Weinberge und Olivenhaine auf malerischen Inseln, kristallklares Wasser, unberührte Natur und weiße Felsen – damit locken die dalmatinischen Inseln vor der Küste Kroatiens Jahr für Jahr mehr Besucher:innen an. Um die tausend große und kleine Inseln gibt es dort. Und tatsächlich gibt es noch mehr zu entdecken: Festungen, Architektur, Kulturdenkmäler. Unser Reiseautor Ulrich Uhlmann hat sich per Schiff auf die Erkundung des Inselreichs begeben.

Ausgangspunkt für die Seereise mit der "MS Princess" ist das alte Städtchen Trogir. Dicht an dicht reihen sich verschnörkelte Bürgerhäuser und mittelalterliche Stadtpaläste aneinander. Natürlich mit ihren eigenen Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten. Nur für wenige Stunden dringt ein Sonnenstrahl in die engen Gässchen – wohltuend an heißen Tagen. In keiner kroatischen Küstenstadt gibt es so viele Gemäuer aus Romanik und Renaissance wie hier auf engem Raum. Deshalb zählt Trogir auch seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Doch nun zurück an die palmengeschmückte Uferpromenade. Am Kai liegt "unsere" schnittige Jacht – 2019 in Dienst gestellt und für nicko cruises, einen deutschen Fluss-Kreuzfahrtanbieter, unterwegs. Uns begrüßt der 53-jährige Kapitän Marjo Novakovic, der von Kindesbeinen an mit den dalmatinischen Gewässern vertraut ist. Schließlich kannte er schon als Zwölfjähriger das hölzerne Segelschiff seines Vaters, der Weinfässer von den Inseln zum Festland transportierte, wie seine Westentasche. Die "MS Princess" ist fast 50 Meter lang, neun Mann Besatzung kümmern sich zwischen Anfang April und Ende Oktober um die 40 Passagiere.

Auf Winnetous Spuren

Endlich heißt es "Leinen los" zur ersten Tagestour. Wir schippern geruhsam durch die Fjordwelt rund um Sibenik, um uns dann im Nationalpark Krka auf Winnetous Spuren zu begeben. Einige Szenen der Filmklassiker wurden hier gedreht. Auf hölzernen Stegen und schattigen Pfaden geht es zu Stromschnellen, kleinen Seen, alten Wassermühlen und zu den eindrucksvollen sieben Wasserfällen. Highlight ist dabei der Skradinski buk. Auf hundert Meter Breite, umgeben von sattem Grün, stürzt der Wasserfall in mehreren Kaskaden 46 Meter in einen glasklaren kleinen See. Ähnlich der nur wenige Kilometer entfernte Wasserfall Roski slap, wo es auf 650 Meter Breite 23 Meter stufenförmig hinabgeht.

Erfrischendes Nass

Am nächsten Tag steht die Fahrt durch den Nationalpark Kornaten zwischen Sibenik und Zadar auf dem Programm. 150 Inseln und Inselchen, meist unbewohnt, bilden so den größten Archipel der Adria. Dicht, fast zum Anfassen, geht es an den oft winzigen, vielfach kahlen schattenlosen Karstinseln vorbei, von denen einige einst bestenfalls als Schafweiden geeignet waren. Grotten und Höhlen locken als Fotomotiv, während Segel- und Fischerboote unseren Weg kreuzen. Die Überraschung des Tages: Meeresbaden in einer grün begrenzten Bucht bei der Insel Zut. Kapitän Marjo gibt letzte Tipps, und Maschinist Ante bringt das "rettende" Schlauchboot in Gang. Die Badeplattform am Heck ist für die Schwimm- und Schnorcheltour bereit. Das Wasser ist erfrischend kühl und so klar, dass man den Meeresgrund sehen kann. Jeder Kiesel, jede Alge ist deutlich zu erkennen.

Wo die Meeresorgel die Sonne grüßt

Nachmittags ist Zadar an der Besichtigungsreihe, die Schöne unter Dalmatiens Küstenstädten. Aufwendig restauriert zeigt sich die Halbinsel-Altstadt mit ihren Prachtbauten, munteren Plätzen und der mächtigen Stadtmauer von ihrer besten Seite. Hier haben Römer und Venezianer ihr Erbe hinterlassen. Was uns aber beim Entdeckungsgang am meisten beeindruckt, ist der lebensfrohe Trubel an der Uferpromenade rund um die sogenannte "Meeresorgel". Der einheimische Architekt Nikola Basic schuf hier 2005 ein weltweit einzigartiges Kunstwerk: In die Uferstufen wurden orgelpfeifenähnlich 35 Plastikrohre eingelassen, wo Wind und Wellen 35 verschiedene Tonfolgen zum Meereskonzert vereinen. Übrigens hat der gleiche Künstler auch wenige Meter weiter die Lichtinstallation "Gruß an die Sonne" entworfen, bei der Hunderte Solarlichter im Rhythmus der "Meeresorgel" in der Abenddämmerung leuchten und unzählige Bewunderer anlocken.

Venezien ist nicht weit

Dann verlassen wir die "MS Princess" und mit dem Auto geht es von Trogir zu einem kurzen Zwischenaufenthalt nordwärts nach Rovinj auf die Halbinsel Istrien. Dort erwartet uns das Grand Park Hotel, das vom italienischen Stardesigner Piero Lissoni gestaltet wurde. Stufenförmig wächst das 5-Sterne-Anwesen in sechs Etagen aus einem kleinen Hügel, umgeben von sattem Grün und duftenden Pinien. Beeindruckt stehen wir im Kongresssaal vor dem größten Glasfenster Europas. Unvergesslich ist der Blick auf den schmucken Jachthafen, die kleinen Inselchen im blau schillernden Meer und die historische Altstadt mit der alles überragenden Kirche St. Euphemia und dicht nebenan die naturbelassene Insel St. Katarina. Rovinj – auf Italienisch Rovigno, geschuldet seiner venezianischen Vergangenheit – hat in seiner Altstadt die Geschichte vergangener Jahrhunderte bewahrt. Auf einem Hügel gelegen und vom Meer umgeben schlängeln sich die buntfarbenen Gässchen bergauf, um am 62 Meter hohen Glockenturm der Pfarrkirche zu enden. Vorbei geht es am Rathaus aus dem 17. Jahrhundert, am Uhrturm und an ehemaligen Stadttoren, an Portalen und überwölbten Durchgängen. Und ehe wir uns versehen, sind wir auf der anderen Inselseite am örtlichen Markt angelangt. Schnell werden noch ein paar Mitbringsel eingekauft, denn hier kommt alles aus der Region. Im nahe gelegenen Hafen werden Schiffs- und Bootsausflüge angeboten, um die Inselwelt rund um Rovinj zu erforschen – als Inselrundfahrt, Piraten-Kreuzfahrt oder Fischpicknick – beliebt sind auch Tagestouren nach Venedig.

Reisetipps
  • Reiseliteratur: Merian-Reiseführer "Dalmatien", Verlag Gräfe und Unzer; Handbuch für individuelles Entdecken "Istrien und Kvarner Bucht", Reise Know-How Verlag; Baedeker Smart "Kroatien", MairDumont; Kultur-Reiseführer "Kroatische Küste", Verlag Freytag & Berndt; Marco Polo "Kroatische Küste – Istrien/Kvarner Bucht", MairDumont; Marco Polo "Kroatische Küste – Dalmatien", Mair Dumont.
  • Informationen: Kroatien gehört zur EU. Ab 1. Januar 2023 wird die Kuna vom Euro abgelöst. Dann gehört Kroatien auch zum Schengenraum, sodass aufwendige Grenzkontrollen entfallen. 8-tägige Kreuzfahrt mit "MS Princess" ab 1.549 €: alle Reisebüros und nicko cruises (www.nicko-cruises.de). Istrienaufenthalt: Tourismusverband Rovinj (info@rovinj-tourism.hr). Übernachtung u. a. Grand Park Hotel Rovinj (www.maistra.com).



Autor
Ulrich Uhlmann

Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (12) Seite 64-66