Immer wenn Berufsverbände außerhalb der Allgemeinmedizin neue Strategiekonzepte für die ärztliche Grundversorgung vorlegen, bedeutet dies für Hausärzt:innen zumeist nichts Gutes. Ziel dabei ist es häufig, den hausärztlich tätigen Ärzt:innen in ihr Handwerk zu pfuschen und ihnen ein Stück vom großen Gesundheitskuchen abzuzwacken. Was aber vor kurzem der Bundesverband Geriatrie an Vorstellungen zur besseren Versorgung geriatrischer Patient:innen vorgeschlagen hat, könnte auch für Hausärzt:innen durchaus von Nutzen sein.

Hausärzt:innen bleiben zentrale Säule

Mit Ambulanten Geriatrischen Zentren (AGZ) will der Verband die ambulante geriatrische Versorgung völlig neu aufstellen. Ausgangspunkt ist das Dilemma, dass Allgemeinärzt:innen genauso wie die hausärztlich tätigen Internist:innen für geriatrische Patient:innen viel zu wenig Zeit aufbringen können. Im Detail können sie sich auf der Grundlage ihres geriatrischen Basisassessments nur bedingt um das notwendige Case- und Care-Management kümmern.

Und genau hier setzen die AGZ an. Um all die Aufgaben zu erfüllen, hält das AGZ eigene Angebote, wie etwa "Lotsenkräfte", vor, die genau diese Case-Management-Funktionen ausfüllen können. Doch im AGZ soll noch weit mehr geleistet werden: Dort sollen alle bisherigen teilstationären Versorgungsangebote gebündelt werden. Dazu gehören die Tagesklinik an Krankenhäusern sowie Einrichtungen der ambulanten geriatrischen Rehabilitation und der mobilen geriatrischen Rehabilitation. Ebenso werden Geriatrische Institutsambulanzen in das ambulante geriatrische Zentrum integriert.

Trotz AGZ soll die Hausärzt:in aber dennoch die zentrale Säule für die Basisversorgung von geriatrischen Patient:innen bleiben. Wenn sich aber darüber hinaus besondere geriatriespezifische Behandlungs- oder Betreuungsbedarfe ergeben, könnten die AGZ mit ihrem umfassenden multiprofessionellen Behandlungsteam und einer Geriater:in als ärztliche Leitung begleitend und temporär durchaus gut unterstützen und z. B. eine geriatrische Fallbesprechung anbieten. Das war bisher faktisch nur stationär möglich. Wenn hier die Aufgaben und Schnittstellen gut aufgeteilt werden, könnte das eine Win-win-Situation für alle sein – eben auch für Hausärzt:innen.

Politik muss aktiv werden

Doch hat das alles überhaupt eine Chance, einmal umgesetzt zu werden? Derzeit sieht es zwar nicht danach aus, weil die Politik gerade andere Zielgruppen (Geburtshilfe, Pädiatrie, Krankenhausreform) im Fokus hat. Bessere Konzepte zur Versorgung hochaltriger Menschen sind aber ebenfalls längst überfällig. Zwar muss auch hierfür erst einmal Geld locker gemacht werden. Auf Dauer wird sich das aber auszahlen. Zumal der Politik nun bereits eine fundierte Steilvorlage vorliegt, die nun noch aufgegriffen werden müsste,


... meint Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (1) Seite 29