An der bezüglich Morbidität und Mortalität lange Zeit unterschätzten Polyneuropathie (DPN) leiden aktuell etwa 30 % der Zuckerkranken. Besonders gefürchtet ist die autonome Neuropathie, die vor allem in Form von Rhythmusstörungen (besonders gefürchtet in Kombination mit Hypoglykämien!) oft zu nächtlichen Todesfällen führen kann.

Betroffen können aber auch andere Bereiche des autonomen Nervensystems sein, wie der Gastrointestinaltrakt mit Magenentleerungsstörungen, Obstipation und Diarrhoe. Für die Gastroparese werden mit wechselndem Erfolg Prokinetika eingesetzt, und die Obstipation wird mit milden Laxantien bekämpft. Ein schwerwiegendes Problem stellt auch die diabetische Diarrhoe dar, da diese Durchfallneigung nicht heilbar ist, auch wenn insgesamt die (autonome) Neuropathie durch eine normnahe Blutzuckereinstellung angegangen werden kann. Verschiedene Studien – vor allem die STENO-2-Studie – haben jedoch gezeigt, dass man bei der autonomen Neuropathie nicht so hilflos ist, wie manchmal der Anschein erweckt wurde. Was kann man aber nun speziell gegen die diabetische Diarrhoe tun? Hier ein Tipp für die Praxis: Die Langzeitverabreichung von Breitspektrum-Antibiotika, etwa in Form von Doxycyclin oder anderen Tetracyclinen, ist hier zu empfehlen. Diese Antibiotika werden nur noch relativ selten eingesetzt, so dass sich das Resistenzproblem als nicht so gravierend darstellt, wie man es sich bei einer entsprechend langfristigen und nach Pausen u. U. auch wiederholten Therapie vorstellen könnte.

Die guten Erfolge mit dem Sistieren der Durchfälle sind wohl am ehesten durch einen Eingriff in die Bakterienflora zu erklären, die ganz offensichtlich bei den intestinalen Mobilitätsstörungen für den beschleunigten Stuhlgang verantwortlich zu sein scheint. Der Versuch mit solchen Antibiotika bei diabetischen Diarrhoen – wenn andere Ursachen ausgeschlossen sind – ist in jedem Fall lohnenswert und wird von einer hohen Erfolgsquote begleitet. Der Patient ist dankbar und der Arzt hat die Genugtuung, mit relativ einfachen Mitteln eine üble Komplikation in den Griff bekommen zu haben. Man sollte im Übrigen nicht vergessen, dass auch die Diabeteseinstellung durch den wechselnden Verlust von unverdauten Nahrungsmitteln über den Darm bei Durchfällen sehr erschwert ist. Die Dauer der Verabreichung, z. B. von Doxycyclin, sollte mindestens 8 – 12 Wochen sein. Dann kann man einen Auslassversuch mit überraschend gutem Dauererfolg machen, ehe man bei einem Rückfall wieder zu dem Antibiotikum greift.


Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2013; (11) Seite 25