Im Vierländereck Belgien, Frankreich und Deutschland liegt Luxemburg. Das kleine Großherzogtum ist gemeinhin als Finanzplatz bekannt, doch Luxemburg hat definitiv mehr zu bieten als nur Bankgeschäfte. Burgen, Schlösser und malerische Wanderwege vorbei an Winzerdörfern. So gesehen ist Luxemburg ideal für einen Kurzurlaub, bei dem man auch die lebenslustigen Einheimischen und ihre Lieblingsgetränke besser kennenlernen kann.

Luxemburger nehmen sich gern Zeit für ein Schwätzchen und ein Kippchen. Besonders dann wenn es gemütlich wird, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt in der Altstadt. Auf dem Place Guillaume II. unter der Reiterstatue trifft man sich immer samstags zwischen luftgetrockneten Würsten, Käselaiben und knackigem Gemüse. Es lohnt sich, selbst einmal in das Getümmel einzutauchen. Im Stimmengewirr hört man Deutsch, Französisch und Lëtzeburgisch. Mit Zigaretten hat dieses Kippchen übrigens nichts zu tun, sondern so heißt auf Lëtzeburgisch ein fein perlender Crémant. Eine Spezialität im Großherzogtum, der von Winzern nach Champagner-Art hergestellt wird.

Stadt mit Geschichte

Doch spätestens am Nachmittag sollte man sich auf den Weg machen und die Stadt, die aus den Tälern der beiden Wasserläufe Alzette und Petrusse ragt, erkunden. Eine Promenade führt direkt am Rande des Felsens entlang, auf dem Luxemburgs Altstadt thront. In der Ferne das Kirchberg-Plateau. Im modernen Stadtteil reihen sich die gläsernen Gebäude der Banken und EU-Institutionen aneinander.

Nur einen kurzen Spaziergang über eine der vielen Brücken oder mit dem Aufzug vom Plateau de Saint-Esprit hinunter, kommt man in eine ganz andere, mehr als 1.000 Jahre alte Welt. Früher wurde dieser Teil der Stadt eher gemieden, keiner wollte hier wohnen, erzählt die Stadtführerin. Heute sind die Wohnungen saniert und sehr teuer. Wer auf einen Stadtführer verzichten möchte, der geht den historischen Wenzelweg entlang, der die Ober- und Unterstadt verbindet und spektakuläre Ausblicke auf das Flusstal, den Bockfelsen, die Abtei Neumünster oder den Großherzoglichen Palast bietet. Alle Sehenswürdigkeiten sind nicht weit entfernt.

Schlemmen und feiern bis in die Nacht

Am Abend wird es allerdings erst einmal ruhig in Luxemburgs Innenstadt. Um sechs schließen die Geschäfte und die Banken, die Wachablösung am Palast stellt ihren Dienst ein. Im Chocolate House gegenüber kann man allerdings noch herrlich schlemmen. Wer nicht auf Kalorien achten muss, lässt sich von belgischen und französischen Kuchen, Schokolade und Torten verführen. Das Nachtleben tobt später in den Bars rund um den Großherzoglichen Palast oder in der Rives de Clausen. Das ist ein zur Partymeile umgebautes Brauereigelände in der Unterstadt, mit Bars, Szenekneipen und Restaurants. Musikbands rocken bis weit in die Nacht.

Ab in die Weinberge

Doch wer kennt schon das Luxemburger Land? Im Süden, da wo die Mosel die Grenze zu Deutschland bildet, beginnen die sanft geschwungenen Berge. An beiden Ufern des Flusses werden schon seit der Römerzeit Reben angebaut. Auf der Luxemburger Seite kultiviert man vor allem Riesling und Grauburgunder. Von März bis in den Mai, sobald die Winzerhöfe ihre Pforten öffnen, werden die neuen Weine zum ersten Mal ausgeschenkt. Im Herbst ist die große Zeit für die gehaltvolleren Weine, die dann die nötige Reife besitzen. Bei zahlreichen Veranstaltungen, Kellerführungen und Festen kann man verkosten und mit Winzern ins Gespräch kommen. Und natürlich mitfeiern.

Das Winzerdorf Schengen im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg geriet im Juni 1985 plötzlich ins Licht der Öffentlichkeit. Damals unterzeichneten hier Europas Spitzenpolitiker die Schengener Verträge, in deren Folge Grenzschranken und Passkontrollen zwischen zehn europäischen Staaten wegfielen. Die Uferpromenade ist zu einer Art europäischer Gedächtnismeile ausgebaut. Fragt man die Einwohner, was ihnen im Dorf wichtig ist, dann erzählen sie vom Wein. Kein Wunder, hoch über dem Dorf in den Weinbergen ragt das Haus des Winzers Henri Ruppert aus den Reben empor. Nicht alle Schengener lieben diesen modernen Bau aus Holz, Glas und grobem Waschbeton. Aber sie schwärmen, dass der Riesling und ihr Crémant der beste sei. In Schengen und den anderen Dörfern kann man Weinkellereien besichtigen und zu feinen Speisen in einem der Restaurants das Kippchen vorweg probieren. Denn jeder Winzer hat seine eigene Rezeptur. Aber alle schmecken frisch und prickeln leicht auf der Zunge.

Imposante Felsen

Wanderer werden vom Müllerthal mit der wilden Natur und den imposanten Felsenlandschaften im Osten des Landes begeistert sein. Es geht in die noch unberührte Natur. Die Hänge werden steiler. Manchmal müssen sich Wanderer im Kalkbuchenwald durch schmale Felsspalten zwängen oder über bemooste Stufen klettern. Mitten in dieser Idylle, auf einer Lichtung, befindet sich der Weinberg von Winzer Luc Roeder. Der kalkhaltige Boden und das mediterrane Klima lassen den Elbling seit über 100 Jahren gedeihen. Die Reben werden nach den Richtlinien des ökologischen Weinbaus bewirtschaftet. Ab kommendem Jahr wird es von den Hängen des Familienweingutes den Crema von Luc Roeder geben.


Heidrun Lange

Reise-Tipps

Allgemeine Informationen findet man unter http://www.visitluxembourg.com/de .

Luxembourg Card: Mit der Luxemburg Card gibt es freien Eintritt in über 60 Museen und freie Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Gültigkeitsdauer reicht von einem bis zu 3 Tagen, die man auch über die gesamte Saison verteilen kann. Kosten: zwischen 13 Euro für eine Individualkarte und 68 Euro für eine Familienkarte mit einer Gültigkeitsdauer von 3 Tagen. Die Luxembourg Card ist online als auch in vielen Verkaufsstellen in Luxemburg und Umgebung erhältlich.

Anfahrt: Luxair ( http://www.luxair.lu ) und andere Airlines fliegen von allen größeren Flughäfen "Findel" in Luxemburg ca. 5 Kilometer außerhalb der Stadt täglich an. Von dort gehen regelmäßig Shuttlebusse ins Zentrum.

Hoteltipp: Hotel Francais mitten in der Stadt, direkt an der Place d‘Armes http://(www.hotelfrancais.lu ); Hotel de L’Ecluse am Rande der Weinberge, zwischen Remich und Grevenmacher ( http://www.hotel-ecluse.lu ).

Interessant: "ChocolateHouse" gegenüber dem Palast. Kuchen, Schokoladen und Süßwaren aller Art. Besuch in der Schokoladen-Manufaktur im oberen Stockwerk, um die Entstehung der Kreationen persönlich in Augenschein zu nehmen ( http://www.chocobonn.lu ).

Mehr zum Müllerthal gibt’s auf http://www.mullerthal-trail.lu/de


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (12) Seite 64-66