Frage: Meine 75-jährige Diabetes-Patientin klagt über morgendliches Schwitzen im Bereich von Nacken, Dekolleté und behaartem Kopf. Sie hat zudem eine COPD mit zeitweilig diffuser Spastik ohne Sputum und raucht 14 Zigaretten/d seit ca. 30 Jahren. Die systolische und diastolische LV-Funktion ist normal, Keine Linksherzhypertrophie. Regelmäßig trinkt sie einen halben Liter trockenen Rotwein am Abend. An Medikamenten erhält sie Metoprolol 50 mg/d, Amlodipin 2 x 5 mg/d, Candesartan 32 mg/d, Thyronajod 125 mg jeden 2. Tag und Dorzolamid-comp.-Tropfen wegen Weitwinkel-Glaukom. Welche der genannten Erkrankungen oder Medikamente kommen für das Schwitzen am ehesten in Betracht? Welche Untersuchungen können zur Klärung beitragen?

Antwort:

Als Erstes sollten bisher unbekannte internistische Ursachen ausgeschlossen werden wie eine Schilddrüsenerkrankung, andere Stoffwechselerkrankungen oder Tumor­erkrankungen, die mit Nachtschweiß einhergehen könnten.

Sollten diese Untersuchungen unauffällig sein, wäre als eine weitere mögliche Ursache für das vermehrte Schwitzen im Kopf- und Nackenbereich eine autonome diabetische Neuropathie in Erwägung zu ziehen. Das bedeutet, dass durch eine Nervenschädigung, die auch die Schweißfasern betrifft, das Schwitzen an den Füßen/Beinen sowie den Händen/Armen vermindert ist, so dass kompensatorisch am Rumpf und im Gesichtsbereich vermehrtes Schwitzen auftritt, da der Körper aus Gründen der Thermoregulation (Konstanthaltung der Körpertemperatur) an den Körperregionen, an denen Schwitzen noch möglich ist, vermehrt schwitzt. Zur Klärung würde eine neurologische Untersuchung inklusive Messung der Nervenleitung (Neurographie) sowie eine Messung der autonomen Funktionen (sympathische Hautantwort, Orthostasereaktionstest, Herzratenvariabilität) beitragen.



Autor:

PD Dr. med. Tanja Schlereth

Fachbereich Neurologie
DKD HELIOS Klinik Wiesbaden, Abt. Neurologie
65191 Wiesbaden

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (11) Seite 57