Mit dem Praxis-Panel erfasst das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, kurz Zi, jährlich die Wirtschaftslage und die Versorgungsstrukturen von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten. Der aktuelle Bericht zeigt: Die Einkommenssituation hat sich zwar verbessert, aber dafür hat sich auch die Arbeitsintensität erhöht, und die Betriebskosten steigen weiter.

Das Zi-Praxis-Panel
Für das Zi-Praxis-Panel werden sowohl die Einnahmen aus kassenärztlicher als auch aus privatärztlicher Tätigkeit berücksichtigt. Die Basis bildet die steuerliche Überschussrechnung der Praxen. Die vorliegenden Ergebnisse beruhen auf der Befragung des Jahres 2017 und beziehen sich auf die Berichtsjahre 2013 bis 2016. An der Erhebung nahmen insgesamt 5.519 Praxen teil.

Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat in ihrer Bedeutung für die niedergelassenen Ärzte weiter zugenommen. Von 2013 bis 2016 sind die GKV-Einnahmen der Arztpraxen, laut Praxis-Panel, um durchschnittlich 5,3 % jährlich gestiegen. Dabei wuchs der Anteil der aus der GKV erzielten Einnahmen von 74,1 % im Jahr 2013 auf 75,8 % im Jahr 2016. Die Überschüsse der Praxen stiegen im Beobachtungszeitraum unter Berücksichtigung der Inflationsrate um durchschnittlich 5,3 % pro Jahr an – im Mittelwert über alle Fachgebiete hinweg auf 170.400 Euro im Jahr 2016. Sie lagen damit über der Entwicklung der Tariflöhne, die im gleichen Zeitraum im Jahresmittel um 4 % zulegten. Das klingt recht positiv.

Angestellte Ärzte arbeiten weniger

Deutlich wird aber auch: Die Betriebskosten sind in diesem Zeitraum ebenfalls gestiegen, und zwar um satte 9,9 %. Hauptsächliche Kostentreiber waren dabei die Personalaufwendungen (+18,4 %) und die Mietkosten (+3,8 %). Gleichzeitig deuten sinkende Abschreibungsraten (-12,3 %) und steigende Wartungs- und Instandhaltungskosten (+18,6 %) auf eine längere Nutzung der Geräte hin.

Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten arbeiteten im Jahr 2016 im Durchschnitt 48 Wochenstunden. Angestellte Ärzte arbeiten in der Regel deutlich weniger als selbstständige Ärzte, im Schnitt rund 23 Wochenstunden. Etwa 50 % der Angestellten hatten Arbeitsverträge im Umfang von über 5 bis zu 20 Wochenstunden.

Niederlassung muss wieder konkurrenzfähig werden

"Die Niederlassung sollte gegenüber alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten jüngerer Ärzte wieder konkurrenzfähig werden", kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, den Bericht. Ärztliche Arbeitszeit sei ein immer knapper werdendes Gut. Altersbedingt würden in den nächsten Jahren viele niedergelassene Ärzte ihre Praxen aufgeben. Gleichzeitig seien immer weniger junge Mediziner bereit, sich selbstständig niederzulassen anstatt eine Anstellung zu suchen. Je mehr Teilzeitmodelle zur Regel werden, so klagte Gassen, umso stärker nehme die zur ambulanten medizinischen Versorgung verfügbare ärztliche Arbeitszeit ab.

Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung könne nur gelingen, wenn die Arztpraxen ihre Aufgaben auf Basis eines soliden ökonomischen Fundaments sicherstellen könnten, so der KBV-Chef weiter. Gassen forderte die Politik auf, sich klar zur ambulanten Versorgung zu bekennen: "Die Verdienstmöglichkeiten in der eigenen Praxis mit hohem wirtschaftlichem Risiko müssen mindestens genauso gut sein wie in der sicheren Anstellung in anderen medizinischen Versorgungsbereichen."



Autor:
Ingolf Dürr

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (15) Seite 30-31