Mein Patient berichtet über rezidivierende, großflächige Hautrötungen mit Grippesymptomen (Gelenkschmerzen, Fieber) und Übelkeit. Nach einer Geschlechtsanpassungs-Op. mit Mammaablatio bds., Hysterektomie und Penisplastik treten die Erytheme periumbilical bzw. im Bereich der Op.-Narben ca. alle vier bis fünf Wochen auf und bessern sich unter Ciprofloxacin und Amoxicillin. Das CRP liegt z. T. über 90. Handelt es sich um ein Erysipel?
Antwort: Die Schilderung des klinischen Befundes (Erytheme), der subjektiven Beschwerden (Fieber, Gelenkschmerzen) und der Laborparameter (CRP > 90) bestätigt eindeutig die Diagnose eines rezidivierenden Erysipels. Erreger sind fast immer ß-hämolysierende Streptokokken.
Neben den „klassischen“ Eintrittspforten wie eine interdigitale Intertrigo oder Mykose, ein Ulcus cruris oder Hautverletzungen können auch Narben als Eintrittspforte im Sinne eines Locus minoris resistentiae fungieren. Es gibt zahlreiche Berichte über rezidivierende Erysipele z. B. nach Mammakarzinom- [3] oder Bypass-Operationen [2]. Die objektiven wie subjektiven Beschwerden können auch von Rezidiv zu Rezidiv abnehmen (sogenanntes mitigiertes Erysipel, Abbildung). Die orale Behandlung mit Penicillin oder Cephalosporinen reicht bei unkomplizierten Verläufen zur Therapie aus. Falls die Rezidive gehäuft auftreten sollten, ist eine Rezidivprophylaxe mit Depotpenicillin G (2,4 Mega I.E. alle drei Wochen über sechs bis zwölf Monate) oder mit oralem Erythromycin (250 mg täglich über zwölf Monate) die Therapie der Wahl [1].

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2014; 36 (2) Seite 60