Durch die verbesserte Diagnostik und medikamentöse Therapie gelingt eine Kontrolle der Herzinsuffizienz häufig über viele Jahre. Dennoch leiden die Patienten oftmals weiterhin unter eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit und reduzierter Lebensqualität. Beides ist durch die aktuelle medikamentöse, aber auch Device-Therapie nur bedingt beeinflussbar, wohingegen "Sport" bzw. körperliches Training hier großes Potenzial hat. Bei der erfolgreichen Umsetzung spielt der Allgemeinarzt eine entscheidende Rolle.
Zuallererst sei erwähnt: Körperliche Aktivität ist nicht mit Sport bzw. körperlichem Training gleichzusetzen. Unter körperlicher Aktivität verstehen wir das Ausmaß der Bewegung im Alltag (z. B. spazieren gehen, einkaufen, mit dem Rad umherfahren, Garten- und Hausarbeit erledigen). Je nach Patient können Umfang und Intensität der körperlichen Aktivität stark variieren, sie ist jedoch klar mit Lebensqualität und submaximaler Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz assoziiert [1]. Daher sollten auch Patienten, die keinen Sport machen, angehalten werden, im Alltag körperlich aktiv zu sein, um von einer gesteigerten Lebensqualität und Leistungsfähigkeit zu profitieren.
Körperliches Training
Nach allgemeingültiger Definition wird Sport als gezieltes körperliches Training zur Leistungssteigerung (z. B. Fitnesstraining, schnelles Fahrradfahren, Kraft- oder Ausdauertraining) verstanden. Training wird daher fokussiert eingesetzt, um defizitäre Bereiche zu verbessern. Es variiert planmäßig im Verlauf und kann mit progredienter Leistungszunahme in Umfang und Intensität gesteigert werden. Im Gegensatz zur körperlichen Aktivität verbessert Sport nicht nur die submaximale Leistungsfähigkeit (im Alltag), sondern auch die maximale Leistungsfähigkeit. Bei entsprechendem Trainingserfolg kann neben der Leistungsfähigkeit und verschiedenen Aspekten der Lebensqualität sogar die Prognose verbessert werden.
Diese Effekte wurden in großen internationalen Studien eindeutig demonstriert [2]. Unabhängig von der linksventrikulären Pumpfunktion verbesserte Sport die allgemeine sowie die krankheitsspezifische Lebensqualität [3, 4] und die körperliche Leistungsfähigkeit [3, 5]. Bei Patienten mit eingeschränkter Pumpfunktion (HFrEF) wurde ein positiver Effekt auf Mortalität und Hospitalisierungsrate bei entsprechender Compliance zur Trainingsintervention gezeigt [2]. Diese Daten stehen bei Patienten mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) noch aus, werden aber in Kürze zur Verfügung stehen [6].
Basierend auf den Studienergebnissen existieren Vorgaben, wie körperliches Training bei Patienten mit Herzinsuffizienz gestaltet werden sollte. Moderates, aerobes Ausdauertraining (z. B. Ergometer-Training) wird nach aktuellen Leitlinien [7] für 3- (bis 5-)mal pro Woche empfohlen. Hochintensives Intervalltraining scheint nicht erfolgreicher zu sein als moderates Ausdauertraining, kann aber zum häufigeren Auftreten von Nebenwirkungen führen [8].
Generell sollte ein Patient in einem klinisch stabilen Zustand und medikamentös gut eingestellt sein, bevor er mit einem gezielten Training beginnt. Es bietet sich an, zunächst den aktuellen Leistungsstand mittels Spiroergometrie oder Ergometrie zu ermitteln. Bei der Spiroergometrie kann zusätzlich die anaerobe Schwelle bestimmt werden. Dies ist der Bereich, in dem aerober Stoffwechsel in den anaeroben übergeht und in welchem das Training möglichst begonnen werden sollte. Ist ein Patient sehr untrainiert, so liegt auch seine anaerobe Schwelle niedrig und das Training sollte entsprechend angepasst werden.
Welche Sportart ist die beste?
Die am häufigsten empfohlenen Sportarten sind Ausdauertraining auf dem Fahrrad-Ergometer allein oder in Kombination mit Krafttraining an Geräten. Beides kann unabhängig von Wetterlage und Jahreszeit erfolgreich im aeroben Bereich betrieben werden und ist überwiegend auch zu Hause möglich. Aufgrund von Multimorbidität, fortgeschrittenem Alter oder mangelnder Motivation fühlen sich viele Patienten jedoch nicht in der Lage, diese Sportarten zu betreiben. Dabei ist "Engstirnigkeit" bei der Auswahl des körperlichen Trainings durchaus nicht notwendig. Kleine, aber durchaus vielversprechende Studien demonstrieren den positiven Effekt von Gesellschaftstanz [9], Yoga [10] und Tai Chi [11] auf die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit auch bei Herzinsuffizienz. Lediglich bei Schwimmen sind die Autoren bezüglich Empfehlungen vorsichtig, da es hierbei bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz zu stärkeren Volumenverschiebungen während des Trainings kommt, was wiederum zu vermehrten Nebenwirkungen führen kann [12]. Zusätzlich kann die Hinzunahme von Elektromyostimulation (EMS) beim Einstieg ins Training hilfreich sein, wobei dies langfristig die körperliche Ertüchtigung nicht ersetzen kann [13].
Sport als lebenslange Therapie
Sport stellt neben einer medikamentösen und Device-Therapie, einer Reduktion der Risikofaktoren und körperlicher Aktivität im Alltag einen wesentlichen Grundpfeiler der Therapie bei Herzinsuffizienz dar (siehe Abb. 1). Ebenso wie die medikamentöse Therapie sollte körperliches Training dementsprechend auch verschrieben, kontrolliert und regelmäßig optimiert werden. Regelmäßige Motivation und Fürsprache sind entscheidend und sollten auch bei sehr kleinen Trainingserfolgen ausgesprochen werden. Die Allgemeinarztpraxis ist hierbei die entscheidende Instanz zur erfolgreichen Umsetzung von körperlichem Training bei Patienten mit Herzinsuffizienz.
Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert.
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (15) Seite 64-66