Dass Patienten mit Hauterkrankungen auch unter Ängsten leiden, ist gar nicht so selten. Tatsächlich sind wohl bis zu 17 % der Patienten in dermatologischen Praxen davon betroffen. Meist handelt es sich um eine soziale Phobie. Wie können Ärzte in solchen Fällen helfen?

Bei der Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) gab Dr. Gabriele Rupp von der Hautklinik Bad Cannstatt am Klinikum Stuttgart einen Überblick, mit welchen Angststörungen man es bei dermatologischen Patienten zu tun bekommen kann.

Soziale Phobie ist häufig

Tatsächlich gibt es etliche Haut­erkrankungen, die mit Angststörungen assoziiert sein können. An erster Stelle ist hier die Akne vulgaris zu nennen, bei der, laut Dr. Rupp, 25 % bis 44 % der Akne-Patienten davon betroffen sind. Bei der Psoriasis bzw. der atopischen Dermatitis leiden 20 % bzw. 15 % unter Ängsten und entwickeln zudem im Lauf der Zeit eine Depression. Und auch bei der Rosacea lasse sich abhängig vom Schweregrad der Erkrankung eine Neigung zu Angststörungen erkennen.

Wenig überraschend trifft man in der Dermatologie vornehmlich auf Patienten mit einer sozialen Phobie. Die Betroffenen haben Angst davor, unangenehm aufzufallen. Sie fürchten sich davor, von ihrem Umfeld wegen ihrer Hauterkrankung beobachtet und unangemessen bewertet zu werden. Erkennen könne man Patienten mit Angst­störungen in der Praxis daran, dass sie oft sehr angespannt und unkonzentriert wirken und nicht richtig zuhören, so Dr. Rupp. Darüber hinaus würden Angstpatienten dadurch auffallen, dass sie übermäßig viel reden und sich ständig rückversichern wollen. Aufmerksam werden sollte man auch immer, wenn die Patienten von psychovegetativen Beschwerden, wie Schlafstörungen, Herzrasen oder Schwitzen, berichten.

Die Unaufmerksamkeit der Patienten könne letztlich auch dazu führen, dass die Therapie-Compliance darunter leidet. Wenn also eine Behandlung nicht anschlägt, sollte man diesen Aspekt nicht außer Acht lassen und nachforschen.

Angststörungen auf die Spur kommen

Wie kann man Angststörungen auf die Spur kommen? Ähnlich wie bei Depressionen gibt es ein paar einfache Fragen, die man dem Patienten stellen kann, erläuterte Dr. Rupp:

  • Hatten Sie schon mal einen Angstanfall, bei dem Sie ganz plötzlich von starker Angst, Beklommenheit oder Unruhe überfallen wurden? (Panikstörung)
  • Haben Sie sich schon einmal über mindestens einen Monat oder länger ängstlich, angespannt und voll ängstlicher Besorgnis gefühlt? (Generalisierte Angst, soziale Phobie) Empathie zeigen

Als Arzt sollte man dem Patienten mit Empathie begegnen und Verständnis für seine Ängste zeigen, empfiehlt Dr. Rupp. Eher kontraproduktiv seien Äußerungen wie „es gibt doch überhaupt keinen Grund, Angst zu haben“. Die meisten Patienten wüssten sehr wohl selbst, dass ihre Ängste nicht real begründet sind, sie wollen sich aber dennoch gerne mit ihren Sorgen ernst genommen fühlen.

Was man tun kann

Was kann man als Dermatologe seinen Angstpatienten raten? Empfehlenswert können Achtsamkeitsübungen sein, durch die man Abstand von seinen Problemen gewinnen kann. Auch das Führen eines Tagebuchs oder eines Protokolls über die Symptome und in welchen Zusammenhängen oder Lebenssituationen diese vornehmlich auftreten, könne hilfreich sein. Für manche Patienten kann es auch sinnvoll sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Denn dort können sie ihre Symptome mit anderen Betroffenen teilen, sich untereinander darüber austauschen und von den Erfahrungen anderer profitieren.

Um die Angststörung in den Griff zu bekommen, könne man auch über eine Psychotherapie oder spezielle Entspannungsübungen nachdenken. Laut Dr. Rupp gebe es dazu gute Erfahrungen, vor allem wenn es darum geht, Angstattacken vorzubeugen. Ob man auch Psychopharmaka, wie z. B. SSRI oder niederpotente Neuroleptika, einsetzen möchte, sollte der Dermatologe von Fall zu Fall entscheiden.



Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (11) Seite 12