Für die Behandlung der Herzinsuffizienz ist heute eine ganze Reihe von Therapien verfügbar. Bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) werden primär Medikamente wie ACE-Hemmer/AT1-Antagonisten, Betablocker und Mineralokortikoid-Antagonisten eingesetzt. Gute Evidenz gibt es inzwischen auch für die Therapieeskalation mittels Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor. Bei Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) sind vor allem die Symptomlinderung und die Behandlung der Komorbiditäten vorgesehen. Für die Therapie der terminalen Herzinsuffizienz rücken – wegen des Spendermangels – zunehmend mechanische Unterstützungssysteme in den Fokus.

Kasuistik
Der 51-jährige Herr M. wird erneut mit progredienter Belastungsdyspnoe (NYHA III–IV), mittelgradigen Unterschenkelödemen und rechtsführenden Pleuraergüssen mit dem klinischen Bild einer kardialen Dekompensation stationär aufgenommen. Als Grunderkrankung ist eine ischämische Kardiomyopathie bekannt. Die letzte invasive Koronardiagnostik vor drei Monaten zeigte eine diffuse Koronare Herzkrankheit ohne sinnvolles Interventionsziel.

Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion beträgt aktuell 30 %. Eine ausdosierte medikamentöse Herzinsuffizienztherapie nach gültigen Leitlinien ist schon etabliert – mit Ramipril 5 mg und Carvedilol 25 mg jeweils zweimal täglich und Spironolacton 25 mg morgens. Die häuslich dokumentierten Blutdruckwerte liegen um 90/50 mmHg. Das bereits vor zwei Jahren implantierte CRT-ICD-System zeigt einen biventrikulären Stimulationsanteil von > 99 % und damit keine Möglichkeit der Therapieoptimierung.

Neben einer symptomatischen diuretischen Therapie entscheiden wir uns trotz der Hypotonie aufgrund der guten Studienlage [1] für eine Umstellung des Ramiprils auf den Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor Sacubitril/Valsartan (Entresto®) mit einer initialen Dosierung von 24/26 mg. Die Blutdruckwerte waren unter langsamer Auftitration stabil. Zu einer relevanten Hyperkaliämie kam es nicht. Herr M. konnte nach sechs Tagen stationärer Therapie wieder nach Hause entlassen werden.

Wir vereinbarten engmaschige Kontrolluntersuchungen in unserer Spezialambulanz für Patienten mit Herzinsuffizienz. Dort zeigte sich im Verlauf von drei Monaten eine deutliche Verbesserung der Dyspnoe (NYHA II) und eine messbare Verlängerung der Gehstrecke im Sechs-Minuten-Gehtest.

Die steigende Inzidenz der Herzinsuffizienz [2] mit ihren Komorbiditäten ist eine große Herausforderung. Sie verläuft chronisch-progredient und jede Dekompensation bedeutet eine weitere Verschlechterung der Erkrankung [3]. Die derzeitige Einteilung der Herzinsuffizienz nach den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) erfolgt in drei Gruppen (vgl. Tabelle) [4].

Biomarker bei Herzinsuffizienz

Natriuretische Peptide sind die wichtigsten Biomarker bei Herzinsuffizienz. Das physiologisch aktive Brain Natriuretic Peptide (BNP) bzw. das inaktive Spaltprodukt N-terminal pro-B-Type Natriuretic Peptide (NT-proBNP) dienen der Diagnose und als Verlaufsparameter für den Therapieerfolg. Studien zeigen, dass allein die Kenntnis des NT-proBNP die ambulanten Kosten [5] und sogar die mit der Herzinsuffizienz assoziierte Mortalität reduzieren konnte [6, 7].

Medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz

Die Stufentherapie der symptomatischen, systolischen Herzinsuffizienz (HFrEF) sieht zunächst eine Therapie mit ACE-Hemmer/AT1-Antagonist und Betablocker vor [4]. Die Medikation sollte unter regelmäßiger Kon-trolle von Blutdruck, Herzfrequenz, Elektrolyten und renalen Retentionswerten ausdosiert werden [8]. Bei persistierender Symptomatik im Verlauf von drei Monaten und linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF) ≤ 35 % empfiehlt sich die Hinzunahme eines Mineralokortikoid-Antagonisten (Cave: Kaliumkon-
trolle vor allem bei eingeschränkter Nierenfunktion). Ohne klinische und echokardiographische Besserung und bei weiterhin erhöhten natriuretischen Peptiden (BNP ≥ 150 pg/ml oder NT-pro-BNP ≥ 600 pg/ml) kann man an eine Umstellung vom ACE-Hemmer/AT1-Antagonisten auf den Aldosteron-Neprilysin-Rezeptor-Antagonisten Sacubitril/Valsartan (Entresto®) denken [4]. In der PARADIGM-Studie konnte Entresto® im Vergleich zu Enalapril das Überleben und die Rehospitalisation von HFrEF-Patienten signifikant verbessern [1]. Bei Sinusrhythmus und QRS-Dauer von > 130 ms sollte die Aufrüstung auf ein CRT-ICD-System evaluiert werden. Der symptomatische Einsatz von Diuretika ist in jeder Behandlungsstufe empfohlen [4].

Die medikamentöse Therapie der systolischen Herzinsuffizienz (HFrEF) ist gut etabliert und eine Verbesserung der Prognose unter der Medikation in vielen Studien belegt. Ein Effekt gängiger Medikamente auf Symptomatik oder Prognose der diastolischen Herzinsuffizienz (HFpEF) ließ sich bislang aber nicht zeigen. Die Leitlinien empfehlen aktuell primär die Behandlung der Grunderkrankung und die symptomatische Therapie mit Diuretika [4]. Eine Ausnahme ist Spironolacton, das in der TOPCAT-Studie bei HFpEF-Patienten zumindest eine reduzierte Hospitalisation aufgrund von Herzinsuffizienz gezeigt hat. Doch auch Spironolacton beeinflusst bei HFpEF die Mortalität nicht [9].

Komorbiditäten der Herzinsuffizienz

Mit der Herzinsuffizienz gehen häufig Erkrankungen wie arterielle Hypertonie, Typ-2-Diabetes, Über- oder Untergewicht, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Eisenmangel, Niereninsuffizienz oder Depression einher (vgl. Abbildung) [10]. Da gerade die arterielle Hypertonie und das Metabolische Syndrom in direktem Zusammenhang mit der HFpEF stehen, müssen diese Erkrankungen konsequent therapiert werden. Der optimale Zielblutdruck ist Gegenstand kontroverser Diskussionen, wobei eine Senkung des systolischen Blutdrucks auf < 120 mmHg bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko (ohne Diabetes) weniger kardiovaskuläre Ereignisse und eine geringere Gesamtsterblichkeit zeigte als bei Patienten mit systolischen Werten < 140 mmHg [11]. Ist eine medikamentöse Therapie des Typ-2-Diabetes nötig, sollte man primär Metformin einsetzen. Glitazone darf man wegen ihrer nachgewiesenen Verschlechterung der Herzinsuffizienz und gehäufter Krankenhausaufenthalte nicht verschreiben [4]. Ein sehr vielversprechendes Medikament, wenn auch noch nicht in der Herzinsuffizienz-Leitlinie verankert, ist Empagliflozin. In der EMPA-REG Outcome-Studie zeigte es bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und erhöhtem kardiovaskulären Risiko eine deutliche Reduktion der kardiovaskulären und der Gesamtmortalität [12]. Auch wenn noch große Outcome-Studien fehlen, wird die intravenöse Eisengabe bei symptomatischen HFrEF-Patienten mit Eisenmangel (Ferritin < 100 µg/l oder Ferritin 100 – 299 µg/l und Transferrinsättigung < 20 %) empfohlen (IIa-Empfehlung) [4].

Terminale Herzinsuffizienz

Wegen der rückläufigen Spenderzahlen in Deutschland (2016: 587 Herztransplantierte Patienten versus 1.097 Patienten auf der Warteliste) und der zunehmenden Inzidenz der Herzinsuffizienz sind alternative und definitive Therapien nötig. Durch den großen Fortschritt bei den mittlerweile komplett implantierbaren Herzunterstützungssystemen (VAD) sind diese nicht nur zur Überbrückung bis zur Herztransplantation, sondern vor allem zur definitiven Therapie (sogenannte Destination Therapy) gedacht. Hier muss die lebenslang notwendige therapeutische Antikoagulation mit Marcumar® bedacht werden (INR zwingend 2,5 – 3,5; NOAKs sind nicht zugelassen!).

Auch muss der Arzt dem Patienten mögliche Komplikationen [13] wie Blutungen oder Thromboembolien (vor allem zerebrale Embolien), Rechtsherzversagen, mechanisch induzierte Arrhythmien und Infektionen präoperativ klar kommunizieren. Eine zunehmende Miniaturisierung der VAD-Devices und besonders eine kabellose Verbindung zur akkubetriebenen Stromversorgung sind aktuell noch Gegenstand präklinischer Forschung. Grundsätzlich sollten alle Patienten mit relevanter oder progredienter Herzinsuffizienz frühzeitig einem spezialisierten Zentrum vorgestellt werden, um Therapieoptionen wie Herztransplantation oder die Implantation eines VAD zu diskutieren.


Literatur
1. McMurray JJ, Packer M, Desai AS, Gong J, Lefkowitz MP, Rizkala AR, Rouleau JL, Shi VC, Solomon SD, Swedberg K, Zile MR, Investigators P-H and Committees. Angiotensin-neprilysin inhibition versus enalapril in heart failure. The New England journal of medicine. 2014;371:993-1004.
2. Braunwald E. The war against heart failure: the Lancet lecture. Lancet. 2015;385:812-24.
3. Gheorghiade M, De Luca L, Fonarow GC, Filippatos G, Metra M and Francis GS. Pathophysiologic targets in the early phase of acute heart failure syndromes. The American journal of cardiology. 2005;96:11G-17G.
4. Ponikowski P, Voors AA, Anker SD, Bueno H, Cleland JG, Coats AJ, Falk V, Gonzalez-Juanatey JR, Harjola VP, Jankowska EA, Jessup M, Linde C, Nihoyannopoulos P, Parissis JT, Pieske B, Riley JP, Rosano GM, Ruilope LM, Ruschitzka F, Rutten FH, van der Meer P and Authors/Task Force M. 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: The Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC)Developed with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. European heart journal. 2016;37:2129-200.
5. Moe GW, Howlett J, Januzzi JL, Zowall H and Canadian Multicenter Improved Management of Patients With Congestive Heart Failure Study I. N-terminal pro-B-type natriuretic peptide testing improves the management of patients with suspected acute heart failure: primary results of the Canadian prospective randomized multicenter IMPROVE-CHF study. Circulation. 2007;115:3103-10.
6. Jourdain P, Jondeau G, Funck F, Gueffet P, Le Helloco A, Donal E, Aupetit JF, Aumont MC, Galinier M, Eicher JC, Cohen-Solal A and Juilliere Y. Plasma brain natriuretic peptide-guided therapy to improve outcome in heart failure: the STARS-BNP Multicenter Study. Journal of the American College of Cardiology. 2007;49:1733-9.
7. Januzzi JL, Jr., Rehman SU, Mohammed AA, Bhardwaj A, Barajas L, Barajas J, Kim HN, Baggish AL, Weiner RB, Chen-Tournoux A, Marshall JE, Moore SA, Carlson WD, Lewis GD, Shin J, Sullivan D, Parks K, Wang TJ, Gregory SA, Uthamalingam S and Semigran MJ. Use of amino-terminal pro-B-type natriuretic peptide to guide outpatient therapy of patients with chronic left ventricular systolic dysfunction. Journal of the American College of Cardiology. 2011;58:1881-9.
8. Ouwerkerk W, Voors AA, Anker SD, Cleland JG, Dickstein K, Filippatos G, van der Harst P, Hillege HL, Lang CC, Ter Maaten JM, Ng LL, Ponikowski P, Samani NJ, van Veldhuisen DJ, Zannad F, Metra M and Zwinderman AH. Determinants and clinical outcome of uptitration of ACE-inhibitors and beta-blockers in patients with heart failure: a prospective European study. European heart journal. 2017;38:1883-1890.
9. Pitt B, Pfeffer MA, Assmann SF, Boineau R, Anand IS, Claggett B, Clausell N, Desai AS, Diaz R, Fleg JL, Gordeev I, Harty B, Heitner JF, Kenwood CT, Lewis EF, O‘Meara E, Probstfield JL, Shaburishvili T, Shah SJ, Solomon SD, Sweitzer NK, Yang S, McKinlay SM and Investigators T. Spironolactone for heart failure with preserved ejection fraction. The New England journal of medicine. 2014;370:1383-92.
10. Senni M, Paulus WJ, Gavazzi A, Fraser AG, Diez J, Solomon SD, Smiseth OA, Guazzi M, Lam CS, Maggioni AP, Tschope C, Metra M, Hummel SL, Edelmann F, Ambrosio G, Stewart Coats AJ, Filippatos GS, Gheorghiade M, Anker SD, Levy D, Pfeffer MA, Stough WG and Pieske BM. New strategies for heart failure with preserved ejection fraction: the importance of targeted therapies for heart failure phenotypes. European heart journal. 2014;35:2797-815.
11. Group SR, Wright JT, Jr., Williamson JD, Whelton PK, Snyder JK, Sink KM, Rocco MV, Reboussin DM, Rahman M, Oparil S, Lewis CE, Kimmel PL, Johnson KC, Goff DC, Jr., Fine LJ, Cutler JA, Cushman WC, Cheung AK and Ambrosius WT. A Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. The New England journal of medicine. 2015;373:2103-16.
12. Zinman B, Wanner C, Lachin JM, Fitchett D, Bluhmki E, Hantel S, Mattheus M, Devins T, Johansen OE, Woerle HJ, Broedl UC, Inzucchi SE and Investigators E-RO. Empagliflozin, Cardiovascular Outcomes, and Mortality in Type 2 Diabetes. The New England journal of medicine. 2015;373:2117-28.
13. Kirklin JK, Pagani FD, Kormos RL, Stevenson LW, Blume ED, Myers SL, Miller MA, Baldwin JT, Young JB and Naftel DC. Eighth annual INTERMACS report: Special focus on framing the impact of adverse events. The Journal of heart and lung transplantation : the official publication of the International Society for Heart Transplantation. 2017;36:1080-1086.



Autorin:

Dr. med. Christina Magnussen

Universitäres Herzzentrum Hamburg
Gebäude O70
20246 Hamburg

Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert



Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (19) Seite 44-46