Die Malediven bestehen aus rund zwölfhundert Korallen-Inseln und -Inselchen im Indischen Ozean, aufgefädelt wie auf einer Perlenkette. Wer das Meer liebt, gerne schnorchelt oder taucht, ist hier bestens aufgehoben. Doch man kann auch einfach nur an den Traumstränden "abhängen". Möglicherweise muss man sich mit einem Besuch allerdings sputen, denn der Klimawandel lässt den Meeresspiegel steigen – und die höchsten "Erhebungen" der Inseln betragen gerade mal rund zwei Meter.

Die bewohnte Landfläche der Malediven umfasst gerade 300 Quadratkilometer, was in etwa der Ausdehnung der Stadt Dresden entspricht. Und so sind die Pläne der Regierung der Malediven möglicherweise gar nicht so unrealistisch, ihre knapp eine halbe Million Einwohner in nicht allzu ferner Zeit einfach irgendwo aufs Festland umzusiedeln.

Noch ist es aber nicht so weit. Noch kann man die Malediven besuchen. Angekommen mit Qatar Airways nach elfstündiger Flugzeit auf dem modernen Velana International Airport nahe der Landeshauptstadt Malé, brettert kurz danach das Schnellboot in etwa 40-minütiger Fahrt zum VARU-by-Atmosphere-Resort im Nord-Malé-Atoll. Ganz schön durchgeschüttelt geht es über die kleineren und größeren Wellenberge. Wie mag das wohl bei Sturm sein? Doch heute strahlt die Sonne bei mehr als 30 Grad; angenehm der erfrischende Fahrtwind. Vorbei geht es an kleinen Inseln, an Riffen, und die Meeresfarben wechseln zwischen Azurblau bis Türkis.

Die Unterwasserwelt entdecken

Doch nun ist Varu-Island in Sicht und der Traum-
urlaub auf einer Robinson-Insel kann beginnen. Von weitem schon grüßen stelzenbeinige Wasservillen in der Lagune, Palmen und buntes Gesträuch im weißen Korallensand. Aber was kann man auf einer einsamen Insel, abgeschnitten von der großen weiten Welt, gerade einmal 300 Meter lang und 220 Meter breit, tun? In gut zwanzig Minuten ist das Inselchen umrundet. Bleibt der feinsandige Strand, der bei genüsslichen Wassertemperaturen von über 27 Grad zum Schwimmen einlädt. Für Schnorchler und Taucher locken einmalige Urlaubserlebnisse unter Wasser: vielfarbige Korallengärten, Riffhaie, Mantas und Rochen und unzählige kleinere, aquarienbunte Fischschwärme.

Ein weiterer Höhepunkt sind die romantischen Sonnenuntergangstouren mit einem landestypischen Dhoni-Boot, verbunden mit dem spannenden Hochseeangeln für Mann und Frau. Fast niemand geht dabei leer aus. Die Fische beißen in den Abendstunden, als könnten sie es kaum erwarten, in der Pfanne zu brutzeln. Und im letzten Tageslicht am Strand dann traditionell maledivisches Boduberu-Trommeln zum Mittun. Den Rest der Zeit kann man es sich gemütlich machen. Vier Restaurants und eine Bar sorgen mit nationalem und internationalem Angebot für das leibliche Wohl.

Beschauliches Leben auf Gaafaru

Per Schnellboot geht es dann in dreißig Minuten auf die Einheimischeninsel Gaafaru, die erst seit 2008 wie alle 220 Local Islands auch von Ausländern besucht werden darf. Das Eiland – nur wenig größer als Varu-Island – scheint im mittäglichen Tiefschlaf zu dämmern. Von den 1.500 Einwohnern ist am Hafen, wo die Fischerboote vor sich hin dümpeln, nur der örtliche Tourismus-Förderer Aiz als "Begrüßungskomitee" erschienen. Flankiert wird er von zwei Opas, die in Schaukelstühlen Kokosmilch schlürfen. Aiz gibt den Überblick: "Hier nebenan ist die Dhoniwerft. Dort die Schule mit ihren 200 Schülern und da die Krankenstation. Und hinter den Palmen sind die Sportplätze.

Reisetipps
Reiseliteratur: Reiseführer "Malediven", Nelles Verlag, 16,90 €; Polyglott on tour "Malediven", Gräfe und Unzer Verlag, 13,90 €; Marco Polo "Malediven", MairDumont, 12,99 €; Kulturkompass fürs Handgepäck "Reise auf die Malediven", Unionsverlag, 10,90 €.

Informationen: Bitte beachten Sie die aktuellen Corona-Reiseeinschränkungen! Es wird ein Reisepass benötigt, der nach der Ankunft in der Republik Malediven noch mindestens 6 Monate gültig sein muss. Das kostenlose Touristenvisum wird für 30 Tage bei der Einreise erteilt. Beachten Sie unbedingt die Zollbestimmungen! Qatar Airways fliegt neben weiteren Airlines ab Frankfurt/München/Berlin nach Doha; von dort weiter nach Malé (Malediven). Ticket Frankfurt-Malé ab 610 € (Hin- und Rückflug); Flugbuchung: www.qatarairways.com. Informationen und Buchung zu VARU by Atmosphere über Reisebüros oder www.varu-atmosphere.com. Der Preis – z. B. eine Woche Strandvilla, All inclusive mit Ausflügen und Flug, ab 2.400 Euro/Person.

Auf dem großen sandigen Dorfplatz zeigt Ali, einer der Dorfbewohner, auf ein Gestell mit Trockenfisch: "Das ist neben Kokosnüssen bei uns ein begehrtes Nahrungsmittel, geht auch zum Verkauf nach außerhalb. Dann gibt es noch ein bisschen Hirse, Maniok und Süßkartoffeln. Mehr wächst hier nicht."

Auf einer der schmalen Dorfstraßen mit ihren ebenerdigen, bunt gestrichenen Häuschen aus Korallengestein knattert ein Motorrad vorbei – das beliebteste Verkehrsmittel. Danach kommen genau in dieser Reihenfolge Fahrräder, motorisierte Dreiräder und dann Schubkarren. Kein Hühnergegacker, kein Hundegebell; ab und an ein neugieriges Kindergesicht, das um die Ecke lugt. Nur der Tante-Emma-Laden hat seine klapprige Tür geöffnet. Freundlich lädt Besitzer Hussain zum Besuch ein, aber außer Waschmitteln, Regenschirmen, einem Sack Reis und wenigen weiteren Kleinigkeiten hat er kaum etwas zu bieten. Warum auch? Die Dörfler leben seit alters her von dem, was das Meer und der karge Boden bieten.

Der Tourismus hält auf Gaafaru erst langsam Einzug. Doch schon gibt es vier ansehnliche Gästehäuser, wo die ausländischen Reisenden absteigen und maledivische Lebensweise und die Kultur der Einheimischen Tag für Tag hautnah miterleben können. Vielleicht ist das künftig eine sinnvolle Alternative zum durchorganisierten Luxusurlaub auf einer der um die hundert Robinson-Inseln mit Hotelanlagen.


(Die Reise wurde unterstützt von Atmosphere Hotels & Resorts in Malé)



Autor:
Ulrich Uhlmann

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (17) Seite 73-76