Catharina Escales, Ärztin in Weiterbildung, hat die Allgemeinmedizin bereits im Studium sehr gereizt. Nun durfte sie sogar bei einer Leitlinie mitarbeiten.

Was ist die DESAM?
Die Deutsche Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) unterstützt den allgemeinmedizinischen Nachwuchs sowie die allgemeinmedizinische Forschung. Mit ihren Förderprogrammen möchte die Stiftung mehr Medizinstudierende für den Hausarztberuf begeistern. Die Nachwuchsakademie Allgemeinmedizin ist ein bundesweit einmaliges Programm. Jedes Jahr werden 15 Medizinstudierende neu aufgenommen und über drei Jahre individuell gefördert. Die Stiftung wurde 1973 von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Allgemeinmedizin, gegründet. Die Stiftung hat ihre Geschäftsstelle in Berlin und fördert Medizinstudierende aus dem kompletten Bundesgebiet.

Bereits als Studierende hat mich die Allgemeinmedizin sehr gereizt. Leider dachte ich bis zu dem entsprechenden Studienabschnitt, dass in der Allgemeinmedizin nicht wirklich geforscht würde, bis ich dann im Unterricht von Leitlinien und Leitlinienforschung erfuhr.

Ich war sofort Feuer und Flamme, als ich die ersten Leitlinien in den Fingern hatte. Besonders die praxisnahen Kurzfassungen aus monatelanger Recherche zu ex-
trahieren schien mir brillant. Die Ständige Leitlinien-Kommission (SLK) der DEGAM hat nach internationalen Vorbildern bereits vor mehr als einem Jahrzehnt damit begonnen, wissenschaftlich fundierte und zugleich praxiserprobte Leitlinien zu entwickeln mit dem Ziel, die Versorgungsqualität zu verbessern und die Nutzen-Aufwand-Relationen hausärztlicher Versorgung zu erhöhen. Gerade die Kurzfassungen sind ein knackiges Ergebnis, was mich seitdem unentbehrlich im Arbeitsalltag begleitet. "Wenn ich mal groß bin …" wäre vielleicht eine übertriebene Formulierung. Aber ich träumte sofort davon, bei so einer wichtigen und spannenden Arbeit einmal mitwirken zu dürfen.

Als Stipendiatin der Nachwuchsakademie sollte ich mir einige Monate später einen Termin in meinem (Hamburger) Institut für Allgemeinmedizin geben lassen und freundlich fragen, ob mich vielleicht jemand als Mentor unterstützen und begleiten könnte. Schon eine Woche später saß ich einem mir unbekannten jungen Mann mit runden Brillengläsern in seinem Büro gegenüber. Wohl einer der Ärzte in Weiterbildung, den Namen hatte man mir nicht gesagt.

Er war sehr freundlich, nahm sich Zeit, fragte mich nach meinen Interessen und was mich zukünftig vielleicht reizen könnte. Eifrig sprudelte ich los, ich hätte kürzlich erst von Leitlinien erfahren, das sei so spannend, ob er da vielleicht mehr von wüsste bzw. wie ich mehr von der Arbeit erfahren könnte. Er schaute mich lange an, den Blick konnte ich nicht richtig deuten. Dann sagte er, vor dem nächsten Kongress in Rostock träfe sich die Ständige Leitlinien-Kommission (SLK), er könne mich da auf die Gästeliste setzen lassen.

Wow, dachte ich, der freundliche junge Mann scheint sich da ein wenig auszukennen. Natürlich freute ich mich und nahm gerne an. Außerdem fragte ich natürlich noch, wie es denn mit meiner Mentorensuche weitergehen könnte. "Wenn Sie mögen, werde ich gern Ihr Mentor." Prima, warum nicht?

Prominenter Mentor

Bald darauf war ich nervös und viel zu früh bei meiner ersten SLK-Sitzung in Rostock. Etwas ruhiger wurde ich, als mein neuer Mentor auftauchte und mich freundlich begrüßte. Kurze Zeit später wäre ich allerdings am liebsten im Erdboden versunken: Besagter junger Mann eröffnete die Ständige Leitlinien-Kommission als Vorsitzender – Professor Martin Scherer. Der Hamburger Institutsleiter und Vorsitzende der SLK. Und ich hatte ihn damals in Hamburg gefragt, ob er schon einmal was von Leitlinienarbeit gehört hätte …

Nach der Sitzung war ich allerdings nicht abgeschreckt, sondern umso motivierter. Konzentrierte Arbeitsstimmung, herzliches Miteinander und spannende Debatten bestimmten die Tagesordnung. Vor ziemlich genau drei Jahren wurde ich dann in Mannheim Mitglied der SLK und freue mich, in Zukunft die Arbeit meiner "Forschungsvorbilder" zu unterstützen und langfristig hoffentlich tatkräftig Leitlinienprojekte mit durchzuführen. Gerade bin ich frisch bei der Leitlinienaktualisierung "Ohrenschmerzen" mit dabei. Vielleicht kann ich schon bald stolz sein, einen kleinen Beitrag zu der Leitlinie geleistet zu haben, die auf so manchen Schreibtischen, in Smartphoneordnern und in so manchen Kitteltaschen ihren nützlichen Platz findet.

Ich bin der DESAM sehr dankbar, dass wir nicht nur von so erfahrenen Mentorinnen und Mentoren auf dem Weg in die Allgemeinmedizin begleitet werden, sondern dass man die Studierenden auch in Kontakt mit der allgemeinmedizinischen Forschung bringt. Ohne die DESAM wäre ich vermutlich nie in der Leitlinienkommission gelandet.



Autorin:

Catharina Escales


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (13) Seite 24-25