Zypern ist nicht nur im Sommer ein beliebtes Reiseziel. Auch im Winter und Frühjahr besteht Idylle-Garantie, verspricht unsere Reiseautorin Heidrun Lange. Badefreunde müssen dann allerdings kälteresistent sein. Aber zum Wandern ist das Troodos-Gebirge bestens geeignet. Bis in den März hinein vergnügen sich dort sogar noch Skiläufer auf dem Berg Olympus, das Tal allerdings schmückt sich ab Februar mit saftigem Grün und vielen Blüten.

Wer Seeurlaub mit Kultur verbinden möchte, fährt nach Larnaka. Die berühmteste Sehenswürdigkeit ist die im 19. Jahrhundert errichtete Lazarus-Kirche. Noch mehr Geschichte gibt es entlang der Foinikoudes-Promenade, da, wo einige Ateliers die über 1.000 Jahre alte Keramikkunst am Leben erhalten.

Sandstrände ohne Haie

Berühmt für ihre goldgelben und feinsandigen Bilderbuchstrände ist die Stadt Agia Napa im Südosten der Insel. Es gibt keine Steine, keine Quallen und keine Haie. Nach einem kurzen Strandspaziergang stehe ich mitten im Skulpturenpark. 50 Künstler aus aller Welt haben ihre Ideen in Stein gehauen.

Vom Strand ist es nur eine Stunde Fahrzeit mit dem Auto. Dann wandelt sich die Landschaft abrupt. Sanfte Hügel mit Obstplantagen und Zitronenhainen wechseln sich ab, bevor der Wald beginnt. Rote Tupfer zwischen den Kiefern nehmen deutlichere Konturen an. Es sind die Dächer von Zyperns berühmtestem Freilichtmuseum. Seit es 1978 von seinen ursprünglichen Bewohnern verlassen wurde, hat sich nichts verändert. Jetzt steht es unter Denkmalschutz und Besucher bekommen eine Ahnung vom damaligen harten Leben.

Vom Meer ins Gebirge

Still wird es in den Bergen auf der Terrasse des Klosters Machairás. Ein paar ältere Männer sitzen auf der Bank und stützen sich auf ihren Holzstöcken ab. Innen im Klosterhof ist nur das Summen der Zikaden zu hören. Der graubärtige Abt Joseph grüßt freundlich und führt uns gleich zur Segen-spendenden Ikone Maria. Schließlich kommen alle ihretwegen hierher. Wer sich vor ihr verneigt, dem beschert sie bald Regen oder lässt Wunden schneller heilen.

Reise-Informationen
  • Auskunft: Fremdenverkehrszentrale Zypern
  • Anreise: Günstige Flüge nach Zypern gibt es bei Germania & Condor schon ab 60 €. Für 79 € fliegt Germania zum Beispiel ab Hannover in die Hafenstadt Paphos im Südwesten der Republik Zypern. Vom Paphos International Airport aus lässt sich ideal der Südwesten der Insel erkunden. Noch günstiger fliegt Germania allerdings in die Hafenstadt Larnaka, die im Südosten liegt. Condor fliegt von größeren Städten nach Larnaka.
  • Hoteltipp: Das Atlantica Mare Village ist nur 4 km vom Zentrum von Ayia Napa und 50 Minuten vom Flughafen Larnaka entfernt. Entweder man bucht ein Mietauto oder fragt im Hotel nach einem Shuttle. Pauschalreisen bietet z. B. TUI an.
  • Klima und Reisezeit: An den Küsten und im Landesinneren wird es im Sommer sehr heiß mit Temperaturen über 40 Grad. Im Troodos-Gebirge ist es deutlich kühler.
  • Wandern: Für Wanderfreunde gibt es über 50 ausgebaute und beschilderte Wanderwege. Im Paphos Forrest führt ein Wanderweg im Zederntal auf 5,8 Kilometer Länge hinauf zum Berg Tripylos auf 1.362 Meter Höhe. Der Weg wird gesäumt von uralten Zedern.Im Nordwesten der Insel befindet sich der mittelschwere Rundwanderweg "Aphrodite Trail" von 7,8 km Länge. Er führt von den Bädern der Aphrodite, wo die berühmteste griechische Göttin der Legende nach ein Bad nach ihren Wanderungen nahm, hinauf zum Gipfel des Moutti tis Sotiras auf 370 Meter Höhe.Auf dem Madari-Rundwanderweg entdeckt man den Erdbeerbaum oder die Kalabrische Kiefer. Ein versierter Wanderer sollte man schon sein, zumal der Weg steil bergauf bis auf knapp 1.600 Höhenmeter verläuft.

Mitten im Troodos-Gebirge steigen die Berge bis auf 2.000 Meter an. Im Winter schneit es dort und am höchsten Berg, dem Olympus, gibt es sogar ein paar Skipisten. Troodos muss man sich erwandern. Die Wanderwege rund um den Berg sind markiert und auch gut für Ungeübte zu bewältigen. Sieben Kilometer ist der "Artemis"-Weg lang. Noch kürzer ist die "Kaledonia"-Route, die im Dorf Kryos Potamos beginnt und zu den Kaledonia-Wasserfällen führt.

Britische Sommerfrische

Das 1.200 Meter hoch gelegene Bergdorf Pano Platres ist einer der besten Ausgangspunkte zur Erkundung der Region. Backsteinvillen, so wie in Kent oder Surrey, stehen im Dorf. Sie erinnern daran, dass die Briten die Ersten waren, die die Gegend als Sommerfrische nutzten. Nach einem kurzen Aufstieg beginnen die von Schluchten und Bächen durchzogenen dichten Wälder. Eine dicke Schicht Kiefernnadeln klebt an den Schuhen und bald kommt man ins Rutschen beim Überqueren der glatten Steine. Weiter oben, in den Hochlagen, ist die Natur urwüchsig und wild: Mächtige Eichen, Kiefern, Pinien und Zedern bilden dichte Wälder. Auf über 1.200 Meter Höhe beginnt der Wald aus Schwarzkiefern, bizarre Erscheinungen mit geradem Stamm und weit ausladenden mächtigen Ästen. Die größten Bäume, oft Hunderte Jahre alt, stehen wie Stars auf einer Bühne, die bewundernde Blicke nur auf sich lenken wollen. Ismini, die Reiseleiterin, kennt jeden Baum, jede Pflanze auf ihrer Lieblingsinsel. Die Goldeiche, deren Blätter auf der Unterseite einen goldgelben Schimmer haben, ist eine der 127 Pflanzenarten, die es nur auf Zypern gibt. Auch ihren "Streichelbaum" zeigt uns Ismini, einen Erdbeerbaum mit fleischigen Blättern und einem ganz glatten rötlich braunen Stamm.

Im Frühjahr blüht die Landschaft auf

Efeu rankt sich an Bäumen empor. Veilchen, Salbei und Zwergginster blühen im Gesträuch. Zahlreiche Orchideen, von denen es 50 verschiedene Arten auf Zypern gibt, wachsen im schützenden Unterholz. Reiseleiterin Ismini entdeckt sie, nennt sie beim Namen. Bis in den Mai hinein ist diese Pracht zu erleben, dann vertrocknen die Blumen und Gräser. Farbe in die Landschaft bringen erst wieder die Herbstblumen, die nach den Regenfällen zwischen September und November erblühen.

Zwischen steilen Hängen und Bergspitzen sind die Häuser von Phini zu sehen. An den Hängen reihen sich Obstplantagen, Mandelbäume und Weingärten. Einige der alten Häuser, aus unbehauenen Steinen und Lehm erbaut und mit hölzernen Balkonen geschmückt, wurden restauriert. Berühmt ist der Ort, weil hier Keramiktöpfe nach alter Tradition hergestellt werden. Der Alltag im Dorf sieht entspannt aus. Männer mit Schnäuzern sitzen vor einem Café und begrüßen die Fremden.

So schön wie es in den Bergen ist, am Abend möchte man wieder zurück ans Meer. In Limassol, der zweitgrößten Stadt Zyperns, kann man den Tag ausklingen lassen. Abends fällt orangefarbenes Laternenlicht auf die Hibiskussträucher, die sich im Takt des leichten Seewinds bewegen. Auf der Promenade haben Cafés und Restaurants auch in den Wintermonaten geöffnet. Auf die Teller kommen viel Fisch und Fleisch vom Grill. Abends auf der Terrasse unter Dattelpalmen weht ein warmer Wind. Da kann man sich auf den nächsten Tag unter Zyperns Sonne freuen.



Autorin:
Heidrun Lange

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (6) Seite 82-84