Natürlich ist es am besten, wenn Fehler erst gar nicht vorkommen. Aber auch Dermatologen sind nur Menschen, auch ihnen unterlaufen Pannen. Dann gilt es, nicht in eine Schockstarre zu verfallen, sondern aus dem Fehler zu lernen. In der Luftfahrt weiß man das schon lange.

Immer wieder berichten Medien – gerne in sensationalistischer Aufmachung – über ärztliche Behandlungsfehler; oft ist dann von „Ärztepfusch“ die Rede. Wenngleich die Statistiken der Bundesärztekammer zeigen, dass Behandlungsfehler in einem verschwindend geringen Teil ärztlicher Interventionen geltend gemacht werden – jeder ärztliche Fehler, der Patienten (potenziell) schädigt, ist einer zu viel. Vermeiden können wir Fehler nur, wenn wir anerkennen, dass wir als Ärzte – wie alle Menschen – für Fehler anfällig sind, wenn wir uns Gedanken machen, wie Fehler entstehen, und daraus Konsequenzen ziehen, um sie zu vermeiden. Die Bundesregierung hat das Thema von Behandlungsfehlern im Gesundheitswesen als wichtig erkannt und mit der Etablierung der „Stiftung Patientenschutz“ die Verbesserung der Patientensicherheit auf die Agenda gesetzt.

Was heißt „Patientensicherheit“?

Patientensicherheit ist dabei mehr als bloße Fehlervermeidung, sondern, wie die „Stiftung Patientenschutz“ definiert, das „aus der Perspektive der Patienten bestimmte Maß, in dem handelnde ­Personen, Berufsgruppen, Teams, Organisationen, Verbände und das Gesundheitssystem

  1. einen Zustand aufweisen, in dem unerwünschte Ereignisse selten auftreten, Sicherheitsverhalten gefördert wird und Risiken beherrscht werden,
  2. über die Eigenschaft verfügen, Sicherheit als erstrebenswertes Ziel zu erkennen und realistische Optionen zur Verbesserung umzusetzen, und
  3. in der Lage sind, ihre Innovationskompetenz in den Dienst der Verwirklichung von Sicherheit zu stellen“.

Fehler in der Dermatologie

Im Gegensatz zu den primär chirurgischen Fachdisziplinen steht die Dermatologie zwar weniger im Fokus der Behandlungsfehler-Debatte, aber das Problem betrifft auch unser Fachgebiet, wie zahlreiche Fälle aus den Schlichtungsstellen der Ärztekammern zeigen, die in unserem Buch „Fehler und Irrtümer in der Dermatologie“ [1] referiert werden. Die Probleme sind vielgestaltig – von der unsachgemäßen Aufklärung vor Eingriffen über Dokumentationsmängel und Befunderhebungsfehler bis hin zu tatsächlichen groben Verletzungen von Behandlungsstandards.

Besonders problemträchtig sind – wen wundert es – kosmetische Eingriffe. Wichtig zu wissen ist, wie Fehlerketten entstehen und wie sie unterbrochen werden können – durch Ärzte oder auch Mitarbeiter unserer Praxen und Kliniken, denn Patientensicherheit ist Teamaufgabe. Auch in letzter Minute korrigierte Fehler nach dem ­Motto „es ist noch einmal gut gegangen“ sind wertvoll, denn: „Jeder Fehler ist ein Schatz“, nämlich eine Gelegenheit, die Sicherheit unserer Patienten zu verbessern. Das Lernen aus Fehlern ist von höchster Bedeutung, um deren Wiederauftreten zu verhindern. Zu diesem Zweck werden in der Luftfahrt seit vielen Jahren Fehlermeldesysteme eingesetzt, die den positiven Effekt haben, Pilotenfehler (menschliche Fehler) zu reduzieren. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen wurde vorgeschlagen, die Flugsicherheitskultur in die klinische Medizin zu übernehmen und ähnliche Fehlermeldesysteme einzurichten. In vielen Journalen für Piloten und Luftfahrtpersonal ist die Rubrik „Flugunfallberichte“ fest verankert und eine der beliebtesten. Exemplarische Fälle und die häufig verketteten Fehlentscheidungen werden dort vorgestellt, um Piloten auf vermeidbare Risikosituationen aufmerksam zu machen.

In unserem Buch finden Sie genau diese Berichte für unser Fachgebiet Dermatologie und Allergologie – nach deren Lektüre werden Sie es in Ihrer Praxis besser machen – und ruhiger schlafen können.


Literatur
1. Peter Elsner et al. 2022. Fehler und Irrtümer in der Dermatologie und Allergologie: Patientensicherheit und Qualitätsmanagement, Thieme.


Autor:
Peter Elsner, MD
Professor of Dermatology
SRH Hospital Gera
07548 Gera

Erschienen in: DERMAforum, 2022; 26 (6) Seite 10