In den letzten Jahren ist eine mögliche Verbindung zwischen Ernährung und Akne wieder mehr in den Fokus gerückt.

Wie sind diese Entwicklungen mit Blick auf den Praxisalltag zu bewerten und welche Rückschlüsse kann man daraus für die Therapie von betroffenen Patienten ziehen?

Da die Akne vulgaris auf Entzündungsprozessen der Haut basiert, sollen entzündungsfördernde Lebensmittel gemieden werden. Das betrifft vor allem Milchprodukte, Schokolade und Zucker. Dabei steht auch die westliche Ernährung, die reich ist an hoch verarbeiteten Lebensmitteln wie beispielsweise Weißmehlprodukten, Softgetränken und Frittiertem, in der Kritik. Der betonte Verzehr von Obst und Gemüse wiederum könnte zur Milderung von Akne beitragen.

Zum Status quo

In der Fachliteratur finden sich bzgl. des Erkrankungsrisikos durch die benannten Lebensmittel zahlreiche Beobachtungsstudien. Diese zeigen statistische Bezüge auf und sind daher als abschließender Beweis ungeeignet. Praxisrelevanter sind die Ergebnisse randomisiert- kontrollierter und klinischer Studien. Diese Untersuchungen – nachfolgend vorgestellt – bieten Ansatzpunkte, um Patienten in der dermatologischen Praxis wertvolle Hilfestellung geben zu können.

Hautläsionen und Milchproteine

Hinsichtlich der Effekte von Milch/- produkten lassen sich Publikationen zu Lactoferrin benennen. Lactoferrin ist Bestandteil des Molkenproteinspektrums des Milcheiweißes. Es besitzt antimikrobielle, antivirale und enzymatische Eigenschaften. In eine Studie wurde fermentierte Milch mit oder ohne Anreicherung von Lactoferrin untersucht. Die Probanden nahmen über zwölf Wochen täglich 200 mg Lactoferrin auf. Zu beobachten war eine signifikante Verminderung der Anzahl entzündlicher Hautläsionen um 38,6 %, der Anzahl der Gesamtläsionen um 23,1 % und des Akne- Grades um 20,3 %. Der Sebumgehalt reduzierte sich um 31,1 %. In Kombination mit Vitamin E und Zink beschrieb eine weitere Studie Effekte durch die Gabe von Lactoferrin. Bereits nach zwei Wochen war im Median eine Verringerung der Gesamtläsionen von 14,5 % (p < 0,0001) festzustellen. Die maximale Reduktion der Läsionen um 28,5 % (p < 0,0001) und die maximale Verminderung entzündlicher Pusteln (-32,5 %; p < 0,0001) waren in der zehnten Woche zu beobachten. Der Sebumscore verbesserte sich in der zwölften Woche. Lactoferrin ist als Kapsel-Präparat von verschiedenen Herstellern erhältlich. Veröffentlichungen zu Interventionen mit herkömmlichen Milchprodukten wie z. B. Milch und Käse sind bisher nicht verfügbar.

Schokolade versus Kakao

Eine Studie untersuchte Schokoladenriegel im Vergleich zu Geleekonfekten mit gleichem Zuckeranteil. Nach zwei Tagen erhöhte sich infolge der Riegel die Anzahl der Läsionen um 4,8 (p < 0,0001), während sich diese bei den Geleekonfekten um 0,7 verminderte. Den Forschern gelang der Nachweis, dass Schokolade das Akne-Risiko erhöhen kann. Diskutiert wird in diesem Kontext jedoch, ob die Kombination von Kakao mit Zucker und Milch das Akne-Risiko stärker erhöht als Kakao alleine. Denn in älteren Experimentalstudien scheint Bitterschokolade z. T. weniger problematisch abzuschneiden. Ein Grund könnte der Gehalt antiinflammatorischer Phenole des Kakaos sein. Je höher der Kakaoanteil, desto höher der Phenolgehalt und desto geringer der Anteil von Zucker und Milch.

Weniger Hautläsionen durch die richtigen Fettsäuren
Die essenziellen Omega-3(ω3)- und Omega-6(ω6)-Fettsäuren dienen im Körper u. a. der Synthese entzündungsbeeinflussender Gewebshormone. In einem zehnwöchigen Test erhielten zwei Probandengruppen täglich entweder 1.000 mg Eicosapentaensäure (EPA; ω3) und 1.000 mg Docosahexaensäure (DHA; ω3) oder 400 mg Gammalinolensäure (GLA; ω6) (= 2.000 mg Borretschsamenöl) bzw. gehörten der Kontrollgruppe an. In der ω3- Gruppe verminderte sich die Anzahl entzündlicher Hautläsionen von 10,1 auf 5,8 (p < 0,05) und die nicht entzündlicher Läsionen von 23,5 auf 18,9 (p < 0,05). In der ω6- Gruppe reduzierte sich die Anzahl entzündlicher Läsionen von 9,8 auf 6,6 (p < 0,05) und die nicht entzündlicher Läsionen von 22,8 auf 19,2 (p < 0,05). Die Kontrollgruppe ließ keine Veränderungen erkennen. Meeresfisch (ω3; z. B. Hering, Makrele) bzw. Borretschsamen/-öl und Nachtkerzenöl (ω6) könnten somit Bestandteil der Ernährung bei Akne sein. Für die Basisversorgung werden 150 g Meeresfisch dreimal pro Woche empfohlen.

Antioxidantien hemmen inflammatorische Zytokine

Entzündungen im Körper gehen mit oxidativem Stress und umgekehrt einher. Zudem zeigt sich, dass antioxidative Nahrungsmittelinhaltsstoffe entzündungshemmend wirken können. Antioxidative Effekte werden grünem Tee bzw. dem darin enthaltenen Epigallocatechin-3-gallat (EGCG) zugewiesen. Forscher konnten in Sebozyten-Kulturen nachweisen, dass EGCG zur Hemmung inflammatorischer Zytokine, der Fettbildung und der Hyperproliferation beiträgt. Allerdings wurde die Aknebehandlung mit EGCG-Lösung äußerlich vorgenommen. In einer weiteren Studie gelang es später, mit der täglichen Gabe von 856 mg EGCG (in Form entkoffeinierten Grüntee- Extrakts) die signifikante Abnahme der Gesamt- und entzündlichen Läsionen im Gesichtsfeld von Akne-Patienten zu erzielen. Grüntee-Catechine könnten demnach für die äußere und innere Anwendung geeignet sein. Im Rahmen einer Studie erhielt eine kleine Gruppe von Akne-Patienten täglich eine Mischung aus 250 mg EPA, 3,75 mg Zinkglukonat, 50 mcg Selen, 50 mcg Chrom und 50 mg EGCG. Nach zwei Monaten ließ sich eine Reduktion der Gesamtläsionen von 62,8 auf 40,4 und der entzündlichen Läsionen von 20,8 auf 6,8 feststellen. Die therapeutischen Effekte von täglich 600 mg Zinksulfat für zwölf Wochen wurden auch in einer weiteren Studie beschrieben. Zink ist als Nahrungsergänzung in Tabletten- oder Tropfenform verfügbar.

Therapieeffekte bei Reduktion der Kohlenhydrate

Nach zwei Wochen einer Kost mit niedrigem glykämischen Index (= geringe Blutglukoseschwankung) und niedriger glykämischer Last beobachtete eine Studie eine Absenkung des Insulin- like growth factor 1 (IGF-1) (p = 0,049), welcher als ein Mediator der Akne diskutiert wird. Die Studienautoren beschreiben den Zeitraum jedoch als zu kurz, um relevante Akne-Parameter verbessern zu können. Untersuchungen mit längerer Dauer von 10 – 12 Wochen zeigen dann auch Therapieeffekte auf das Krankheitsgeschehen. So ließen sich die Größe der Talgdrüsen und die Entzündung sowie die Anzahl entzündlicher und nicht entzündlicher Läsionen signifikant reduzieren. Eine Verminderung der Anzahl der Gesamtläsionen (-23,5, p < 0,03) beschrieb auch eine weitere Studie: Die Versuchsgruppe praktizierte eine Kost mit 25 % Eiweiß und 45 % Kohlenhydraten an der Gesamtenergiezufuhr. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht 10 – 15 kcal% Eiweiß und 50 – 55 kcal% Kohlenhydrate vor. Patienten, welche z. B. große Mengen Getreide/-produkte verzehren, könnten von der Maßnahme profitieren.

Darmflora und Dysbiose

Intensive Forschung zur Bedeutung der Darmflora lässt ebenfalls Verbindungen zur Akne erkennen. Daraus resultiert der Ansatz, die Erkrankung durch Behandlung von Dysbiosen künftig besser beherrschen zu können. In einer Untersuchung zum Einfluss von Probiotika wurde Patienten ein Lactobacillus- plantarum-Präparat gereicht (L. plantarum CJLP55; KCTC 11401BP, GenBank accession number GQ336971; CJ Foods R & D Center, CJ CheilJedang Corporation). Für zwölf Wochen erhielten sie täglich 1,0 x 1.010 KbE des Bakteriums. Im Ergebnis verminderte sich die Anzahl der Gesamtläsionen um 49,67 % (95% CI: -82.76 bis -16.59; p = 0.002) und die der entzündlichen Läsionen um 42,09 % (95% CI: -80.57 bis -3.61; p = 0.033). Der Grad der Akne wurde mit einem Rückgang von 28,99 % (95% CI: -44.23 bis -13.75; p = 0.009) beziffert.

Zum Mitnehmen für die Praxis

  • Spezielle Milchproteinfraktionen könnten therapeutisch wirken.
  • Meeresfisch und Borretschsamen dienen der Optimierung des Omega-6-Fettsäureverhältnisses im Rahmen einer gesunden Ernährung.
  • Antioxidantien bilden die Basis einer entzündungshemmenden Kost, auch mit Blick auf die Haut.
  • Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir und Sauerkraut erhalten die Darmflora.



Autor


Jan Prizhausen
Ökotrophologe
Ketoline



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