Patienten mit Lichturtikaria leiden unter der Sonne. Sie zeigen Hautläsionen mit Juckreiz schon wenige Minuten nach einer Lichtexposition. Die Diagnose wird meist durch Fotoprovokation gestellt. Die Therapie folgte bisher keinem vorgegebenen Schema und beinhaltet u. a. Lichtschutz, Antihistaminika, Lichttherapie und Omalizumab.

Patienten mit Lichturtikaria stehen nicht nur unter einem hohen Leidensdruck mit eingeschränkter Lebensqualität. Die seltene Hauterkrankung kann auch lebensbedrohlich werden: Sobald große Hautareale betroffen sind, droht der anaphylaktische Schock.

In einer aktuellen Studie haben Noemi Gaebelein-Wissing et al. 27 Patienten mit Lichturtikaria über einen Zeitraum von 13 Jahren untersucht [1]. Mit gezielten Fotoprovokationen gingen sie daran, die Strahlenquellen für eine sichere Diagnostik zu finden und ein einheitliches Stufenschema für eine abgestimmte Therapie zu entwerfen. Das Ziel: Standards zur Diagnostik und Therapie für diese seltene Form der idiopathischen Fotodermatose zu setzen.

Bei Sonne: juckende Quaddeln

Die Lichturtikaria wird durch ultraviolette Strahlung (UVA und/oder UVB) und/oder durch sichtbares Licht provoziert. Schon wenige Minuten nach der Lichteinwirkung treten beim betroffenen Patienten Hautjucken, Hautrötung und Quaddelbildung auf. Je nachdem, wie lange und intensiv die Sonnenstrahlung einwirkt, reagiert die Haut unterschiedlich. Auch die Dauer der Hautreaktion variiert und reicht – je nach Intensität – von 30 – 60 Minuten bis zu 1 – 5 Stunden.

Wie die Autoren kritisch anmerken, fehlt bis heute ein einheitliches, allgemein akzeptiertes Fotoprovokationsprotokoll. Der Fokus der Arbeit lag daher darauf, bei charakteristischer Anamnese eine standardisierte Fotodiagnostik vorzunehmen – mit verschiedenen Strahlenquellen, die zum einen auch in jeder Klinik mit einer Lichtabteilung verfügbar sind und zum anderen einen breiten Wellenlängenbereich abdecken (UVB, UVB-311 nm, UVA, UVA-1, Grünlicht, Rotlicht). Es galt also, anhand dieser Fotoprovokationen die Diagnose der Patienten zu bestätigen, das Aktionsspektrum einzuordnen und die minimale urtikarielle Dosis (MUD) zu bestimmen.

Auch eine evidenzbasierte und zugelassene Therapie bei Lichturtikaria existiert bislang nicht. Als Basis gilt Lichtschutz mit hohem Faktor, was aber meist nicht ausreiche, so die Studienautoren. Für ­ihre Untersuchung entwickelten sie entsprechend der Schwere der Erkrankung eine vierstufige Eskalationstherapie, die sich an einem Stufenschema aus Lichtschutz, Antihistaminika, Rush-Hardening mit UVA-1 (zusätzlich UVB-311 zur Lichtschwielenbildung) sowie der Gabe von Omalizumab orientiert: Die Patienten erhielten zunächst Sonnenschutz, anschließend Histamin-­Rezeptorblocker bis zur Höchstdosis. Sprachen sie auch darauf nicht an, erfolgte eine Lichttherapie (Rush-Hardening an Beinen, Armen, Stamm, Körper – ventral und ­dorsal nach Schema), danach eine Erhaltungstherapie. Blieben auch diese Maßnahmen erfolglos, wurde eine zusätzliche Systemtherapie mit Omalizumab eingeleitet.

20 Patienten erhielten eine Lichttherapie mit anschließender Erhaltungstherapie. Dadurch waren 17 von ihnen ausreichend geschützt, 3 Personen wurde zusätzlich Omalizumab gegeben. Auch die MUD konnte bei allen Studienteilnehmern bestimmt werden.

Fazit: Die getesteten Fotoprovokationen sind in jeder Hautklinik mit einer Lichtabteilung einheitlich möglich, was die Diagnostik erleichtert. Mit dem neu entwickelten Therapiestufenschema ließen sich die Patienten gut einstellen. Als sichere Methode für die Mehrheit der Lichturtikaria-Patienten werten die Autoren das Rush-Hardening mit UVA-1-Metallhalogenstrahler, gefolgt von einer konsekutiven Erhaltungstherapie und der Gabe von Omalizumab (derzeit nur off-label möglich).


Literatur
1. Gaebelein-Wissing, Noemi; Ellenbogen, Eran; Lehmann, Percy: Lichturtikaria: ­Klinik, Diagnostik, Verlauf und Therapie­management bei 27 Patienten; DOI: 10.1111/ddg.14309_g


Autorin:
Angela Monecke

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (5) Seite 19