Eine groß angelegte Analyse von Krankenkassendaten von gut 1,4 Mio. Versicherten aus Sachsen lieferte deutliche Hinweise darauf, dass die Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung die ­hautkrebsbedingte Sterblichkeit tatsächlich senken könnte.

Das 2008 in Deutschland eingeführte Hautkrebsscreening ist umstritten. Denn bislang konnte nicht überzeugend nachgewiesen werden, dass es das vorrangige Ziel tatsächlich befördert: die durch das Melanom bedingte Sterblichkeit zu senken. Eine aktuelle Studie des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der TU Dresden zeigt nun, dass das Screening tatsächlich einen positiven Effekt auf die hautkrebsbedingte Sterblichkeit haben könnte.

Im Rahmen der Studie wurden Kranken­kassendaten von gut 1,4 Millionen Versicherten der AOK PLUS aus Sachsen aus den Jahren 2010 bis 2016 analysiert. Verglichen wurde die Sterblichkeit zweier Gruppen von Patienten, bei denen im genannten Zeitraum ein Melanom neu diagnostiziert wurde. Die Personen aus Gruppe 1 hatten im relevanten Zeitraum mindestens einmal am Screening teilgenommen, Gruppe 2 hatte nicht am Screening teilgenommen. Im Ergebnis war die Sterblichkeit bei Patienten mit neu diagnostiziertem Melanom in der ersten Gruppe mit Screening-Teilnahme um 38 % geringer als in der Vergleichsgruppe. Die Analyse ließ zudem Rückschlüsse darauf zu, dass Hautkrebs bei den Personen aus Gruppe 1 in früheren Stadien entdeckt wurde. Bei der Analyse wurden zahlreiche Unterschiede zwischen beiden Gruppen herausgerechnet, die zu einer Verzerrung des Ergebnisses führen können: beispielsweise unterschiedliche Zusammensetzungen hinsichtlich Alter, Geschlecht oder ausgewählter weiterer Erkrankungen. Analysiert wurden ausschließlich Krankenkassendaten aus Sachsen, die jedoch hinsichtlich der Verteilung wichtiger Merkmale wie Alter oder Geschlecht mit der gesamtdeutschen Bevölkerung vergleichbar sind.

Positives Signal für das Screening

Die Studie sei ein wichtiges positives Signal in der Bewertung des Screenings. Sie liefere starke Anhaltspunkte dafür, dass das nationale Vorsorgeprogramm im Kampf gegen Hautkrebs sinnvoll ist und für die teilnehmenden Personen einen Nutzen bringt. Weitere groß angelegte Untersuchungen zu ­dieser Frage wären wünschenswert, um verbleibende Unsicherheiten zu minimieren, sagt Prof. Friedegund Meier, Leiterin des Hauttumor­zentrums am NCT/UCC.

So sei es trotz aller vorgenommenen mathematischen Modellierungen prinzipiell möglich, dass die vorliegende Analyse statistische Verzerrungen enthält, die das Ergebnis verfälschen können. Denkbar sei beispielsweise, dass gesündere Menschen eher zum Screening gehen und dieser Faktor die Überlebens­wahrscheinlichkeit in Gruppe 1 positiv beeinflusst, erklärt Dr. Thomas Datzmann vom ZEGV. Durch die relative Kürze des Beobachtungszeitraums – das Überleben nach Neudiagnose eines Melanoms wurde während eines Zeitraums von maximal vier Jahren nachverfolgt – konnte zudem keine Langzeitwirkung des Programms analysiert werden.


Literatur
Datzmann T et al (2021) Brit J Dermatology. DOI: 10.1111/bjd.20658


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (12) Seite 8