Bei meiner über 80-jährigen Patientin mit chronisch rezidivierendem Erysipel hat der Gefäßspezialist eine Langzeittherapie mit 1,5 Mega Penicillin/Tag empfohlen. Ist diese Behandlung leitliniengerecht? Weitere Diagnosen sind Übergewicht, Hypertonie, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus

Antwort: Die derzeit aktuellste Leitlinie wurde 2010 erstellt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft für Dermatologische Infektiologie.Falls es nach Sanierung der möglichen Auslösefaktoren wie z. B. einer interdigitalen bakteriellen oder mykologischen Infektion weiterhin zu Rezidiven des Erysipels kommt, ist eine antibiotische Dauerprophylaxe indiziert.

Diese ist aufgrund der Leitlinien möglich über eine orale Gabe von Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin) oder Makroliden bzw. mit Depotpenicillin. Die Leitlinie nennt keine Dosierungen. Die publizierten klinischen Studien verwenden eine Dosierung von zweimal täglich 1 Mega bzw. 2 Mega, so dass die Dosierung von 1,5 Mega nicht als ausreichend anzusehen ist [1].

Die empfohlene Dosierung des Makrolids Erythromycin ist 250 mg zweimal täglich. Das intramuskulär verabreichte Benzylpenicillin-Benzathin wird in der Dosierung von 1,2 Mio. I.E. bzw. bei ausgeprägt adipösen Patienten auch 2,4 Mio. I.E. circa alle 14 Tage verabreicht.

Die zeitliche Dauer der Prophylaxe ist in der Leitlinie nicht festgelegt. Publizierte Studien decken einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten ab.


Literatur:
1) Oh CC, Ko HC, Safdar N et al.; Antibiotic prophylaxis for preventing recurrent cellulitis: a systematic review and meta-analysis. J Infect 2014, 69 (1):26 – 34


Autor:

Prof. Dr. med. Dietrich Abeck

Facharzt für Dermatologie
80639 München

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (14) Seite 56