Frage 1: Welches Procedere sollte ich bei einer Patientin mit gesicherter Autoimmunthyreoiditis (erhöhte TPO-AK und typischer Ultraschallbefund, keine Knoten) und normalem TSH (1,0 – 2,0) einleiten? Ab welchem TSH-Wert sollte in diesem Fall die medikamentöse Therapie mit einem Schilddrüsenhormon erfolgen, in welchem Fall sollte kontrolliert zugewartet werden? Ist dieses Procedere altersabhängig? --- Frage 2: Ich erlebe sehr oft, dass auch ältere Patienten (70 Jahre und älter) mit sonographisch nachgewiesenen Schilddrüsenknoten (szintigraphisch indifferent oder leichte Anreicherung) zur Suppression des Knotenwachstums mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden und ein Ziel-TSH bei ca. 1,0 anvisiert wird. Wie sehen Sie das (u. a. im Hinblick auf Aussagen zum kardiovaskulären Risiko und zum Knochenmetabolismus bei niedrigem TSH)?

Antwort Frage 1

In diesem Fall kann zunächst abgewartet werden. Bei TSH-Werten über der Norm ist es ratsam, eine L-Thyroxin-Substitution zu beginnen. Sinnvoll kann eine Therapie auch dann sein, wenn sich der TSH-Wert Richtung oberer Normbereich bewegt (z. B. 3,8 mU/L) und die Patientin Beschwerden hat, die mit einer beginnenden Unterfunktion vereinbar sind. Bei einer jüngeren Patientin mit Schwangerschaftswunsch kann eine Therapie ab TSH-Werten von 2,5 mU/L erwogen werden.

Antwort Frage 2

Hier ist ein Abwarten sinnvoll. Meist wachsen die Knoten nicht weiter. Besonders bei leichter Mehranreicherung im Szintigramm besteht die Gefahr der ungewollten TSH-Suppression. Damit steigt die Gefahr der Auslösung von Vorhofflimmern deutlich. Die physiologische Knochendichteabnahme im Alter wird beschleunigt. In höherem Lebensalter sind die normalen TSH-Werte nach oben verschoben, so dass allein aus diesem Grund künstlich niedrige TSH-Werte vermieden werden sollten.



Autor:

Priv.-Doz. Dr. med. Joachim Feldkamp

Klinikum Bielefeld
33604 Bielefeld

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (5) Seite 52-55