Viele Hautpatienten leiden unter trockenen, geröteten Hautstellen und unangenehmem Juckreiz. Das hat für die Betroffenen oft auch Folgen auf psychischer Seite. Die Wechselwirkungen zwischen Haut und Psyche können sich zu einem Teufelskreis bis hin zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen entwickeln.

Hauterkrankungen werden von den betroffenen Patienten oftmals als körperlicher Makel empfunden. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Körperwahrnehmung und kann körperdysmorphe Störungen (body dysmorphic disorder; BDD) begünstigen. In einer Studie wurden 5.500 Patienten mit dermatologischen Erkrankungen sowie hautgesunde Kontrollpersonen untersucht. Die Haut-Diagnose wurde gemäß ICD-10-Code von einem Dermatologen gestellt. Die Erfassung von BDD-Symptomen erfolgte mithilfe des Dysmorphic Concern Questionnaire (DCQ). Im Rahmen der Untersuchung zeigten die Hautpatienten im Vergleich zu Hautgesunden fünfmal mehr BDD-Symptome. Besonders gefährdet waren Probanden mit Hyperhidrose, Alopezie bzw. Vitiligo. Diese Erkrankungen waren mit einem elffach höheren BDD-Risiko assoziiert.

Als BDD-Symptome gelten beispielsweise: ständige Gedanken über das Aussehen (mehr als eine Stunde täglich), häufiges Vergleichen mit dem Aussehen anderer sowie zwanghaftes Betrachten im Spiegel, ständiges Einholen von Rückversicherungen bezüglich des Aussehens, starke Schamgefühle und Ängste, Hautmanipulationen (Herumdrücken und Kratzen).

Wichtige Warnzeichen können aber auch das häufige Wechseln der Kleidung sein, exzessiver Sport, Diät halten oder ein intensives Bräunen der Haut. Um einen Teufelskreis frühzeitig durchbrechen zu können, ist es wichtig, dass auch Dermatologen mögliche Symptome bzw. Warnhinweise registrieren.

Wie Stress die Haut belastet

Betrachtet man die Interaktionen von Psyche und Haut, übernehmen insbesondere Stressreaktionssysteme eine bedeutende Rolle. Das resultiert u. a. aus mit dem verstärkten Stressempfinden verbundenen hormonellen Veränderungen, die wiederum zu Gefäßeng- oder -weitstellung führen können, einer stärkeren Schweißsekretion, erhöhtem Grundumsatz, intensiverem Juckreiz sowie Missempfindungen an der Haut.

Potenzial liegt noch brach

25 bis 30 % der Hautpatienten leiden an psychischen Erkrankungen. Aber nur maximal 0,6 % werden psychosomatisch behandelt oder von ihrem Hautarzt zum psychosomatischen Konsildienst überwiesen, betonte Prof. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie in Wiesbaden. Psoriasis-Patienten zeigten z. B. oft auch depressive Episoden. Zu den multifaktoriellen Dermatosen, bei denen Haut und Psyche ein enges Wechselspiel führen, zählten unter anderem die Acne vulgaris und das atopische Ekzem. Auch Zwangsstörungen können mit Dermatosen einhergehen wie der Zwang zum Händewaschen, der durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Hygienemaßnahmen eher verstärkt werde.


Literatur
1. Body dysmorphia in common skin diseases: Results of an observational, cross-sectional multi-centre study among dermatological out-patients in 17 European countries. Br J Dermatol. 2022 Jan 18.
2. Das geht mir unter die Haut – Wechselwirkungen von Haut und Psyche. ästhetische dermatologie & kosmetologie, Ausgabe 5/2021.
3. Jeder zehnte Hautpatient zeigt Symptome einer körperdysmorphen Störung. Haut & Psyche, 2022.
4. MSD Manual, Ausgabe für Patienten. Körperdysmorphe ­Störung, 2021.


Autorin:
Sabine Mack

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (4) Seite 9