Diesen Wunsch haben fast alle Patienten, die in eine Hausarztpraxis kommen: Am Ende etwas mitzunehmen in Form eines Rezepts, einer Heilmittelverordnung oder einer Überweisung. Bei einer passenden Diagnose ist das ja auch kein Problem.

Liegt dagegen keine Indikation für eine Verordnung vor, hat der Arzt bisher im Wesentlichen zwei Alternativen. Entweder er stellt dennoch ein womöglich nicht notwendiges Rezept aus, um den Wünschen des Patienten zu entsprechen, oder er entlässt den Patienten ohne jegliche Verordnung und mit dem Gefühl, jetzt mit leeren Händen nach Hause zu gehen.

Ärzte können Zeit sparen

Künftig bietet sich dem Allgemeinarzt vielleicht aber noch eine dritte Option: das Infozept! Teilnehmende Allgemeinärzte haben sich beim Workshop "Wozu brauchen wir in der Praxis gute Gesundheitsinformationen?" bei der practica 2019 für die Entwicklung eines solchen ein- bis maximal zweiseitigen Infozepts für bestimmte Krankheitsphänomene oder als Entscheidungshilfen für die Praxis eindeutig ausgesprochen. Der Grund: Für sehr ausführliche Erklärungen fehle den Ärzten oft die Zeit. Zudem würden die Patienten vieles wieder vergessen und trauten sich oft auch nicht nachzufragen.

Hilfreich wäre ein solches gut verständlich formuliertes Infozept zum Bespiel bei diesen Fragestellungen:
  • Knie- und Hüft-OP: Welche Anhaltspunkte sprechen dafür, welche dagegen?
  • Gehirnerschütterung: Welche Warnsymptome gibt es, um ein erneutes Auftreten möglichst zu verhindern?
  • Viruserkrankungen: Infozept zur Erläuterung einer Nicht-Verordnung anstatt Antibiotika.

Das Infozept müsse nach Ansicht der Allgemeinärzte so konzipiert werden, dass es in der Praxis direkt ausgedruckt und mit Briefkopf und Unterschrift versehen werden könne. Dr. Klaus Koch vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bot bei der practica daher an, Infozepte zusammen mit den Allgemeinärzten als Pilotprojekt zu entwickeln (Kontakt hierfür: klaus.koch@iqwig.de).

Erklärvideos für Patienten

Sehr viel weiter ist hier schon das Start-up-Unternehmen Medicstream, das ein "Infozept" mit dem Zugang zu Videoclips anbietet, das mit folgender Erklärung versehen wird: "Zur Vertiefung der in unserer Sprechstunde angesprochenen Themen schicken wir Ihnen eine passend für Sie zusammengestellte Liste mit interessanten Erklärvideos rund um Ihre Erkrankung und Ihren Behandlungsplan." Für Hypertonie-Patienten stehen z. B. Informationen zu "Blutdruck richtig messen", "Blutdruck richtig interpretieren" und "Blutdruck senken ohne Medikamente" zur Wahl. "SendByDoc" heißt diese Dienstleistung, die der Arzt als "digitales Infozept" per Mail oder auch als analoges "Infozept" an den Patienten weiterleiten kann. Neben kardiovaskulären Erkrankungen sollen künftig digitale Infozepte zu nephrologischen Erkrankungen, zum Diabetes oder auch zu Asthma/COPD produziert werden. Interessenten können das System 30 Tage lang kostenlos testen. Danach kostet das Paket 59,50 Euro im Monat. Das könnte sich durchaus auszahlen. Denn für alle Beteiligten im System wäre ein Infozept allemal besser als ein überflüssiges Rezept oder auch gar kein Rezept.


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Raimund Schmid


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (2) Seite 36