Während bei primär biliärer Cholangitis (PBC) unter Ursodesoxycholsäure (UDCA, z. B. Ursofalk®) zwei Drittel der Patienten eine normale Lebenserwartung erreichen, steht für die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) keine wirksame Medikation zur Verfügung. NorUDCA könnte den Durchbruch bringen, wie vielversprechende Daten zeigen.

Die primär sklerosierende Cholangitis gilt bislang als die "Black Box" der Hepatologie, mit einer desaströsen Prognose. Bisherige Therapieansätze schlugen fehl. Das könnte sich nun ändern, so Professor Dr. Michael Manns, Hannover: "Für norUDCA wurden vielversprechende Ergebnisse einer Phase-II-Studie vorgestellt, die einen Hoffnungsschimmer für die Patienten bedeuten." In der multizentrischen, randomisierten und plazebokontrollierten Phase-II-Studie der Dr. Falk Pharma GmbH, die auf dem diesjährigen Internationalen Leberkongress (EASL) in Barcelona präsentiert wurde, konnte mit norUDCA bei PSC-Patienten die alkalische Phosphatase im Serum (s-AP) signifikant reduziert werden. Diese gilt als wichtiger Prognosefaktor für den Verlauf der PSC. Insgesamt wurden 159 PSC-Patienten über zwölf Wochen entweder mit norUDCA in Tagesdosen von 500 mg, 1.000 mg oder 1.500 mg behandelt, oder mit Plazebo. Mit Erfolg: Unter 1.500 mg norUDCA reduzierte sich der s-AP-Spiegel im Vergleich zum Ausgangswert um 26 %, unter norUDCA 1.000 mg um 17,3 %. Dagegen kam es unter Plazebo im gleichen Zeitraum zu einem Anstieg um 1,2 % – ein signifikanter Unterschied (p<0,0001 und p=0,003). NorUDCA zeigte sich auch bei den sekundären Endpunkten überlegen, wie etwa bei der Verbesserung der Transaminasen und dem Anteil an Patienten mit s-AP-Serumspiegeln < 1,5 ULN am Ende der Therapie. Nebenwirkungen waren insgesamt selten und lagen auf Plazeboniveau. Die Studie zeige, dass norUDCA eine wertvolle Behandlungsoption für Patienten mit PSC sein könnte, die sicher und effektiv zu sein scheint, so Studienleiter Professor Dr. Michael Trauner, Wien, der die Daten präsentierte. Entscheidend werden nun die Ergebnisse einer Phase-III-Studie sein.

NorUDCA gilt aber auch als interessanter Kandidat für Patienten mit PBC, die auf UDCA nicht ansprechen, sowie bei der nicht-alkoholischen Fettleber. Dr. Beate Fessler

Leitlinie Autoimmunhepatitis

Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) entwickelt derzeit eine S2k-Leitline "Autoimmune Lebererkrankungen". Sie bringt einige Neuerungen mit sich, die den Umgang mit Patienten im Praxisalltag erleichtern. So werden Anforderungen an die serologische (Autoantikörper-)Diagnostik genau definiert, aber auch Empfehlungen für Impfungen sowie Hinweise auf Besonderheiten bei der Versorgung von Kindern gegeben, erläuterte Professor Dr. Christian Strassburg, Bonn. Konkretisierungen gab es auch in der Therapie der Autoimmunhepatitis. Sie stützt sich nach wie vor auf die Kombination von Azathioprin und Prednisolon. Als Alternative für Patienten ohne Leberzirrhose wird Budesonid (z. B. Budenofalk®) empfohlen. Vorteil des topischen Steroids ist sein hoher First-pass-Effekt, durch den sich das Risiko steroidspezifischer Nebenwirkungen deutlich reduziert. "Ich halte das für eine wichtige Korrektur der Leitlinie", so Strassburg. BF

Betablocker bei Leberzirrhose

Zu den Komplikationen der fortgeschrittenen Leberzirrhose gehört die portale Hypertension. Behandelt wird mit Betablockern, bei deren Einsatz es laut PD Dr. Thomas von Hahn, Hannover, ein "Window of Opportunity" gibt. Bei früher Zirrhose bestehe noch keine Indikation. Dann öffne sich das therapeutische Fenster mit dem Ziel der Primär- und Sekundärprävention von Ösophagusvarizen. Im weiteren Verlauf komme es dann aber zu Konditionen, bei denen ein Betablocker kontraindiziert ist. Dazu gehören die spontane bakterielle Peritonitis oder der refraktäre Aszites. Das therapeutische Fenster schließt sich wieder.

Wirkstoff der Wahl ist nach wie vor Propranolol, doch "Carvedilol ist auf dem Vormarsch", so von Hahn, denn "Propranolol-Versager sprechen teilweise auf Carvedilol an." BF

22. Symposium Aktuelle Hepatologie 2016: das Leben nach Hepatitis C (Veranstalter: Falk Foundation), EASL, Barcelona 13. – 17. April 2016

Gastro Aktuell wird unterstützt von der Falk Foundation e. V.

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (9) Seite 55