebnis erzielt werden kann, zeigt das Beispiel der Allgemeinarztpraxis Markwart aus Halle an der Saale.
Von Frau Dr. Markwart 1991 gegründet, stieg nun ihr Sohn als Allgemeinarzt in die Praxis mit ein und soll diese mittelfristig übernehmen. Da die Allgemeinmedizin dem Nachbesetzungsverfahren über die jeweiligen Zulassungsausschüsse unterliegt, kann sich nicht jeder irgendwo niederlassen. Damit hat die familiäre Übergabe den Vorteil, dass Angehörige bei einer Auswahl gleicher Bewerber durch die Zulassungsgremien zu bevorzugen sind. "Intrafamiliäre Praxisübergaben sind die effektivste Form, das von den Eltern Geschaffene auf die Kinder zu übertragen und damit den "Spirit" der bestehenden Praxis weiterleben zu lassen. Patienten sind an Kontinuität sehr interessiert. Insofern wird – rechtzeitige Kommunikation vorausgesetzt – dem Nachfolger als "Eigengewächs" i. d. R. ein Vertrauensbonus zuteil", erklärt Andreas Böhm, Praxisberater und Geschäftsführer der Böhm Wirtschaftsberatung für Heilberufe.
Im Falle der Praxis Markwart entschlossen sich alle Beteiligten, die Gelegenheit für neue Praxisräumlichkeiten zu nutzen. Die Ausstattung der alten Praxis erinnerte an den Charme der 90er-Jahre und entsprach nicht mehr den funktionalen und ästhetischen Standards von heute. Eine Renovierung wäre nötig gewesen. Da die Räumlichkeiten für diese personelle Veränderung aber zu klein waren, wurde ein neuer Standort gesucht, mit Erfolg. Ein Ärztehaus im Westen der Stadt Halle mit 150 qm und moderner Infrastruktur ist das neue Zuhause der Praxis Markwart.
Generelle Entscheidungen
"Egal wie umfangreich die Neugestaltung ausfällt – ob es "nur" um die Optimierung des ersten Eindrucks geht oder um eine umfassende Renovierung, professionelle Beratung lohnt sich immer", bestätigt Böhm. Für Praxisausbauexperten wie die Geilert GmbH aus der Nähe von Leipzig ist das viel zitierte "Aufhübschen" als Verkaufsargument keine gute Wahl. "Wir empfehlen immer nachhaltig zu sanieren, das gilt für kleine Elemente wie Lichtelemente bis zur Erneuerung des Fußbodens", erklärt Kathrin Geilert von der Geilert GmbH. "Erfahrungsgemäß leiten etwa 80 % der Patienten das fachliche Wissen vom Eindruck der Praxis selbst ab. Um das erfolgreich umzusetzen, müssen die angestrebte Patientenstruktur, die persönlichen Wünsche des Arztes sowie das Gesamtkonzept der Praxis möglichst ideal ineinandergreifen." Prioritäten können in viele Richtungen gesetzt werden: Bevorzugen Sie ein besonders harmonisches Umfeld mit positiver, lebensbejahender Atmosphäre, Wertigkeit, Bequemlichkeit und Diskretion? Oder passt zu Ihrer Praxis eher ein aktives Umfeld mit besonders ausstrahlungsstarker Möblierung und hohen Anforderungen an Technik, Individualität und Innovation? Sind diese Fragen geklärt, folgt die detaillierte Prüfung der Praxisgegebenheiten und bautechnischen Möglichkeiten.
Der Fußboden
Laut Geilert springt als erster Ansatzpunkt bei einer Praxisbegehung der Fußboden ins Auge. Aufgrund hoher Raumfrequentierung leidet dieses "Aushängeschild" meist am schnellsten und vermindert die Optik der gesamten Praxis. Bei einem neuen Boden gilt es, ein Material auszuwählen, das für öffentliche Räume zugelassen ist; es muss schwer entflammbar und sehr strapazierfähig sein. Elastische Böden wie beispielsweise aus Naturkautschuk oder Naturlatex gelten als schallschluckend, trittschall- und wärmedämmend. Teppiche bieten zwar eine geringe Geräuschkulisse, kommen aber aufgrund mangelnder Hygiene und Pflegefreundlichkeit kaum noch zum Einsatz. Schallharte Bodenbeläge wie Parkett, Fliesen oder Sichtbeton sollten grundsätzlich durch schallabsorbierendes Mobiliar abgemildert werden. Im Fall der Praxis Markwart kam der Wunsch beider Praxisinhaber nach Natürlichkeit und Wohnlichkeit bereits bei der Wahl des Bodens zum Tragen: eine dynamische Holzmaserung als Optik für den gewählten Vinyl-Boden und damit der perfekte Rahmen für die größtenteils weißen Möbel und anthrazitfarbenen Kontrastelemente.
Alle Räumlichkeiten wurden vom Boden bis zur Decke inklusive jedes Interieur-Details neu kreiert und gefertigt. "Bereits die Planungen erforderten viel Liebe zum Detail. Jede Ecke musste einbezogen und optimal genutzt werden und auch die Möbel sollten eine zweckmäßige und zeitlose Architektur widerspiegeln", erläutert Jörg Geilert, Inhaber der Geilert GmbH und Projektverantwortlicher des Praxisbaus Markwart. Der Umbau-Auftrag umfasste alle fünf Behandlungsräume, das Labor, die Ärztebüros, eine Personalküche, Umkleiden, Mitarbeiter- und Patienten-WCs sowie den Warte- und Empfangsbereich. "Wir arbeiteten von der Planung bis zur Dekoration eng mit den Ärzten sowie mit allen am Bau beteiligten Gewerben zusammen. Integriert wurden dabei auch zahlreiche Ideen, die beide Ärzte für ihre Wunschpraxis mitbrachten", erzählt Jörg Geilert.
Der Eingangs- und Wartebereich
Für jede Praxis gilt: Empfang und Wartebereich sind das "Gesicht" der Praxis. Sie stehen meist ganz oben auf der Agenda für Veränderungen. "In diesem Bereich kann schnell etwas völlig Neues entstehen. Eine neue Bestuhlung oder Tapeten sind das Mittel der Wahl. Auch ein funktionaler, mit den Mitarbeitern abgestimmter Tresen, der trotzdem als Eyecatcher fungiert, ist kein Hexenwerk", so Kathrin Geilert. In der neuen Praxis Markwart erwartet den Besucher bereits im Entrée ein Blickfang: Ein runder Tresen fungiert als Empfang und Arbeitsbereich für zwei Mitarbeiterinnen. Verschiedene, gut aufeinander abgestimmte Brauntöne, die das seidenmatte Weiß der Oberflächen am Tresen hervorheben, kombiniert mit der natürlichen Optik des Bodens ergeben zusammen ein harmonisches Bild, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Praxis zieht. Hinter dem Empfang liegt der Warteraum. Einerseits offen gestaltet, ist er dennoch ein Rückzugsort. Viele kleine Details tragen hier zu einer angenehmen Atmosphäre bei: ein robuster Tisch mit kleinen Hockern und zwei Unterbaukisten zum Verstauen des Spielzeugs für die Kinder. Die Kombination aus Sitzbänken und Sesseln bietet bequem Platz für bis zu 18 Patienten.
Farbwahl und Lichtkonzept
Eine Glasfläche als Raumtrenner unterstützt das Gefühl räumlicher Offenheit und erlaubt, eine kräftige Wandfarbe als Akzent einzusetzen, ohne die Helligkeit zu beeinträchtigen. Prinzipiell gilt, dass große Räume eher von intensiven Farben profitieren. Kleine Räume eignen sich eher für helle Wand- und Deckenfarben, sie wirken zeitlos und vergrößern kleine Räume, da sie das Licht hervorragend reflektieren. Idealerweise sollte für akzentuierte Bereiche eine aussagekräftige Farbe, zum Beispiel analog des Praxis-Logos verwendet werden. Das Geilert-Team empfiehlt den Einsatz klassischer Farben, um die ärztliche Kompetenz zu unterstreichen. "Robuste Materialien, möglichst zeitlos kombiniert mit farbiger Dekoration wie Polstern, Kissen, stimmigen Wandbildern, Übertöpfen, Gardinen etc., können viel bewirken", bestätigt Kathrin Geilert. Eine optimal abgestimmte Lichtplanung kann die positiven Farbaspekte unterstreichen. Für eine Praxis mit ihren sehr unterschiedlichen Lichtbedürfnissen empfiehlt sich ein durchdachtes Konzept: ein angenehmes Umgebungslicht für den Eingangsbereich, ein helles Arbeitslicht im Empfangs- und Behandlungsbereich, beruhigende Lichtverhältnisse für die wartenden Patienten und punktuell gesetztes Licht zur besseren Orientierung.
Kleine, feine Arbeitsräume
Eine weitere Herausforderung sind die Behandlungsräume. Im Fall der Praxis Markwart mussten zwei unterschiedliche Behandler mit ihren persönlichen Angewohnheiten in der Planung berücksichtigt werden; laut Jörg Geilert war dies aber kein Problem, da eine große Harmonie herrschte. Das Motto beider Ärzte für die Arbeitsräume lautete: klein und funktional. Ihr größter Wunsch war es, viel Stauraum und optimale Arbeitsabläufe zu schaffen. Um den hohen Hygieneanforderungen gerecht zu werden, wurden die Arbeitsoberflächen sowie der Rückwandschutz aus acrylbasiertem Mineralwerkstoff gefertigt. So konnte auch die Ablage für Instrumente/Spritzen flächenbündig und fugenlos in die Oberfläche integriert werden.
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (19) Seite 57-58