Patientenbindung ist auch Kundenbindung – und Kundenbindung beginnt heute bereits auf der eigenen Homepage. Denn immer mehr Menschen informieren sich mittlerweile auf der Praxiswebsite über die unterschiedlichen Dienstleistungen oder Behandlungsoptionen und sie vereinbaren ihre Termine auch via Messenger, Kontaktformular oder Termindienst.

Übersichtliches Design, eine intuitive Navigation sowie eine sympathische "Über-uns-Seite" sind für eine Hausarztpraxis daher das A und O. Viele Fragen, die sonst in längeren Telefonaten geklärt werden müssten und dadurch das Zeitbudget der Mitarbeiter:innen belasten, lassen sich bereits hier klären. In Sachen Gestaltung geht es dann auf der Website um eine optimale Mischung aus leicht verständlichen Texten und den passenden Keywords. Insbesondere diese Stichworte sind es, die Suchmaschinen wie Google, Bing & Co. brauchen, um die Relevanz einer Internetseite zu bewerten.

Tipp: Eine gute Suchkombination bei Google kann z. B. sein: "Hausarzt" mit "in der Nähe" oder einer konkreten Ortsangabe (z.B. "Stuttgart"). Die Adresse sollte auf der Praxiswebsite einfach zu finden sein und idealerweise eine Karte mit Google-Maps-Integration beinhalten. Somit "weiß" Google sicher, wo die Praxis steht, und kann "in der Nähe" gut quantifizieren.

Damit allein lässt sich natürlich noch kein Topergebnis im Suchmaschinenranking erreichen. Für alle, die mehr erreichen wollen, kommt daher die Suchmaschinenoptimierung (SEO) ins Spiel: Dafür gilt es, gesuchte Informationen kurz, knackig und attraktiv zu verpacken und Besucher:innen möglichst lange auf der Website zu halten. Hochwertige Fotos und Clips sind dann unverzichtbar. Die Vorstellung des Teams, ein Rundgang durch die Praxis oder eine Präsentation besonderer Leistungen der einzelnen Ärzt:innen zählen zu den Klassikern.

Tipp: Bei den Nutzer:innen kommen insbesondere kurze Videos (unter 90 Sekunden) gut an. Ziel sollte dabei stets sein, eine positive Grundstimmung zu vermitteln: Warme Beleuchtung sowie angenehme Musik sind effektive Stilmittel.

Let´s get social

Neben der Optimierung des eigenen Internetauftritts lohnt es sich auch, in den sozialen Netzwerken Präsenz zu zeigen und mit seinen Zielgruppen in Kontakt zu treten. Steht die Patientenbindung im Vordergrund, eignen sich fast alle Kanäle. Mit über 31 Millionen Nutzer:innen allein in Deutschland besitzt Facebook nach wie vor eine enorme Reichweite und deckt immer noch einen breiten Bevölkerungsschnitt ab. Tendenziell ist Instagram jünger als Facebook, aber auch viele User:innen bis 55 Jahre nutzen die App täglich. Andere Netzwerke wie Fachnetzwerke für Ärzt:innen, LinkedIn oder TikTok treffen andere Zielgruppen. Hier ist der Content spezieller und damit auch aufwendiger.

Tipp: Ähnlich wie auf der Website ziehen auch hier Bilder oder Videos Aufmerksamkeit stark an, selbst wenn es nur ein Post zu den Öffnungszeiten während der Ferien ist. Auf Instagram geht nichts ohne visuelle Komponente und Hashtags, die idealerweise im normalen Textfluss oder am Ende des Texts stehen. Unter #hausarzt z. B. finden sich Teambilder und Informationen zu bestimmten Krankheiten, aber auch Lustiges und Comedy.

Technik & Recht im Blick

Online-Projekte benötigen für die Umsetzung eine technische Grundlage. Bei der eigenen Internetseite müssen v. a. aktuelle Standards eingehalten werden. Neben der Suchmaschinenoptimierung beim Content bedeutet das auch kurze Ladezeiten und einwandfrei funktionierende Weiterleitungen.

Tipp: Da die Nutzung von Smartphone und Tablet immer mehr Raum einnimmt, muss die Website mobilfreundlich gestaltet werden. Außerdem sollte der Webserver, der das Online-Projekt hostet, über genügend Speicher- und Prozessorkapazitäten verfügen. Ein wichtiger Punkt ist auch der Datenschutz: So dürfen beispielsweise IP-Adressen nicht von Analyseinstrumenten ausgelesen werden und die Übertragung sensibler Daten sollte nur mit einer SSL-Verschlüsselung erfolgen. Auch ein Impressum ist zwingend notwendig.

Kosten oder Investition?

Im Idealfall sollte sich der Online-Auftritt nahtlos in die externe Praxiskommunikation einfügen, ohne zu viele Ressourcen zu verschlingen. Deswegen sollte man bereits frühzeitig die möglichen Kosten im Blick haben: Je nach Größe und Komplexität eines Projekts können das zwischen 300 und 1.500 Euro sein oder auch mehr. Hinzu kommen monatliche Gebühren für das Hosting der Homepage, für die Keyword-Recherche, gegebenenfalls für bezahlte Werbung über Google Ads, Bing Ads & Co. In Sachen soziale Medien fallen bei den meisten Plattformen keine Nutzungsgebühren an, allerdings kosten sowohl die Einführung von Social Media als auch die fortlaufende Content-Produktion und das Management der Kanäle Arbeitszeit. Soll täglich nur geschaut werden, was sich auf Facebook tut, genügen zwei Stunden in der Woche.

Tipp: Ob einzelne Inhalte (Content) selbst produziert oder von einem externen Dienstleister gestellt werden, im Mittelpunkt stehen regelmäßige Formate, die Wiedererkennungswert aufbauen. Beispiele: Gesundheitsthemen mit hoher Relevanz wie wöchentliche Updates zur Pandemie-Entwicklung, die Vorstellung (privatärztlicher) Behandlungsmöglichkeiten in der Praxis, Gesundheitstipps als Instagram-Video jeden Freitag oder sympathische Bilder von Mitarbeiter:innen am #TeamTuesday.

Alles online oder was?

Nein, zumindest nicht ausschließlich. Um möglichst viele Menschen mit eigenen Inhalten zu erreichen, sollte man auf einen Maßnahmen-Mix setzen. Dabei werden Instrumente wie Social Media, Website oder E-Mail mit klassischen Infokanälen kombiniert. Wer z.B. IGeL-Leistungen fest in sein Angebot integriert, kann diese mit kleinen Printanzeigen in Wochenblättern (inkl. Animated Content wie Videos) mit Patientenstatements auf der Homepage kombinieren. Fast alle Smartphones können QR-Codes lesen, die direkt auf digitale Inhalte weiterleiten. Sie sind ideal als Brückenkopf zwischen klassischen Anzeigen, der Website und Social Media. Verlinkungen auf Termine oder Zeitfenster bleiben korrekt, solange die Zielseite aktuell bleibt.

Tipp: Bei spezifischen Kampagnen sollte genau auf passenden Content verlinkt werden. Es genügt nicht, Aussagen z. B. aus Broschüren 1:1 als digitalen Content anzubieten. Ein langer Fachtext, kopiert unter einen Instagram-Post, begeistert kaum.

Wir warten nur auf dich!

Bei der Rekrutierung von neuem Personal ist es entscheidend, die Aufmerksamkeit der relevanten Zielgruppe zu gewinnen. Das können z. B. an gesundheitlichen Themen interessiere Menschen zwischen 16 und 30 Jahren sein. Falls die Suche nach Bewerber:innen stockend verläuft, erregen Social-Media-Aktionen(Mitarbeiter:in nimmt alle einen Tag online mit in ihren Alltag) Aufmerksamkeit. |



Autorin

© SIXROOMS
Cia Kleffmann

tagg-s – Creative Collective
www.tagg-s.de
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Erschienen in: doctors|today, 2021; 1 (12) Seite 24-25