Welche Bedeutung messen die Bundesbürger eigentlich den Hausärzten in der medizinischen Versorgung zu? Der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) wollte dies genauer wissen und beauftragte deshalb das Meinungsforschungsinstitut forsa mit einer repräsentativen Umfrage. Das Ergebnis ist beeindruckend und soll wohl auch die Position der Hausärzte bei zukünftigen Verhandlungen mit der Politik stärken.

In der forsa-Studie vom September 2014 wurde nach der Rolle des Hausarztes gefragt, der mit Hilfe der Befunde von Fachärzten und Krankenhäusern die Behandlung seiner Patienten koordiniert. 94 % aller Deutschen schätzen die Rolle des Hausarztes im Zentrum der Versorgung als besonders wichtig ein.

Fast ebenso viele, nämlich 91 %, gaben an, dass sie einen festen Hausarzt haben. Hier zeigten sich je nach Alter der Befragten geringfügige Unterschiede. So haben die über 60-Jährigen mit 95 % am häufigsten einen festen Hausarzt, während es bei den 18- bis 29-Jährigen sowie den 20- bis 44-Jährigen immerhin noch 85 % sind. Insgesamt zeigten diese Zahlen, dass den Menschen das vertrauensvolle Verhältnis zu ihrem Arzt besonders wichtig ist, meint Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des DHÄV.

Der Hausarzt als Koordinator

Nach Ansicht des DHÄV machen die Umfragedaten zudem deutlich, dass sich die Patienten eine koordinierte Versorgung durch den Hausarzt wünschen. Und der DHÄV verweist erwartungsgemäß sofort auf die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV), denn diese leiste genau das, was die Versicherten wollen. „Wir greifen damit die Wünsche der Patienten auf und verbessern gleichzeitig die Qualität der ambulanten Versorgung nachhaltig“, betonte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des DHÄV bei der Präsentation der Ergebnisse. Ein Einschreibesystem wie in der HzV hält der DHÄV dabei für wichtig, damit auch der Arzt weiß, welche Patienten er hat. Ein verpflichtendes Primärarztsystem lehnt der DHÄV aber weiterhin ab, zumal dies in Deutschland sehr wahrscheinlich auch gar nicht durchsetzbar wäre, da die freie Arztwahl als hohes Gut betrachtet wird. Als Beispiel verweist er auf Dänemark. Dort hatte man den Bürgerinnen und Bürgern die Wahl gelassen, und nach nur wenigen Jahren hatten sich mehr als 90 % freiwillig für das Primärarztsystem entschieden.

Ganz so weit ist man hierzulande noch nicht. Aktuell sind in Deutschland etwa 3,6 Millionen Versicherte und knapp 16 000 Hausärzte in die Verträge zur Hausarztzentrierten Versorgung eingeschrieben. Doch die Teilnehmerzahlen würden kontinuierlich steigen, so Eberhard Mehl, der die Chance gleich nutzte, alle Krankenkassen, die sich bisher noch verweigerten, aufzufordern, den erfolgreichen Weg der HzV mitzugehen und endlich ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen, ihren Versicherten eine Hausarztzentrierte Versorgung anzubieten.



Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (18) Seite 32-34