Bei der Suche nach einem (neuen) Arzt hat das Internet für Patienten große Bedeutung und beeinflusst die Entscheidung. Mit einer attraktiven Homepage verschafft sich der Allgemeinarzt Präsenz im Internet und erreicht zahlreiche potentielle Patienten. Eine attraktive Website ist die beste Möglichkeit, das Leistungspaket und das Team darzustellen und neue Patienten zu gewinnen sowie Stammpatienten zu halten.

Worauf kommt es bei der Erstellung der eigenen Praxis-Website an? Eine interessante und attraktive Homepage löst Emotionen aus. Die Wechselbereitschaft zu einer neuen Arztpraxis ist nicht nur eine rationale, sondern auch emotionale Entscheidung und wird durch die Website beeinflusst. So wichtig auch die Inhalte sind, der Auftritt im Netz muss Sympathien beim Leser auslösen und ein breites Publikum positiv ansprechen. Die Aussagen der Homepage müssen dabei stets den Tatsachen entsprechen, es dürfen keine Zusagen gemacht werden, die nicht umgesetzt werden können. Die Enttäuschung bei Patienten wäre groß und würde dem Image eher schaden. Doch wie schafft man es, diese Effekte durch die Gestaltung der Homepage zu erzielen?

Das digitale Aushängeschild

Mithilfe der sog. Suchmaschinenoptimierung (SEO; search engine optimization) kann der Praxisinhaber dafür sorgen, dass Nutzer die Praxishomepage schneller auffinden. Im Zuge dieser SEO-Maßnahmen wird die Homepage z. B. mit passenden Suchbegriffen bestückt, um dann in der Trefferliste der Suchmaschine als Erstes zu erscheinen.

Der erste Eindruck entsteht durch die sog. Landingpage, also die Startseite, auf die der Patient über die Suchmaschine als Erstes geleitet wird. Durch die Benutzerfreundlichkeit (Usability) sollte der Leser die gewünschten Informationen leicht finden können. In den ersten 30 Sekunden entscheidet der Besucher, ob er auf der Seite bleibt. Der Leser beurteilt die Website nach bestimmten Kriterien: Inhalt ("Content"), Gestaltung, Navigation und Aktualität der Informationen. Das Web ist multimedial, Text, Bild und Video sind miteinander kombinierbar. Doch so wichtig das Webdesign auch ist, Inhalte stehen für den Leser bei der Suche nach einem Arzt im Vordergrund. Gleichzeitig gilt der Grundsatz: Je mehr Text in den digitalen Medien, desto oberflächlicher wird gelesen. Bei längeren Artikeln werden oft nur Titel und Absatzanfänge gelesen, Fließtext sollte je Absatz maximal zehn Zeilen betragen. Der Zeilenabstand sollte mindestens fünf Millimeter betragen, die Zeilenlänge ca. 80 Zeichen. Eine Schriftgröße von 12 Punkten ist leicht lesbar.

Fotos sind "Eyecatcher", sie genießen größere Aufmerksamkeit als Texte. Es können die Behandlungsräume, die Rezeption, das Gebäude von außen und das Team präsentiert werden. Ein großes Foto ist meist interessanter als vier kleine Abbildungen, auf denen man nicht viel sieht. Das Sahnehäubchen kann der virtuelle Rundgang durch die Praxisräume sein.

Persönliche Ansprache

Die übliche Begrüßung lautet "Liebe Patientin, lieber Patient" oder "Herzlich willkommen." Andere Praxen verzichten auf die persönliche Anrede und auch auf den Fließtext und liefern nur Sachinformationen mit Schlagworten.

Mit der Aussage "Unsere Patienten schätzen vor allem …" entfernt man sich von der Eigenbeurteilung und nimmt die Perspektive der Patienten ein. Das schafft einen anderen Wirkungsgrad. Der Patient fühlt sich persönlich und direkt durch die "Sie-Form" angesprochen, im Gegensatz zur unpersönlichen "Man-Form". Es gilt, den Patienten noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen: "Vertrauen Sie unserer langen Erfahrung …" (statt "Wir haben lange Erfahrung"), "Für Sie ist es wichtig …" (statt "Für uns ist es wichtig"). "Sie" und "Ihre" sind Magnetwörter.

Kriterien zur Beurteilung einer guten Arztpraxis-Website
  1. Individuelles Webdesign und sympathische Ausstrahlung
  2. Das Team: Foto mit PraxisinhaberIn und den Mitarbeitern
  3. Erreichbarkeit: Anfahrtsskizze, Parkhinweis und Verkehrsverbindung
  4. Besondere Leistungsmerkmale
  5. Kontaktdaten und stets aktualisierte Öffnungszeiten
  6. Kontaktformular für Anfragen und Terminbuchungen


Leser interessieren sich für ganz persönliche Grundsätze des Praxisinhabers, die nicht vom Webdesigner vorformuliert sind. Die Philosophie des Praxisinhabers, welche Grundsätze er vertritt, findet besondere Beachtung. Hier haben Sie auch die Möglichkeit, das gewünschte Patientenklientel in gewissem Maß anzusprechen und ein Alleinstellungsmerkmal zu setzen. Anspruchsvolle Patienten sind interessiert, welche Spezialgebiete die Praxis anbietet: Sportmedizin, Naturheilverfahren, Burnout-Behandlung. Man kann dem Interessenten auch einen Download zum Lebenslauf des Arztes anbieten. Interessant für Patienten sind auch die Seiten, in denen nicht nur medizinische Begriffe genau erklärt werden, sondern die eigene Erfahrung bei der Behandlung. Es kommt darauf an, dass man sich im Text deutlich von Aussagen, die jeder im Internet findet, absetzt.

Service und Benutzerfreundlichkeit

Moderne Praxen bieten im Netz auch die Möglichkeit an, online Termine zu vereinbaren, und geben Hinweise über Stoßzeiten der einzelnen Wochentage. Der Leser kann auch den Onlineservice für Wiederholungsrezepte und die Abholzeiten nutzen.

Güte- und Zertifizierungssiegel dürfen beim Auftritt nicht fehlen. Die Seite ist aktuell, wenn man sich über Urlaubszeiten und Praxisschließung informieren kann. Auch Stellenbewerber informieren sich vor ihrer Bewerbung im Netz. Einige Praxen betreiben aktives Marketing, berichten über Vorträge oder Veröffentlichungen in der Presse und erhöhen damit ihren Bekanntheitsgrad.



Autor:

Rolf Leicher

Dipl.- Betriebswirt, Fachautor und Referent
69118 Heidelberg

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (14) Seite 52-55