An dieser Stelle präsentieren wir Erfahrungsberichte, Interviews, Kommentare von und mit Alumni der Nachwuchsakademie der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM). Wir wollen wissen, warum sie den Weg in die Allgemeinmedizin eingeschlagen haben, was sie an diesem Fach fasziniert und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.

Was ist die DESAM?
Die Deutsche Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) unterstützt den allgemeinmedizinischen Nachwuchs sowie die allgemeinmedizinische Forschung. Mit ihren Förderprogrammen möchte die Stiftung mehr Medizinstudierende für den Hausarztberuf begeistern. Die Nachwuchsakademie Allgemeinmedizin ist ein bundesweit einmaliges Programm. Jedes Jahr werden 15 Medizinstudierende neu aufgenommen und über drei Jahre individuell gefördert. Die Stiftung wurde 1973 von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Allgemeinmedizin, gegründet. Die Stiftung hat ihre Geschäftsstelle in Berlin und fördert Medizinstudierende aus dem kompletten Bundesgebiet (www.desam.de).

Dr. Rebekka Preuß (32) lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in der kleinen Gemeinde Görmin im Osten Mecklenburg-Vorpommerns. Unweit von hier fließt die Peene gemächlich an Usedom vorbei und mündet in die Ostsee – viel ländlicher als hier kann eine Ärztin in Deutschland kaum praktizieren. Die nächstgrößere Stadt ist die Universitätsstadt Greifswald mit ihren gut 50.000 Einwohnern. Warum entscheidet sich eine junge Frau genau hier für ein Leben als Landärztin? "Die Tätigkeit als Landarzt kommt dem klassischen Bild eines ganzheitlich behandelnden Arztes aus meiner Sicht am nächsten", erklärt Rebekka Preuß einen ihrer zentralen Beweggründe.

Hausärzte haben schon früh imponiert

Aufgewachsen in einem Dorf in der Nähe der württembergischen Kleinstadt Crailsheim, beginnt die damals 22-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin 2008 ein Studium der Humanmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. Schon früh im klinischen Teil interessiert sich die junge Mutter für das Fach Allgemeinmedizin. Sie startet 2012 eine Promotion in der Abteilung Allgemeinmedizin von Prof. Jean-François Chenot und wird außerdem in den ersten Jahrgang der Nachwuchsakademie aufgenommen. Die Allgemeinmedizin bietet für sie die Chance, den Menschen ganzheitlich zu betrachten, in seiner Vielfältigkeit und über Generationen hinweg. "In der Medizin hängt alles miteinander zusammen. Als Landärztin habe ich die Möglichkeit, viele Fächer zu bedienen." Deshalb ist sie froh, dass sie in ihrer Weiterbildungszeit auch Erfahrungen in der Inneren Medizin, der Chirurgie und der Kinderheilkunde sammeln kann.

Schon in ihrer Kindheit haben Rebekka Preuß die Hausärzte imponiert: "Die Bodenständigkeit hat mich dabei besonders beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, dass Hausärzte einfach alles behandeln können." Als "Kind vom Lande" war es für sie immer eine Option, wieder auf das Land zurückzugehen. Das passt zu der Annahme, dass vor allem diejenigen Medizinstudierenden in ländliche Gegenden gehen könnten, die selbst aus einer ländlichen Region stammen. "Die Weite, die Ruhe, die Tiere und die Natur – das sind ja alles gute Argumente für ein Leben auf dem Land, insbesondere mit kleinen Kindern." Darüber hinaus beeindruckt sie die Dankbarkeit, die sie gerade hier von den Patienten erfährt. Während in dicht besiedelten Gebieten die Auswahl an Ärzten und Spezialisierungen viel größer ist, gibt es auf dem Land häufig nur "den einen" Landarzt. "Für mich ist mein Beruf nicht nur eine Dienstleistung", so Rebekka Preuß.

Beruf und Familie miteinander verbinden

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird oft als großer Vorteil der Allgemeinmedizin gesehen. Rebekka Preuß bestätigt das: "Ich bin zwar noch nicht selbstständig tätig, aber die Eigenorganisation von Arbeits- und Sprechzeiten erlaubt mir eine perfekte Integration des Berufs in mein Familienleben." Ohnehin ist eine gute Organisation des Alltags das wichtigste Element – egal ob es um die Hobbys der Kinder, gemeinsame Ausflüge oder Fortbildungsveranstaltungen geht. "Besonders schön sind Kongresse wie der jährliche DEGAM-Kongress, weil ich die Familie mitnehmen kann und alle den gemeinsamen Tapetenwechsel genießen." All das sind natürlich wichtige Grundlagen auch für die berufliche Tätigkeit: "Wenn ich den Kopf frei habe, kann ich am besten auf meine Patienten eingehen und sie umfassend behandeln. Deswegen habe ich schließlich die Allgemeinmedizin gewählt."

Die Nachwuchsakademie Allgemeinmedizin hat ihren Teil dazu beigetragen, um Rebekka Preuß’ Berufswunsch zu festigen. "Die Nachwuchsakademie hat mich in meiner Entscheidung für die Allgemeinmedizin gestärkt und es mir ermöglicht, über das reguläre Studium hinaus entscheidende Aspekte der allgemeinmedizinischen Praxis, Forschung und Lehre kennenzulernen und mich diesen näherzubringen", erläutert die Alumna, die im ländlichen Vorpommern sicherlich noch vielen Patienten helfen – und dafür mit besonderer Dankbarkeit entlohnt werden wird.



Autorin:

Dr. med. Rebekka Preuß


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (10) Seite 24-25