Sie hilft gegen Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit: die Teufelskralle. Heute weiß man auch, dass diese Heilpflanze entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt. Extrakte aus der Teufelskrallenwurzel gelten in der modernen Therapie degenerativer Gelenkbeschwerden sogar als pflanzliche Alternative zu den NSAR – bis zu einem gewissen Grad jedenfalls und vor allem bei leichten und mittelschweren, nicht aktivierten Arthrosen. Das belegen auch entsprechende Studien.

Die Teufelskralle (Harpagophytum procumbens D.C.) gehört zur Familie der Sesamgewächse. Sie ist in den Savannengebieten Südafrikas (Namibia, Botswana) beheimatet. Auffallend sind ihre großen, rot-violetten trichterförmigen Blüten. Der mystisch klingende Name "Teufelskralle" ist auf die verholzenden Früchte der Pflanze zurückzuführen, die mit Widerhaken versehen sind. In den 1950er-Jahren wurde die Heilpflanze in Deutschland eingeführt, wo sie bis heute einen festen Platz als pflanzliches Antirheumatikum hat.

Die Droge besteht aus den getrockneten, kartoffelähnlichen sekundären Speicherwurzeln (Knollen der Seitenwurzeln) von Harpagophytum procumbens. Die stark bitter schmeckende Teufelskrallenwurzel kommt in kleinen Stücken oder als Pulver in den Handel, aus denen meist Extrakt-Präparate hergestellt werden.

Die weltweite Nachfrage nach der Heilpflanze führte fast zu deren Ausrottung. Heute kommt die Droge größtenteils aus kontrolliertem Anbau. Ihre Wirksamkeit bestimmen folgende Inhaltsstoffe: zu 1 – 3 % Iridoidglykoside mit Bitterstoffcharakter (darunter 0,1 – 3 % Harpagosid als zentraler Inhaltsstoff, Procumbid und Harpagid). Ferner sind Phenylethanoidglykoside, wie Verbascosid, Diterpene und Kohlenhydrate zu nennen – und mit bis zu 46 % Stachyose, Flavonoide, Triterpene und Phenolcarbonsäuren. Die Teufelskrallenwurzel hat einen Bitterwert von 5.000 bis 12.000 und zählt damit zu den bittersten Heilpflanzen.

Die Teufelskrallenwurzel wird als appetitanregend, choleretisch, entzündungshemmend und schwach schmerzlindernd beschrieben. Anwendungsgebiete sind Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden und (unterstützend) degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates (Positiv-Monografie der Kommission E beim damaligen Bundesgesundheitsamt, heute BfArM). Aktuelle Monografien empfehlen die Heilpflanze bei Gelenkbeschwerden: "Symptomatische Behandlung schmerzhafter Osteoarthritis, rheumatische Schmerzen, unterstützende Behandlung von degenerativem Rheumatismus, Kreuzschmerzen, schmerzhafte Arthrose und Sehnenscheidenentzündung" [1]. Als Kontraindikationen gelten Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, der Einsatz bei Kindern unter 12 Jahren sowie bei Schwangeren und Stillenden – hier liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor. Bei Gallensteinleiden sollte vor der Anwendung der Arzt gefragt werden. Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Die Monografie schreibt als Tagesdosis bei Gelenkbeschwerden 4,5 Gramm Droge bzw. eine entsprechende Menge Extrakt vor.

In der Therapie werden vor allem Extrakte aus der Teufelskrallenwurzel eingesetzt. Da die entzündungshemmenden Eigenschaften stärker als die analgetische Wirkung ausgeprägt sind, sollten Extrakte vorwiegend bei chronischen und weniger bei akuten Gelenkbeschwerden angewendet werden. Noch sind nicht alle Einzelheiten geklärt, aber heute weiß man: Die Inhaltsstoffe dieser Heilpflanze greifen in verschiedene Mechanismen des Entzündungsprozesses ein, u. a. durch Hemmung der Cyclooxygenase 2 und der Lipoxygenase. Zudem werden weniger Entzündungsmediatoren wie TNFα, IL6, IL-1β und Prostaglandin E2 ausgeschüttet. Die Produktion von Enzymen (Matrix-Metalloproteinasen), die den Gelenkknorpel abbauen, geht damit zurück.

Neben der Qualität der Droge sind das Extraktionsmittel und -verfahren bedeutsam für die inhaltliche Zusammensetzung von Pflanzenextrakten. Dabei werden häufig – entsprechend der Löslichkeit der wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe – Ethanol-Wasser-Mischungen verschiedener Konzentrationen und Wasser als Extraktionsmittel eingesetzt – auch bei Teufelskralle-Präparaten. Heute verwendet man hier Wurzelextrakte mit dem Wissen, dass der Extrakt stärker antiphlogistisch und analgetisch wirksam ist als die isolierten Inhaltsstoffe, wie Harpagosid. So gilt für die Teufelskralle, wie auch für andere Heilpflanzen: Der Gesamtextrakt ist der Wirkstoff! Bei der Teufelskralle ist jedoch die sehr gute Wasserlöslichkeit der Wurzelinhaltsstoffe hervorzuheben. Damit sind Phytopharmaka in der Therapie besonders bedeutsam, die einen Trockenextrakt aus der Teufelskralle beinhalten, bei dem Wasser als Extraktionsmittel verwendet wurde. "Wässrige Trockenextrakte enthalten mehr Harpagosid als Extrakte mit 60-prozentigem Ethanol" [1].

Wässriger Harpagophytum-Extrakt

Das pflanzliche Arzneimittel Doloteffin® enthält einen Trockenextrakt aus der Teufelskrallenwurzel, der mit Wasser als Auszugsmittel hergestellt wurde. Für dieses Phytopharmakon liegen eine Reihe von Studien zur Wirksamkeit bei Rückenschmerzen und Gon- bzw. Coxarthrose vor. In einer randomisierten und plazebokontrollierten Doppelblindvergleichsstudie [2] wurde bei 88 Patienten mit chronischem Rückenschmerz die Wirkung von Doloteffin® mit der von Rofecoxib (Vioxx®, heute außer Handel) untersucht. Fazit: Der analgetische Effekt von Doloteffin® war dem von Rofecoxib nicht unterlegen, er trat nur zeitlich verzögert ein. Auch der Arhuser Rückenschmerzindex zeigte bei beiden Präparaten eine deutliche Abnahme und zum Studienende keine signifikanten Unterschiede. Bei den Rückenschmerz-Patienten traten unter Doloteffin® weniger klinisch relevante Nebenwirkungen auf.

Teufelskralle-Extrakt im Überblick
  • Rein pflanzlich und wissenschaftlich belegte Wirksamkeit
  • Monografiekonform
  • Im Vergleich zu NSAR sehr gute Verträglichkeit, deshalb auch Langzeittherapie über mehrere Monate möglich
  • Anwendung eines Teufelskralle-Präparates kann zur Dosisreduktion von NSAR führen
  • Wichtig: Einnahme zu den Mahlzeiten (besonders bei magenempfindlichen Patienten)


Literatur
1. Schilcher, H.: Leitfaden Phytotherapie, Elsevier GmbH München 2016
2. Chrubasik, S. et al.: A randomized double-blind pilot study comparing Doloteffin® and Vioxx® in the treatment of low back pain. Rheumatology 2003; 42: 141-148



Autor:

Ernst-Albert Meyer

Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und Medizin-Journalist
31840 Hessisch Oldendorf

Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert.



Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (2) Seite 46-47