Wenn es um eine Verbesserung der Betreuung von Pflegebedürftigen geht, ist der Fokus beim Zusammenspiel zwischen Hausärzt:innen und Pflegekräften bislang eher auf Aspekte der Substitution und Delegation gerichtet. Das wird auch bei den Projekten des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses deutlich: "Ahead", "InDePendent" oder "Comm4Care SAN" wollen das Zusammenwirken von Hausärzt:innen und Pflegefachkräften dadurch stärken, indem mehr Leistungen, wie z. B. die Wundversorgung, delegiert oder gar substituiert werden sollen.

Kommunikation verbessern

Das jedoch halten viele Hausärzt:innen nicht für den richtigen Weg. Sie plädieren vielmehr dafür, nicht an den Strukturen zu rütteln, sondern eher die Kommunikationswege zu verbessern und die Kooperation untereinander zu stärken. Genau an diesem wunden Punkt setzt auch die Studie des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein an, an der 16 Hausärzt:innen, 15 Leitungsverantwortliche von ambulanten Pflegediensten sowie 4 Personen aus Wohlfahrtsverbänden ambulanter Pflegedienste beteiligt waren. Folgende Ergebnisse kristallisierten sich dabei heraus:

  • Hausärzt:innen und die Leitungsverantwortlichen der ambulanten Pflegedienste präferieren grundsätzlich als Kommunikationsweg den persönlichen Austausch z. B. als Vorbereitung auf einen Hausbesuch.
  • In der Praxis wählen Hausärzt:innen aus Zeitmangel jedoch häufig lieber den Kontakt über das Telefon.
  • Digitale Verbindungen mit ambulanten Pflegediensten sehen insbesondere die Hausärzt:innen als sehr förderlich an.

Kommunikationsaufwand vergüten

Zwei weitere Erkenntnisse bergen aber großen politischen Sprengstoff. Zum einen der Wunsch der ambulanten Pflegedienste, auch einen elektronischen Zugriff auf Arztbriefe oder Laborbefunde zu bekommen. Das dürfte vielen Ärzt:innen nicht so gut schmecken. Die Krankenkassen wiederum dürfte es nicht so sehr freuen, wenn sich die befragten Hausärzt:innen eine Vergütung für den Kommunikationsaufwand mit der ambulanten Pflege wünschen. Das Geld wäre aber gut angelegt, weil es dazu führen würde, Hausbesuche zu vermeiden, womit wiederum Gelder eingespart würden. Die wichtigste Erkenntnis aus der Studie ist aber: Die ambulanten Pflegedienste wünschen sich vor allem eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Diese Ergebnisse decken sich mit den Befunden aus einer australischen Studie, in der deutlich das Minderwertigkeitsgefühl des Pflegepersonals in der Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen aufgedeckt wurde. Kooperation auf Augenhöhe ist also wohl noch längst keine Selbstverständlichkeit. Dabei wäre das nur allzu logisch, sehen doch die befragten Hausärzt:innen die Pflege als Fortsetzung ihrer hausärztlichen Aufgaben an. Das setzt ein gutes Miteinander jedoch zwingend voraus,


... meint Ihr

Raimund Schmid


Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (7) Seite 31