Wissenschaftler:innen aus Heidelberg konnten in einem Tiermodell erstmals die Entstehung von erblichem Darmkrebs mit einer Schutzimpfung hinauszögern.

Das Team untersuchte dazu einen Mausstamm, der in Folge eines Defekts der DNA-Reparaturenzyme Darmkrebs entwickelt - vergleichbar mit Menschen, die am Lynch-Syndrom leiden. Die „Lynch-Mäuse“ entwickeln ab einem Alter von 6 Monaten Tumoren im Darm, wenige Wochen oder Monate später versterben sie daran. Das Heidelberger Team identifizierte bei den Lynch-Mäusen verschiedene Proteinstrukturen, die als Folge der DNA-Defekte auftreten. Ein spezieller Algorithmus sagte voraus, welche dieser Neoantigene eine starke Immunantwort der Mäuse auslösen können. Für die Versuche wurden schließlich vier Impfpeptide ausgewählt. Die geimpften Mäuse überlebten im Durchschnitt 351 Tage, ungeimpfte Tiere dagegen nur 263 Tage. Auch die Tumormasse fiel bei den geimpften Tieren deutlich geringer aus. Erhielten die Mäuse zusätzlich zur Impfung das Medikament Naproxen, so steigerte dies den präventiven Effekt der Impfung weiter. Naproxen ist ein Entzündungshemmer und Schmerzmittel, das wie Aspirin zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) gehört. Wirkstoffe aus dieser Gruppe werden bei Patienten mit Lynch-Syndrom bereits in einigen Ländern zur Chemoprävention von Darmkrebs empfohlen. Die Ergebnisse würden zeigen, dass die Impfung gegen erbliche Krebserkrankungen ein erfolgversprechendes Konzept ist, das in die klinische Anwendung übertragen werden sollte, so die Autor:innen.


Quelle:
Gebert J et al. (2021) Gastroenterology. DOI: 10.1053/j.gastro.2021.06.073