Feuchtigkeit, Lipide, Lichtschutz, gute Blutzuckerwerte: ein Quartett, das hilft, die Haut in Balance zu halten. Adäquate Pflege kann vor Juckreiz, Hautkrankheiten wie Pilzinfektionen und vorzeitiger Hautalterung schützen.

Etwa 30 bis 70 % aller Diabetespatienten haben im Lauf ihrer Erkrankung mit verschiedenen dermatologischen Symptomen und Beschwerden zu tun. Häufig wird lediglich eines davon allein beachtet und behandelt, was nicht immer sinnvoll ist. Neben gezielter Pflege spielt auch die Stoffwechseleinstellung eine zentrale Rolle im Hinblick auf die Verbesserung dermatologischer Beschwerden. Hautveränderungen sind deshalb meist ein Zeichen eines mangelhaft eingestellten Diabetes und auf ­Dauer schlechter Blutzuckerwerte. Bei Patienten, deren Typ-2-Diabetes noch nicht diagnostiziert wurde, können Hautveränderungen darauf hinweisen. Mittlerweile ist bekannt, dass rund 50 ­Hauterkrankungen mit ­Diabetes einhergehen können. Typisch dafür sind einerseits Pilzinfektionen, sehr trockene Hautareale, unstillbarer Juckreiz und besonders bräunliche, narbenähnliche Hautflecken (diabetische Dermopathie). Diese zeigen sich verstärkt an Schienbein, Unterarmen oder Füßen. Ist beim Patienten noch kein Diabetes bekannt, empfiehlt es sich, Blutzuckerwerte zu überprüfen. Generell gilt: Bewegen sich diese wieder in Richtung Normbereich, verschwindet die Dermopathie und das Hautbild bessert sich wieder.

Schuld ist nicht nur Diabetes

Hautveränderungen zeigen sich auch bei Patienten ohne Diabetes. Beispielsweise leiden Frauen in den Wechseljahren verstärkt unter trockener Haut, lichter werdendem Haar und vaginaler Trockenheit. Kommt dann noch ein Diabetes hinzu, ist es besonders wichtig, dieses Thema mit der Patientin zu besprechen. Denn passende, auf die Bedürfnisse abgestimmte Produkte regelmäßig angewandt tragen zur Verbesserung und Gesunderhaltung der Haut deutlich bei.

Warum reagiert die Haut so stark auf den Diabetes? Möglicherweise schädigen Entzündungsprozesse und Ablagerungen von zuckerhaltigen Substanzen die Haut. Ferner kann eine insgesamt geschwächte Immunabwehr auch die Haut negativ beeinflussen und so bakterielle und Pilzinfektionen begünstigen.

Pilzinfektionen – ein typisches Problem

Es juckt in der Leiste, unter der Brust, in den Achseln, an den Füßen oder im Genitalbereich. Aus Scham schweigen Betroffene dazu sehr häufig. Deshalb ist es sinnvoll, während der Untersuchung das Thema Pilzinfektionen anzusprechen. Denn viele Patienten plagen sich damit bereits seit Monaten herum. Haupterreger ist hier Candida albicans. Durch eine Kombinationstherapie aus verbesserten Blutzuckerwerten und Gabe entsprechender Cremes und Zäpfchen lassen sich Pilzerkrankungen beheben. Vorausgesetzt, die Therapie wird bis zum Ende der empfohlenen Behandlungsdauer fortgesetzt. Auch wenn sich der Juckreiz nach kurzer Zeit bessert, heißt dies noch nicht, dass der Erreger völlig verschwunden ist. Man sollte daher Patienten darauf hinweisen, die Therapie nicht vorzeitig abzubrechen. Eine weitere Hilfe für Patientinnen, damit Pilzinfektionen im Genitalbereich und Scheidentrockenheit vermindert oder behoben werden, sind Intim-Waschlotionen mit entsprechendem pH-Wert. Besonders Frauen in den Wechseljahren profitieren hier von einer Waschlotion, welche auf den natürlichen pH-Wert des Intimbereiches in und nach den Wechseljahren abgestimmt ist. So gibt es in Apotheken entsprechende Intim-­Waschlotionen mit einem pH-Wert von 6,8. Ebenfalls hilfreich sind Döderlein Vaginalkapseln, welche zur Wiederherstellung einer gesunden Scheidenflora als Kur eingesetzt werden können.

SGLT-2-Hemmer können Pilzinfektionen begünstigen

Neben einer instabilen Stoffwechsellage können auch Medikamente zu einer verstärkten Bereitschaft für Pilzerkrankungen beitragen. So zeigte sich in einer Untersuchung („Incidence and risk of vaginal candidiasis associated with SGLT2 inhibitors in real-world practice for women with type 2 diabetes“), dass Typ-2-Diabetikerinnen unter Therapie mit SGLT-2-Hemmern ein erhöhtes Risiko für eine Candida-Besiedelung im Vaginalbereich bekommen können. Es kann durchaus sinnvoll sein, dies bei der SGLT-2-Therapie zu berücksichtigen und gegebenenfalls prophylaktisch zu behandeln. Neben Pilzinfektionen am Körper wird Nagelpilz am Fuß oft vernachlässigt. Hier besteht nicht der quälende Juckreiz: dafür zeigen sich verdickte Nagelplatten, Risse oder eine poröse, brüchige Nagelplatte. Sie bieten sich als ideale Eintrittspforte für Bakterien an. Dies kann sich im schlimmsten Fall zum diabetischen Fußsyndrom entwickeln. Eine gezielte Nagelpilztherapie erfordert von Betroffenen einiges an Eigeninitiative und Geduld sowie eine fachkundige Behandlung durch den Podologen.

Wenn Juckreiz keine Ruhe gibt

Trockene, sensible Haut ist ein weitverbreiteter Zustand bei ­Diabetes. Ständiges Kratzen, beispielsweise auf Kopfhaut, Schultern, Armen, Unterschenkeln und Schienbeinen, ist typisch. Meist bestehen auf der Haut bereits trockenheitsbedingte feine Einrisse, sie ist schuppig, durchs Kratzen stark gerötet und je nach Kratzintensität sogar entzündet. Auch hier ist die Normalisierung der Stoffwechsellage sinnvoll. Im Akutzustand kann zudem eine Therapie mit Kortisonsalbe oder Antihistaminika weiterhelfen.

Regelmäßige Pflege

Außerdem ist es immens wichtig, dass die gesamte Körperhaut regelmäßig gepflegt wird. Entsprechende Pflegeprodukte sollten feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe wie Urea, Aquaporin, Glyzerin, Panthenol, Hamamelis, Aloe vera oder Vitamin E enthalten. Ferner können Thermalwasser, Licochalcone, Hyaluronsäure und pflanzliche Öle zur Rundumpflege beitragen. Damit die Gesichtshaut gegen vorzeitige Hautalterung geschützt ist, sollte die Tagescreme einen Lichtschutzfaktor von mindestes 20, besser 50 enthalten.

Ausreichend trinken

Trockene Lippen gilt es ebenfalls zu vermeiden. Hier kann die feine Lippenhaut schnell reißen und als Eintrittspforte für Bakterien fungieren. Außerdem verleiten trockene Lippen dazu, Hautschüppchen abzubeißen, sodass sich die Lippenhaut entzünden kann. Empfehlen Sie ihren Patienten, mindestens anderthalb, besser zwei Liter kalorienfreie Flüssigkeit täglich zu trinken. Ferner kann ein Lippenpflegeprodukt ohne Mineralöle Lippen pflegen.

Lässt dennoch der Juckreiz nicht nach, kann dies ein Hinweis auf eine Nierenfunktionsstörung sein. Hier sollte ggf. ein Nephrologe konsultiert werden.

Hautpflege für Diabetespatienten
  • Anstreben einer gesunden diabetischen Stoffwechsellage
  • Überprüfung der Lebensstilfaktoren: nicht rauchen, Pflegestatus der Haut am gesamten Körper
  • Nicht zu heiß duschen
  • Selten baden, maximal 10 bis 15Minuten bei 37Grad
  • Nach jeder Dusche oder jedem Bad gründlich abtrocknen
  • Hände und Füße, besonders zwischen den Zehen, sehr gründlich abtrocknen
  • Anschließend Körper von Kopf bis Fuß eincremen
  • Für Gesicht, Körper und Füße: feuchtigkeitsspendende Produkte mit Urea, Hyaluronsäure, Aquaporin und Lipiden bevorzugen
  • Generell Pflegeprodukte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe auswählen
  • Als Tagescreme ein Produkt mit Lichtschutzfaktor anwenden
  • Zur Gesichtsreinigung seifen- und parfümfreie Reinigungsprodukte auswählen
  • Körper und Füße täglich mit Cremes, Lotionen oder Schäumen für die jeweilige Körperpartie versorgen
  • Lippen mittels Lippenpflege feucht halten und ausreichend trinken
  • Vor dem Zubettgehen immer abschminken
  • In der Sonne, bei sportlichen Aktivitäten oder Gartenarbeit zusätzlich hypoallergene Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor 50 verwenden
  • Bei Adipositas Hautfalten trocken halten, ggf. Babypuder verwenden
  • Für Frauen in den Wechseljahren zur Pflege und Prophylaxe von Pilzinfektionen und vaginaler Trockenheit: Intimwaschlotion mit pH-Wert 6,8 verwenden
  • Bei Pilzinfektionen:Anstreben normnaher Blutzuckerwerte, dazu Therapie mit Antimykotika
  • Ausreichend trinken: 1,5 bis 2Liter kalorienfreie Flüssigkeit täglich
  • Füße regelmäßig inspizieren und fachgerechte Fußpflege (Podologe) empfehlen
  • Nagelpilz behandeln
  • Therapie von Pilzerkrankungen bis zum Ende durchführen, auch wenn sich Symptome etwas verbessert haben
  • Haar und Kopfhaut nicht zu heiß waschen
  • Haarpflege mit milden Waschsubstanzen (Babyshampoo oder für sensibles Haar und Kopfhaut) verwenden
  • Bessern sich Hautbeschwerden nicht deutlich, ggf. einen Diabetologen oder Nephrologen zurate ziehen



Genehmigter Nachdruck aus Diabetes-Forum, 2020; 32 (1/2) Seite 30 - 32



Autorin:
Kirsten Metternich von Wolff
Diätassistentin DKL, DGE
Redaktion Essen und Trinken
Hildeboldstraße 5
50226 Frechen-Königsdorf
Tel.: 0 22 34/91 65 41

Erschienen in: DERMAforum, 2020; 24 (10) Seite 16