Viele Menschen schnarchen – vor allem, wenn sie älter sind. Dieses Phänomen kann harmlos sein. Sind die lauten nächtlichen Atemgeräusche allerdings mit längeren Atemaussetzern verbunden, liegt möglicherweise eine Schlafapnoe vor, die ernste kardiovaskuläre Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. Bei der Diagnostik und Therapie kann der Schlafmediziner weiterhelfen und mitunter auch der Zahnarzt.

Die Prävalenz des Schnarchens ist bei Männern im mittleren bis höheren Lebensalter mit 20 – 46 % am höchsten. Und auch Frauen schnarchen – entgegen der landläufigen Meinung [1]. Wichtig ist, zwischen dem "harmlosen Schnarchen" und einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) mit nächtlichen Atem-aussetzern zu unterscheiden.

Diese schlafbezogene Atemstörung ist vor allem durch einen teilweisen oder kompletten Kollaps der oberen Atemwege charakterisiert, dem ein muskulärer Tonusverlust zugrunde liegt. Die Atemaussetzer dauern mindestens zehn Sekunden und bewirken einen Abfall der Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes um mindestens 4 %.

Aufgrund der hohen Dunkelziffer sind Angaben zur Häufigkeit lediglich Schätzwerte: Zwei bis fünf Prozent der Deutschen sollen von einer OSA betroffen sein [2]. Umso wichtiger ist deshalb eine aufmerksame Anamnese bei Routineuntersuchungen, wie sie etwa beim Hausarzt stattfinden.

Schlafapnoe-Symptome erkennen

Erste Hinweise können Symptome sein, die der Patient oder sein Partner bemerkt: Neben Schnarchgeräuschen mit nächtlichem Luftschnappen und verstärktem nächtlichen Schwitzen berichten rund 80 % von Tagesmüdigkeit, rund 95 % von unruhigem Schlaf, 49 – 83 % von intellektuellem Abbau, 28 – 51 %von Änderungen der Persönlichkeit, 31 – 47 % von Impotenz und 24 – 39 % von Kopfschmerzen [3].

Diese Symptome fallen eventuell bei einer Routineuntersuchung auf und können anhand eines WatchPATs zur Messung verschiedener Körperfunktionen besser eingeordnet werden.

Bei Bedarf wird die Diagnostik durch Untersuchung des Gebisses, der Luftröhre und anderer anatomischer Strukturen ergänzt, die weitere Fachärzte wie Internisten, insbesondere Schlafmediziner oder spezialisierte Zahnärzte vornehmen. Um eine eindeutige Diagnose zu erhalten, kann man heute dank ambulanter Schlafaufzeichnung oder dem Besuch eines Schlaflabors auch das Schlafverhalten und damit die Qualität der einzelnen Schlafphasen bestimmen.

Schnarchen ernst nehmen!

Die obstruktive Schlafapnoe kann mit diversen internistischen Erkrankungen, vor allem mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, verbunden sein. So steigt das Hypertonie-Risiko mit dem Schweregrad der OSA graduell an. Nach aktuellen Schätzungen leiden 30 % aller Bluthochdruck-Patienten an einer Schlafapnoe. Bei der Anamnese lohnt sich deshalb ein genauer Blick auf typische Symptome der schlafbezogenen Atemstörung [4].

Ähnlich sieht es bei der Koronaren Herzkrankheit und bei Herzrhythmusstörungen aus: Die intermittierende Hypoxämie, der gesteigerte Sympathikotonus und die intrathorakalen Druckschwankungen, die bei OSA-Patienten auftreten, können das Herz aus dem Takt bringen.

Andere mögliche Folgeerkrankungen sind Schlaganfall und Diabetes mellitus, der wiederum weitere Beschwerden nach sich zieht.

Wegen der risikoreichen, diabetesbedingten Folgeerkrankungen ist die Mortalität vor allem bei 30- bis 50-Jährigen erhöht. Da viele Patienten von ihrer Diabetes-Erkrankung gar nichts wissen, kommt dem Allgemeinarzt hier eine besondere Rolle zu. Bei Routineuntersuchungen kann er mögliche Symptome erkennen und behandeln – etwa bei Patienten, die sich aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen vorstellen oder mehrere Risikofaktoren aufweisen.

Welche Hausmittel helfen?

Einige konservative Verfahren können die Patienten für eine bessere Schlafhygiene und zur Symptomlinderung selbst einsetzen, wie Gewichtsreduktion, Bewegung sowie die Vermeidung von Alkoholkonsum und Schlaftabletten. Auch auf opulente Mahlzeiten vor dem Zubettgehen und auf die Rückenlage beim Schlafen sollten sie verzichten.

Die Reduktion des Übergewichts hat sich besonders bewährt, wie erste Kurzzeitstudien zeigen: Mit einem Gewichtsverlust von zehn bis 16 % verringern sich die Atemaussetzer um 20 – 50 % [5]. In vielen Fällen sind jedoch weiterführende Maßnahmen notwendig, vor allem, um neben der Symptombekämpfung auch die Ursachen der Schlafapnoe anzugehen.

Apparative und operative Therapien

Die Atemmaske (CPAP) gilt als Standardtherapie bei obstruktiver Schlafapnoe. Die CPAP sorgt durch Überdruck für eine Befreiung der Atemwege und trägt so zur Symptomlinderung bei. Sie erfordert allerdings eine hohe Compliance des Patienten, die wegen der teils als unkomfortabel empfundenen Schlafmaske nicht immer optimal ist. Hier ist es sinnvoll, andere Maßnahmen zu diskutieren. Bei bestimmten Patientengruppen stellen anderweitige Therapien von vornherein schon eine gute Alternative dar.

Bei pathologischen Veränderungen in der Nase oder im Rachenraum sollte man über eine Operation nachdenken. Sie ersetzt aber nicht immer die CPAP-Therapie, sondern kann sie in manchen Fällen nur unterstützen. Die Erfolgsraten der Operationen fallen sehr unterschiedlich aus: Sie liegen zwischen 17 und 80 %, was wohl mit den verschiedenen Op.-Techniken zu erklären ist [6].

Die UPPP mit Tonsillektomie zum Beispiel, eines der erprobtesten Operationsverfahren bei OSA, hat Langzeiterfolgsraten von 40 – 50 Prozent [7]. Die Vorverlagerung des Gaumens kann mit Sprech- und Geschmacksstörungen oder auch einem Fremdkörpergefühl verbunden sein, was allerdings selten ist.

Zahnmedizinische Behandlung

Neben den Standardverfahren der HNO-Ärzte gibt es auch zahnmedizinische Behandlungen, die zur Therapie der obstruktiven Schlafapnoe gut beitragen. Die Protrusionsschiene positioniert Unterkiefer, Zunge und weitere Strukturen im vorderen Bereich, so dass die Öffnung der Atemwege gewährleistet bleibt. Zur Anwendung kann sie u. a. bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe und einem Body-Mass-Index unter 30 kommen. Der Unterkiefer muss zudem gute Verankerungsmöglichkeiten bieten. Bei fehlender Compliance für die CPAP-Therapie ist die Protrusionsschiene auch bei schwerer Schlafapnoe eine Option.

Die Wirksamkeit dieser Schiene bestätigt inzwischen auch ein aussagekräftiges Cochrane-Review [8]. Besonders gute Erfolge zeigen sich bei einem niedrigen AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index), aber auch bei jungen Patienten, bei Frauen allgemein, bei Normalgewicht und bei Patienten, die häufig in Rückenlage schlafen.

Nach entsprechender Patientenselektion lassen sich die Atemstörungen bei etwa 65 % der Patienten um rund die Hälfte reduzieren. Eine vollständige Beseitigung der Problematik ist bei 35 – 40 % der Patienten zu erwarten [9].

Mögliche Nebenwirkungen sind Missempfindungen an den Zähnen, Mundtrockenheit, Hypersalivation und eine geringfügige Kieferverschiebung.

Fazit für die Praxis
Schlafapnoe ist ein komplexes Phänomen, das mit unterschiedlichen Verfahren behandelt werden kann. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist deshalb wichtig. Der Hausarzt ist häufig derjenige, der als Erster auf die Symptomatik aufmerksam wird, bevor der Patient überhaupt von seiner Erkrankung weiß bzw. einen Spezialisten konsultiert hat.

Schlafmediziner, Internisten, HNO-Ärzte und spezialisierte Zahnärzte stützen die Diagnose durch ergänzende Untersuchungen, die eine stabile Basis für eine optimale Therapie bilden.

Bei der Behandlungswahl spielt natürlich auch der Wunsch des Patienten eine große Rolle, der mögliche Operationsrisiken tragen oder sich mit der Schlafmaske arrangieren muss. Die zahnmedizinische Protrusionsschiene kann in vielen Fällen eine interessante Alternative sein, wird aber nur in spezialisierten Praxen angeboten.


Literatur
1. DGSM: Schnarchen des Erwachsenen (PDF). Online abgerufen am 22.06.2017.
2. N. Konietzko et al.: Schlafapnoe. Springer Verlag Berlin Heidelberg 1998.
3. Christoph Knaus: Abklärung und Behandlung von Schnarchen und obstruktiver Schlafapnoe. In: Therapeutische Umschau (2016), 73, S. 209-212.
4. Kurt Rasche, Markus Leidag, Maritta Orth: Kardiovaskuläre Folgeerkrankungen bei obstruktiver Schlafapnoe – Pathomechanismen der Assoziation von OSA und Herz-Kreislauferkrankungen. In: Klinikarzt 2013; 42(1): 28-32.
5. Araghi MH, Chen YF, Jagielski A, Choudhury S, Banerjee D, Hussain S, Thomas
GN, Taheri S. Effectiveness of lifestyle interventions on obstructive sleep apnea (OSA): systematic review and meta-analysis. Sleep. 2013 Oct 1;36(10):1553-62, 1562A-1562E.
6. V. Certal, N. Nishino, M. Camacho, R. Capasso: Reviewing the systematic reviews in OSA surgery. Otolaryngol Head Neck Surg. 2013 Dec; 149(6): 817-29.
7. T. Verse et al.: Leitlinie: "HNO-spezifische Therapie der obstruktiven Schlafapnoe bei Erwachsenen". Online abgerufen am 22.06.2017.
8. Lim J, Lasserson TJ, Fleetham J, Wright J: Oral appliances for obstructive sleep apnoea. Cochrane
Database Syst Rev 2006; CD004435
9. Heinrich Becker et al.: Leitlinie: Nicht erholsamer Schlaf /Schlafstörungen. Online abgerufen am 22.06.2017.



Autorin:

Dr. med. dent. Teresa Englbrecht

Praxisklinik für Zahnmedizin und Implantologie
80634 München

Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert



Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (16) Seite 16-18