HIV-infizierte Menschen leiden im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger unter Dermatosen. Im Verlauf einer unbehandelten HIV-Infektion treten häufig typische Markererkrankungen an Haut und Schleimhäuten auf.

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) weist auf die Bedeutung von Hautveränderungen als Indikatoren für HIV hin. Viele AIDS-definierende Erkrankungen würden sich an Haut und Schleimhäuten zeigen. Umso wichtiger sei es, dass Dermatologinnen und Dermatologen beim Untersuchen erkrankter Haut die Möglichkeit einer HIV-Infektion als ursächlich in Betracht ziehen, betont die DDG.

Von Exanthemen bis Gürtelrose

Eine akute HIV-Infektion gehe häufig mit einem Hautausschlag (Exanthem) mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen einher. Pilzinfektionen im Mund und im weiblichen Genitalbereich können im weiteren Verlauf dazukommen, ebenso Gürtelrose (Herpes Zoster) und Krebsfrühstadien von Gebärmutterhalskrebs. Auch bei anderen Geschlechtskrankheiten wie der Syphilis, die mit Hauterscheinungen einhergeht, sollte eine Ko-Infektion mit dem HI-Virus ausgeschlossen werden.

Bei unbehandelten HIV-Infizierten ist das Kaposisarkom die häufigste AIDS-definierende Neoplasie. Ein Kaposisarkom ist ein Hautkrebs, der durch das humane Herpesvirus 8 mit verursacht wird. ­Flache, rote bis purpurne Flecken oder Knoten treten auf der Haut auf. Auch ein schweres seborrhoisches Ekzem kann ein Hinweis sein. Erkennbar ist es durch gelbliche, fettige Schuppen auf der Kopfhaut, aber auch im Gesicht.

Bislang werden etwa zehn Prozent der HIV-Erstdiagnosen aufgrund der Veränderungen an Haut oder Schleimhäuten gestellt. Für die DDG ist dieser Anteil durchaus steigerbar. „Als Hautexperten sind wir besonders befähigt, auf HIV-Infektionen deutende Hautveränderungen zu diagnostizieren. Menschen, die aufgrund ihres Sexualverhaltens eine Ansteckung nicht grundsätzlich ausschließen können, sollten bei irritierenden Hauterscheinungen unbedingt dermatologischen Rat suchen“, fasst Professor Dr. med. Peter Elsner, Medienbeauftragter der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zusammen. „Gleichzeitig können wir auf möglicherweise begleitende Infektionen screenen und sie rechtzeitig behandeln.“ Denn dann könne eine effektive lebenslange antiretrovirale Behandlung früh beginnen und damit die Weiterverbreitung von HIV verhindert werden. Auch die Sterblichkeitsraten können gesenkt werden, denn Spätdiagnosen reduzieren den Behandlungserfolg.


Literatur
Esser S, Sammet S. (2021) J Dtsch Dermatol Ges. DOI: 10.1111/ddg.14373


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (1/2) Seite 18