Bei einem chemischen Peeling werden verhornte Hautschichten der Epidermis kontrolliert entfernt. Je nach Tiefe können so auch darunterliegende Schichten und Strukturen beeinflusst werden. Zu den Indikationen gehören neben Anti-Aging z. B. auch Akne, Vitiligo und Melasma.

Ein Chemical Peeling umfasst mehrere Schritte: Auftragen einer geeigneten Säure, definierter Hautschaden, Schälen der Haut in definierter Tiefe sowie Kollagenneubildung (Hautverjüngung). Wie tiefgehend – oberflächlich, mitteltief oder tief – man bei einem Patienten peelen kann, entscheidet der Hauttyp der Patienten. Dabei sieht man es den Menschen nicht immer an, welche Mixtur sich in ihrem genetischen Background verbirgt, erklärte Prof. Dr. Claudia Borelli (Tübingen) in ihrem Praxisvortrag auf dem Kongress „Dermatologie kompakt & praxisnah“. Das sei aber essenziell, um die Reaktion der Haut beim Peeling einschätzen zu können. Sie selbst führt Chemical Peels bis Hauttyp 4 durch, ist und sich sicher, dass sich hier Nachfragen immer bezahlt macht. Und spätestens mit dem prägnanten Satz „Die Arbeit mit chemischen Peelings hat für erfahrene Dermatologen etwas vom freihändigen Kochen mit dem Thermomix“ hatte sie die volle Aufmerksamkeit ihrer Kollegen im Rahmen des Vortrags gepachtet.

Rezeptur oder Fertigprodukt?

Die nächste Frage, die sich in der Praxis stellt: Verwende ich ein Fertigprodukt oder schreibe ich selbst eine Rezeptur auf, die beim Apotheker gemischt wird, wie z. B. die Jessner-Lösung (14 g Resorcin, 14 g Salicylsäure, 14 g Milchsäure 85 % und 100 ml Ethanol 96 %)?

Tipp: Bei einem Fertigprodukt ist es wichtig, zu verstehen, was das Besondere an gerade diesem Peeling ist: Ist es z. B. eher flüssig, dann muss abgedeckt werden – u. a. bei einer Anwendung im Augenbereich oder an der Halskontur. Muss neutralisiert werden? Das kann z. B. mit einem pH-Wert-neutralisierenden Spray erfolgen oder einer „Stopper-Lösung“.

Chemical-Peeling-Indikationen

Typische Indikationen sind u. a.: Akne, Narben, Residuen einer ­Akne, Grobporigkeit der Haut, Hautbild-Verschönerung, Seborrhoe, Falten, Aging, aktinische Keratosen, Rosazea, periorale Dermatitis, Melasma, Vitiligo, Neurodermitis, Akne tarda, Narben, Akne excoriée sowie Hyperpigmentierungen (auch an den Beinen oder am oberen Rücken) oder Keratosis pilaris (z. B. TCA und Jessner-Lösung).

(Sehr) oberflächliche Peels

Verwendet werden u. a. Alpha-Hydroxysäuren (AHA) wie z. B. Glykolsäure, Jessner-Lösung, Retinsäure, Azelainsäure, Beta-Hydroxysäure, Salicylsäure und Trichloressigsäure (10 – 35 %).

Tipp: Zu den entscheidenden Schritten gehören: Vorabanwendung von Lichtschutzfaktor 50 täglich, eine Vorbehandlung von mind. 2 – 4 Wochen zur pH-Wert-Einstellung ggf. in Kombination oder nach Vorbehandlung mit Hydrochinon-Creme (z. B. zur Aufhellung bei Überpigmentierung, dunkler Haut oder Melasma), Imago vorher und nachher, ein regelmäßiges Peeling alle 2 – 4 Wochen und anschließend ein fortlaufender UV-Schutz.

  • Trichloressigsäure (TCA) wirkt ätzend und kann nicht neutralisiert werden, das Peeling läuft selbstlimitierend ab. Die Behandlung ist für 2 – 3 Minuten schmerzhaft. In dieser Zeit kann man mit einem Ventilator kühlen, auch eine Ablenkung mittels Gespräch ist hilfreich. Besonders häufig ist laut Borelli eine Kombination mit einem Jessner-Peeling als Vorbehandlung in der gleichen Session.

Tipp: Das Peeling mit TCA ist eine effektive Möglichkeit, gegen kleine Fältchen vorzugehen und das Hautbild zu verbessern, solange die Patienten eine gewisse „Downtime“ in Kauf nehmen: Bei einem Peeling am Donnerstag kann der Patient z. B. am Freitag unverändert zur Arbeit, über das Wochenende schält sich die Haut und am Montag zeigt sich nur noch ein Erythem, das sich gut abdecken lässt.

  • Auch Mandelsäure (40 – 50 % als Lotion oder Gel) wird eingesetzt, z. B. bei schlechter Hauttextur, pustulöser Akne, Akne excoriée oder Melasma. Sie ist nicht geeignet für sensible Haut, zeigt aber u. a. bei dunklen Hauttypen gute Ergebnisse.

Tipp: Milchsäure, indiziert für die Behandlung bei Akne, bringt einen milden Peeling-Effekt.

  • Retinol(säure)/Vitamin-A-(Säure) steigert die Teilungsrate der Zellen und regt die Kollagensynthese an. Das fördert die Straffung der Haut und reduziert Fältchen. Bei Retinol zeigt die Haut im Regelfall einen schnellen, positiven Gewöhnungseffekt an die Belastung während der Behandlung, es ist aber nicht geeignet für sehr empfindliche Haut. ­Ideal ist ein Retinol-Peeling laut ­Borelli bei öliger, dickerer Haut. Klassische Indikationen sind Akne, kleine Narben, Pigment­flecken, Hautverjüngung und die Teint-Verbesserung.
  • Glykolsäure mit einer Konzentration von 20 – 70 % – in der täglichen Pflege sind 5 – 15 % möglich – zeigt beim oberflächlichen Peelen wenig Nebenwirkungen und ist besonders verträglich. Indikationen sind z. B.: Melasma, Hyperpigmentierung, Akne, unschönes Hautbild und Rosazea. Eine Neutralisation ist notwendig.

Tipp: Prof. Borelli nutzt dieses Peeling i. d. R. in Behandlungsserien mit fünf Sessions.

  • Salicylsäure (ideal bei Akne-Patienten) wirkt toxisch, wenn sie aufgenommen wird, daher eignet sich die Substanz nur für das Peeling eines Teilbereichs wie z. B. Dekolleté oder Gesicht (separat).

Tipp: Dieses Peeling kann auch bei Patienten mit Akne excoriée, Hyperpigmentierung oder Melasma zu guten Ergebnissen führen. Dr. Borelli setzt im Regelfall auf mehrere Sitzungen in Folge und auf eine Kombination aus Glykolsäure/Salicylsäure, jeweils 20%ig.

Mitteltief bis tief peelen

Für mitteltiefe Peels hat sich bewährt: Anwendung Lichtschutzfaktor 50 täglich, Vorbehandlung mindestens zwei Wochen vorher zur pH-Einstellung ggf. in Kombination oder nach Vorbehandlung mit Hydrochinon-Creme, Abdeckung mit Aciclovir-Tabletten zur Herpes-Prophylaxe, Vor-Peeling, dann Peeling, optimale Nachbehandlung mit regelmäßigen Vorstellungen bis Epithelisierung, auch hier anschließender fortlaufender UV-Schutz. Indikationen für mitteltiefe Peels sind: leichte Falten, Falten am Hals (z. B. Jessner-Lösung plus TCA 15 – 20 %) und aktinische Keratosen.

Tipp: Gerade bei der Behandlung des Halsbereichs bietet sich bei nicht ganz perfekten Ergebnissen eine Nachbehandlung per Laser an.

Beispielhafte Kombinationen sind: TCA 35 – 50 %, Monheit-Version (35 % TCA und Jessner-Lösung), Brody-Version (35 % TCA und CO2), Coleman-Version (35 % TCA und 70%ige Glykolsäure), Wiest-Walker-Version (35 % TCA und Peel Nr. 2 deep (Salicyl- und Glykol­säure)), Jessner-Lösung und Glykolsäure 70%ig, Phenol 88%ig oder Brenztraubensäure 60 – 70%ig.

Indikationen für tiefe chemische Peelings sind starke Falten, Herabfallen der Gesichtszüge sowie aktinische Keratosen.

  • Phenol (auch Hetter-Peeling/Baker-Gordon-Peeling) ermöglicht ein tiefgehendes Peel. Es ist toxisch, kann nicht neutralisiert werden. Die Behandlung des ganzen Gesichts erfolgt in Vollnarkose und unter dem Einsatz von LA-Nervenblocks. Die maximale Peelingdauer liegt bei einer Stunde, die Dauer der Epithelisierung bei ca. 10 – 14 Tagen. Die Behandlung erfolgt im Optimalfall im stationären Setting, ambulant könne mit sehr engmaschigen Kontrollen gegengesteuert werden. Auch deswegen sei das Phenol-Peeling eher für Spezialisten geeignet.

Tipp: Phenol fällt in die Kategorie bedenklicher Stoffe laut § 5 AMG, ist aber als Rezepturarzneimittel zur Behandlung der Haut erlaubt. Das eigentliche Problem liegt daher laut Borelli an anderer Stelle: Bei tiefen Peelings sind die Ergebnisse deutlich besser, wenn zwei Tropfen Croton-Öl enthalten sind. Für Croton-Öl als bedenkliches Arzneimittel gibt es jedoch keine derartige Ausnahme. Wer diese Grauzone vermeiden wolle, der kann z. B. ein mitteltiefes Peeling mit dem partiellen Einsatz von Phenol (um Mund, Lider) kombinieren.

Kontraindikationen

Kontraindiziert ist ein Chemical Peeling bei Schwangerschaft oder Einnahme von Isotretinoin (dann laut Borelli nur oberflächlich peelen, z. B. am Rücken). Bei mitteltiefen/tiefen Peelings kommen als Kontraindikationen hinzu: vorherige Haarentfernung mittels Laser/PL, dunkler Hauttyp (tiefe Peels).


Literatur
1. Chemical Peeling, Prof. Dr. Claudia ­Borelli, DDG praxisnah & kompakt, März 2022
2. Draelos ZD et al. Derm Surg 2005, 31: 881 – 885
3. Kumari R et al. Indian J Dermatol Venereol Lepr 2010, 76: 447
4. Wiest L, Peeling Skript; Wiest L, Hautarzt 2004, 55: 611 – 620


Autorin:
Sabine Mack

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (6) Seite 19