Frage: Mein 71-jähriger Patient leidet sehr unter einem extrem gesteigerten sexuellen Verlangen – möglicherweise eine Nebenwirkung von L-Dopa? Er nimmt folgende Medikamente ein: Levodopa/Benserazid, 50 mg Opicapon, 1 mg Rasagilin, Rotigotin-Pflaster, Tilidin 100/8 mg und Propranolol. Gibt es irgendeine therapeutische Option?

Antwort:

Hypersexualität stellt bei vielen Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom und dopaminerger Medikation ein Problem dar. Dabei zählt die Hypersexualität zu den Impulskontrollstörungen (ICD). Diese umfassen daneben u. a. noch pathologisches Spielen und Kaufsucht/Kaufrausch. Bei der dopaminergen Behandlung scheint die Nebenwirkung einer ICD bei den Dopaminagonisten ausgeprägter zu sein als bei L-Dopa selbst. Bei dem beschriebenen Patienten sollte man daher zunächst versuchen, die aktuelle Medikation zu vereinfachen und die Dopaminagonisten (also das Rotigotin) zu reduzieren bzw. abzusetzen. Sollten die ICD darunter nicht besser werden, ist eine weitere Umstellung, z. B. Reduktion der L-Dopa-Dosierung, zu diskutieren, in der Hoffnung, dass es darunter nicht zu einer Zunahme der extrapyramidal-motorischen Symptome kommt. Als weitere Möglichkeit erscheint die Tiefe Hirnstimulation aussichtsreich auf eine Verbesserung der ICD bei dafür geeigneten Patienten.



Autor:

Prof. Dr. med. Stephan Klebe

Universitätsklinikum Essen (AöR)
Klinik für Neurologie
45147 Essen

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (11) Seite 57