Unbestritten zeichnet sich ein radikaler Wandel hin zu einem digitalen zukünftigen Gesundheitswesen 5.0 ab. Dieser Prozess war bisher sicher auch für die meisten Leser:innen von doctors today ein Buch mit sieben Siegeln. Damit ist nun Schluss. Denn das Buch "Künstliche Intelligenz und Blockchain im Gesundheitswesen" richtet sich auch an (Haus-)Ärzt:innen, die wissen möchten, worum es bei der KI und Blockchain eigentlich genau geht.

Dabei stehen zwei Begriffe im Fokus, die oft auch miteinander vermischt werden: Die Künstliche Intelligenz, die menschliche Intelligenz oder Entscheidungsstrukturen über Algorithmen mit Computersystemen bzw. Maschinen simulieren. Und der Begriff Blockchain: Hierbei handelt es sich um eine digitale, dezentrale Datenbank, die aus kontinuierlich erweiterbaren und aktualisierten Listen von Datensätzen (engl. "blocks") besteht und über kryptografische Verfahren miteinander verkettet (engl. "chain") werden.

Vorteile der KI

  • Ein Vorteil ist eine erhebliche Vereinfachung des Datentransfers mit hohem Sicherheitsstandard. Jede Teilnehmer:in ist Eigentümer:in ihrer Daten, da sämtliche Transaktionsnachweise auf der Blockchain hinterlegt und ohne Eingriffsbefugnisse irgendeiner undefinierbaren zentralen Autorität einsehbar sind.
  • Der praktische Nutzen auch für die Allgemein- ärzt:in: Computerprogramme mit KI können bei der Vorabanalyse von z. B. Röntgenbildern schneller zu Ergebnissen kommen. Dabei muss die finale Auswertung aber weiter durch die Mediziner:in selbst erfolgen.
  • Einsatz für den Kampf gegen Coronaviren oder andere potenzielle neue Viren. Die Blockchain würde die nahtlose Konnektivität von Gesundheitsdaten oder Laborergebnissen ermöglichen und damit Authentizität und Transparenz dieser Daten sicherstellen.

Euphorie wäre noch verfrüht

Dennoch muss vor Euphorie gewarnt werden. Und das geschieht in dem Buch zum Glück auch. Denn man muss davon ausgehen, dass sich KI in der Praxis einer Allgemeinärzt:in nur langsam durchsetzen wird. Denn es wird noch eine Weile dauern, bis alle gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden sind und es z. B. beim Nachweis von Blutungen bei MRT-Aufnahmen des Gehirns gelingt, alle hierbei möglichen potenziellen Befunde in medizinischen Bildern vollständig zu identifizieren. Dabei müssen auch die monetären Aufwendungen für Investitions- und Servicebedarf mit bedacht werden. In der Euphorie der Digitalisierungswelle fällt das oft unter den Tisch. Ob durch den richtigen Einsatz von KI aber – wie es die Autorin erhofft – so viele Zeitressourcen geschaffen werden können, dass diese dann einem intensiveren Austausch zwischen den hausärztlich tätigen Ärzt:innen und ihren Patient:innen zugutekommen, ist doch schon jetzt zu bezweifeln. Denn mit der KI werden gerade im Arzt-Patienten-Verhältnis auch neue Fragen auftauchen, denen sich die Allgemeinärzt:innen dann immer wieder neu stellen müssen...


...meint Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (8) Seite 39