Typ-2-Diabetes entwickelt sich über Jahre. Wissenschaftler:innen am Universitätsklinikum in Tübingen haben nun den Stoffwechsel von noch als gesund geltenden Personen mit Prädiabetes detailliert untersucht und zeigen können, dass es bereits in einer sehr frühen Phase 6 klar abgrenzbare Subtypen gibt. Diese unterscheiden sich durch Blutzuckerhöhe, Insulinwirkung und -ausschüttung, Körperfettverteilung, Leberfett sowie genetisches Risiko.

Drei dieser Gruppen (Cluster 1, 2 und 4) zeichnen sich durch ein niedriges Diabetesrisiko aus. Die drei übrigen Subtypen (Cluster 3, 5 und 6) gehen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und/oder Folgeerkrankungen einher. Menschen, die dem Subtyp 3 angehören, bilden beispielsweise zu wenig Insulin und haben ein hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Das Cluster 4 bilden übergewichtige Personen, deren Stoffwechsel jedoch noch relativ gesund ist. Und Menschen aus dem Cluster 5 weisen eine ausgeprägte Fettleber und ein sehr großes Diabetesrisiko auf, weil ihr Körper resistent gegen die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin ist. Beim Subtyp 6 treten bereits vor einer Diabetesdiagnose Schädigungen der Niere auf. Hier ist auch die Sterblichkeit besonders hoch.

Dank der differenzierten Einteilung rücke eine an die Krankheitsentstehung angepasste individuelle Therapie von Diabetes und seinen Folgeerkrankungen in greifbare Nähe, so die Forscher:innen. Die Einteilung könne künftig auch helfen, durch eine gezielte Prävention die Entstehung von Diabetes zu verhindern. Nach Ansicht der Autor:innen ist die Einteilung der Patient:innen mit vereinfachten Methoden eigentlich in jeder Praxis möglich. Ein webbasiertes Tool, mit dessen Hilfe Niedergelassene dann die Subtypen-Einteilung vornehmen können, werde derzeit entwickelt.


Quelle
Wagner R. et al. (2021) Nature Medicine. DOI: 10.1038/s41591-020-1116-9