Durch die Einführung der Picosekunden-Technik 2013 haben sich die Möglichkeiten der Tattooentfernung mittels Laser deutlich verbessert. Selbst bisher schwierig zu entfernende Tattoos oder austherapierte Tattoos lassen sich mit der neuen Technik oft mit sehr gutem Erfolg weiterbehandeln. Ein weiterer Vorteil der Technik ist, dass die Tattoos mit weniger Sitzungen entfernt werden können. Nach rund 7.000 Behandlungen über einen Zeitraum von über 6 Jahren mit der Picosekunden-Technik möchte ich einige Behandlungsergebnisse vorstellen.

Tätowierte Menschen sind keine gesellschaftliche Randgruppe mehr, im Gegenteil – die Ehefrau unseres ehemaligen Bundespräsidenten und die Gattin des britischen Premierministers als Vertreter der Spitze der Gesellschaft sind tätowiert. 25 % aller Deutschen zwischen 15 und 25 Jahren tragen ein Tattoo. 10 % dieser Menschen tragen sich mit dem Gedanken, ihr Tattoo zu verändern bzw. es entfernen zu lassen. Für uns Dermatologen als Spezialisten und erste Ansprechpartner für die Haut ist es deshalb wichtig, sich mit dem Thema Tattooentfernung zu beschäftigen.

Mitte 2013 wurde der erste Pico­sekunden-Laser, der Picosure R, in Deutschland eingeführt. Der ­Picosure-Laser arbeitet als Alexandrit-Laser mit einer Wellenlänge von 755 nm und sollte aufgrund seiner nur 750 Billionstelsekunden dauernden Impulse alle Tattoo­farben entfernen können. 2014 kamen weitere Picosekunden-Laser im 532- und 106-nm-Wellenlängenbereich dazu.

Als Vorteil der Picosekunden-Technik gegenüber der Nano­sekunden-Technik wird angeführt, dass die Laserenergie kürzer auf den Farbpartikel einwirkt und damit die Farbpartikel in kleinere Bruchstücke als bei der Nano­sekunden-Technik zersprengt werden. Die entstehenden Farbpartikel werden dann vom Körper abgebaut.

Um eine erfolgreiche Entfernung von Tattoofarben zu erzielen, möchte ich ein paar wenige physikalische Grundlagen erklären. Je größer die Spotgröße, umso höher ist die Eindringtiefe des Laserstrahles. Je kleiner, umso geringer. Die 1064-nm-Wellenlänge dringt tiefer in die Haut ein, als die 755-nm-Wellenlänge.

Schwierige Lokalisationen wie Unterschenkel sowie tief gestochene Steiß-Tattoos wird man mit möglichst hoher Eindringtiefe und einer adäquaten Energie behandeln. Problematische Regionen sind außerdem der Unterarm und die Halspartie.

Die Farben Schwarz, Grün und Blau haben eine hohe Absorption im 755-nm-Wellenlängenbereich, die Farben Rot und Gelb eher im 532-nm-Bereich, Schwarz auch gut im 1.064-nm-Bereich.

Diese Regel gilt auch für die Picosekunden-Technik. Um sämtliche Farben entfernen zu können, setzten wir die 532, 755 und 1.064 nm ein. Unserer Erfahrung nach ist es nicht möglich, durch den ultrakurzen Impuls allein alle Farben treffen zu können, deshalb ist es sinnvoll, diese Wellenlängen zur Tattooentfernung vorhalten zu können.

Die Laserung läuft wie folgt ab: Nach einer Vorbehandlung mit einer Betäubungscreme und einer anschließenden Desinfektion wird das Tattoo gelasert. Während der Behandlung wird das betroffene Areal mit einem Kühlgebläse gekühlt.

Nach der Laserung wird das gelaserte Tattoo mit einem Kühlpack für mehrere Minuten gekühlt. Anschließend versorgen wir die behandelte Stelle mit einer Wund- und Heilsalbe. Der Patient wird gebeten, auf starke körperliche Anstrengungen zu verzichten, Sauna und Schwimmbad zu meiden und die behandelte Stelle mit Pflegesalbe bis zur Abheilung zu pflegen. Die Patienten werden darüber aufgeklärt, dass nach der Behandlung Blasen auftreten können. Diese sind keine Folge einer Verbrennung, sondern eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit.

Sonneneinstrahlung ist für die gesamte Zeit der Behandlung strikt zu vermeiden. Jede Behandlung wird standardisiert fotodokumentiert.

Die Behandlungen führen wir in aller Regel im Abstand von mindestens vier Wochen durch. Sind noch wenige Farbpartikel vorhanden, und ist noch ein Restschatten zu sehen, empfiehlt es sich, die Behandlungsintervalle auf bis zu sechs Monate zu verlängern, da die Tattoofarbe auch ohne weitere Laserung noch weiter abgebaut wird. Es hat sich außerdem bewährt, hohe Energien und zu aggressive Behandlungen gerade bei farbigen Tattoos und gerade an schwierigen Lokalisationen zu vermeiden.

Fazit
Auch farbige Tattoos können an schwierigen Lokalisationen entfernt werden. Hierzu braucht es allerdings viel Geduld und Durchhaltevermögen der Patienten.



Autoren:

© privat
Dr. med. Matthias Bonczkowitz

und Anne Schieber

Hautmedizin Kelkheim
65779 Kelkheim

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (6) Seite 14