Frage: Mein 38-jähriger Patient leidet unter einem Lichen sklerosus des Penis. Auch um die Harnröhrenöffnung besteht ein leichter weißer Rand. Laut mitbehandelndem Dermatologen ist in dem Stadium der Vernarbung keine Kortisontherapie mehr angezeigt. Könnte eine Zirkumzision möglicherweise eine Option sein?

Antwort:

Ein topischer Behandlungsversuch mit einem hochpotenten Kortikoid – in der Regel wird Clobetasolpropionat verwendet – über vier Wochen täglich und anschließend weitere vier Wochen alle zwei Tage dünn aufgetragen – ist immer gerechtfertigt und kann auch im sklerotischen Stadium noch deutliche Verbesserungen, eventuell auch eine Abheilung, bewirken. In diesem Fall ist die Salbenbehandlung allein schon wegen der meatalen Beteiligung dringend indiziert. Eine Zirkumzision ist dann die Behandlung der zweiten Wahl und verspricht mit einer Wahrscheinlichkeit von um die 90 % je nach Literaturangaben eine langjährige oder vollständige Ausheilung.

Auch im Fall der Chirurgie ist eine Vor- und ggf. Nachbehandlung mit Clobetasol hilfreich, um Rezidive aufgrund des Traumas (Köbner-Phänomen) – hier v. a. im Meatusbereich – zu vermeiden. Zirkumzisionen werden in der Regel von Urologen durchgeführt, wobei eine gewisse Erfahrung mit der Grunderkrankung wünschenswert wäre. Das Resektat sollte zwingend histologisch untersucht werden. Eine weitere Langzeitbetreuung ist zum Ausschluss von Komplikationen (Rezidiv, Meatusstenose, Entartung) sicherzustellen.


Literatur:
J Eur Acad Dermatol Venereol. 2015 Oct; 29 (10): e1-43. doi: 10.1111/jdv.13136. Epub 2015 Jul 22.


Selbsthilfeverein: http://www.lichensclerosus.ch



Autor:
Dr. med. Karl Becker
Kinderchirurgische Praxis
53113 Bonn

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (13) Seite 46