Neue Forschungsergebnisse, die auf dem 30. EADV-Kongress vorgestellt wurden, zeigen einen Zusammenhang zwischen Genitalwarzen und dem humanen Leukozyten-Antigen-System (HLA). Genetische Varianten im HLA-System können wohl das Risiko von Genitalwarzen beeinflussen.

Condyloma acuminata, gemeinhin als Genitalwarzen bekannt, sind eine Erscheinungsform des humanen Papillomavirus (HPV) und treten als weiche, fleischige Wucherungen im Bereich der Genitalien oder des Anus auf. HPV ist die weltweit am weitesten verbreitete und häufigste sexuell übertragbare Krankheit, und man geht davon aus, dass mehr als 80 % der sexuell aktiven ­Frauen und Männer bis zum Alter von 45 Jahren mindestens eine HPV-Infektion haben – obwohl die meisten dieser Infektionen in der Regel kurzlebig sind und keine klinischen Auswirkungen haben.

Das HLA-System ist Teil der genetischen Region, die Gene enthält, die für das normale Funktionieren der Immunreaktion wichtig sind und dazu beitragen, zwischen „Fremdkörpern“, sogenannten Antigenen, und körpereigenen Zellen zu unterscheiden. Alle Menschen haben ­eine genetische Vielfalt in ihren HLA, was bedeutet, dass die Reaktionen auf bestimmte Krankheiten unterschiedlich sind.

Schützende Genvarianten

Untersucht wurde eine Kohorte von 65.791 Blutspendern, wobei 4.199 Teilnehmer als Condyloma-acuminata-Fälle galten und die übrigen 61.592 Teilnehmer als Kontrollgruppe dienten. Als Fälle wurden diejenigen definiert, die mit mindestens einem ­eingelösten Medikamentenrezept für Condyloma acuminata registriert waren oder bei denen Condyloma acuminata diagnostiziert wurden. Bei allen Teilnehmern wurden genetische Informationen (HLA-Typen) und ihr Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu einer Fall- oder Kontrollgruppe untersucht. Bei der Untersuchung des Zusammenhangs stellten die Forscher in ihrer Patientenkohorte 12 schützende Genvariationen und sieben ­Risikoallele fest. Personen mit Risikoallelen ­waren weniger erfolgreich bei der Erkennung des HPV-Virus und wiesen daher eher Genitalwarzen auf – umgekehrt hatten Teilnehmer mit schützenden Allelen eine bessere Immunantwort und waren effektiver bei der Erkennung von HPV, was die Wahrscheinlichkeit von Feigwarzen reduzierte.

Feigwarzen seien eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten, aber ihr Zusammenhang mit dem HLA-System ist nur unzureichend erforscht, erklärt Dr. Pernille Lindsø Andersen, Abteilung für klinische Immunologie und Dermatologie am Universitätskrankenhaus Seeland in Dänemark. Die Studie habe immunologische Schlüsselmerkmale identifiziert, die beweisen, dass es eine Verbindung zwischen dem Immunsystem und Kondylomen gibt.

Mögliche Impfung?

Die vielversprechenden Ergebnisse dieser Studie seien ein aufregender Durchbruch, der zu möglichen Wegen für künftige mRNA-Impfungen gegen Genitalwarzen führen könnte, sagt Mariano Suppa, EADV-Vorstandsmitglied und außerordentlicher Professor an der Freien Universität Brüssel.


Literatur
Lindsø AP et al. (2021) Abstract no. 2199, EADV 30th Congress


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: DERMAforum, 2021; 25 (12) Seite 8