Das Krupp-Syndrom ist ein Krankheitsbild, das insbesondere im Säuglings- und Kleinkindalter häufig vorkommt und die Eltern aufgrund der eindrucksvollen und akut einsetzenden Symptomatik oft sehr beunruhigt. Die Kinder leiden meist unter Luftnot und bellendem Husten. Nichtsdestotrotz ist Krupp in der Regel harmlos und lässt sich gut behandeln. Die Beschwerden klingen meist in wenigen Tagen ab. Aber auch schwerere Verläufe kommen vor, bei denen die Kinder länger überwacht werden müssen. Nicht zuletzt sollten auch andere ernstere Erkrankungen, die sich ähnlich äußern, bedacht werden.

Zum Krupp-Syndrom gehören der spasmodische oder rekurrierende Krupp, der virale Krupp bzw. die Laryngotracheitis, die Laryngotracheobronchitis und die Laryngotracheobronchopneumonie. Davon kommen rekurrierender und viraler Krupp am häufigsten vor, schreiben Roger Zoorob und Kollegen in der Zeitschrift „American Family Physician“¹. In den USA entfallen bis zu 15 % aller Konsultationen von Notfalldiensten wegen respiratorischer Erkrankungen auf Krupp-Syndrome. Sie betreffen Jungen häufiger als Mädchen und treten üblicherweise im Alter zwischen sechs und 36 Monaten in Erscheinung mit einem Altersgipfel im 2. Lebensjahr.

Ursachen

Bei bis zu 80 % aller Patienten mit Krupp-Syndrom findet man Viren als Auslöser (vgl. Tabelle 1), am häufigsten Parainfluenza-Viren (50 bis 75 %) und in dieser Kategorie am häufigsten Parainfluenza 1. In Bevölkerungsschichten, die nicht oder unvollständig gegen Masern geimpft sind, konnte man selten auch ein Krupp-Syndrom in Verbindung mit einer Masern-Erkrankung beobachten. Auch bakterielle Infektionen als Ursache für ein Krupp-Syndrom (Diphtherie, Mykoplasmen-Pneumonie) sind selten.

Bei rekurrierendem Krupp spielen allergische Faktoren möglicherweise eine Rolle, indem eine Sensibilisierung auf virale Antigene stattfindet. Auch gastroösophagealer Reflux könnte ein Auslöser sein.

Typische Symptome

In der Regel beginnt ein Krupp-Syndrom mit einer Infektion der oberen Atemwege, leichtem Fieber und Schnupfen. Es folgen bellender Husten und Zeichen der Atemnot in wechselnder Intensität, die sich vor allem durch Nasenflügeln, respiratorische Einziehungen und Stridor äußert. In den meisten Fällen klingen die Symptome innerhalb von zwei Tagen ab. Lediglich der Husten kann bis zu eine Woche lang anhalten. Vor allem nachts und bei sehr unruhigen Kindern können sich die Symptome verschlimmern. Davon abgesehen ist deren Ausprägung von Kind zu Kind unterschiedlich, wobei individuelle Faktoren wie Immunogenität und die Anatomie der Subglottis-Region eine Rolle spielen.

Das Krupp-Syndrom ist ein gutartiges Krankheitsbild. Daten von Kindern, die in Notfallambulanzen vorstellig wurden, belegen, dass 85 % eine milde Symptomatik aufweisen und nur 1 bis 8 % stationär aufgenommen werden mussten. Bei weniger als 3 % war eine Intubation erforderlich.

Diagnostik

Die Diagnose „Krupp-Syndrom“ kann aufgrund der Symptome (plötzlicher Beginn, bellender Husten, Heiserkeit und inspiratorischer Stridor) gestellt werden. Bei der körperlichen Untersuchung sind typische Befunde leichtes Fieber und Abwesenheit von Giemen. Um den Schweregrad abschätzen zu können, werden Atmung und Atemfrequenz, Puls, Einziehungen, Stridor, Einsatz von Atemhilfsmuskulatur und Allgemeinzustand herangezogen. Dabei haben sich Stridor und respiratorische Einziehungen als der valideste Parameter erwiesen.

Laborwerte und bildgebende Verfahren sind nur dann sinnvoll, wenn es gilt, andere Erkrankungen bei Patienten mit untypischen Symptomen auszuschließen. So wäre eine Röntgenaufnahme der lateralen Halsregion zu empfehlen bei Verdacht auf Epiglottitis (verdickte Epiglottis) oder retropharyngealen Abszess (Erweiterung des retropharyngealen Gewebes). Eine Bronchoskopie im Intervall könnte bei Patienten mit rekurrierendem Krupp sinnvoll sein, denn mitunter werden damit Atemwegsstörungen wie subglottisches Ödem, Stenosen oder Zysten aufgedeckt.

Differenzialdiagnosen

Der rekurrierende Krupp unterscheidet sich vom viralen Krupp nur insofern, als Ersterer rekurriert und ohne Symptome einer Atemwegsinfektion einhergeht. Eine bakterielle Tracheitis kann sich als Sekundärinfektion entwickeln und verläuft in der Regel schwerer. Außerdem spricht sie nicht auf die übliche Krupp-Therapie (s. u.) an. Antibiotika sind indiziert und eine Intubation ist manchmal erforderlich. Bei einer Epiglottis sind die Kinder sehr ängstlich, haben oft eine nach vorn gebeugte Haltung, eine vermehrte Speichelproduktion sowie Halsschmerzen. Dafür fehlt typischerweise der bellende Husten. Weitere mögliche Differenzialdiagnosen sind Fremdkörperaspiration, Peritonsillarabszess, Retropharyngealabszess und Angioödem (vgl. Tabelle 2).

Therapie

Die Behandlung des Krupp-Syndroms richtet sich nach dem Schweregrad (vgl. Abbildung). Zunächst einmal ist es wichtig, das Kind zu beruhigen, da Aufregung die Symptome verschlimmern kann. Eine Sauerstoffgabe empfiehlt sich bei Hypoxie oder schwerer Atemnot. Lange Zeit galt feuchte Luft als effektive Erstmaßnahme bei Krupp-Syndrom. Entsprechende Studien konnten aber keine Wirksamkeit nachweisen, auch dann nicht, wenn die Partikelgröße so gewählt war, dass der Larynx erreicht wurde. Auch von der Verwendung von „Krupp-Zelten“ ist man abgekommen, schreiben die US-Autoren. Das Kind sollte besser auf dem Schoß der Mutter bzw. Betreuungsperson verbleiben. Die Kortikosteroidtherapie hat sich dagegen als effektiv erwiesen, vermutlich wegen der abschwellenden Wirkung auf die Kehlkopfschleimhaut, die in der Regel innerhalb von sechs Stunden einsetzt. Es hat sich gezeigt, dass durch Kortikosteroide weniger oft weitere Medikamente verabreicht werden müssen. Außerdem sanken darunter Krankenhauseinweisungen, Intubationsraten und die Dauer der Symptome. Auch Kinder mit mildem Krupp profitieren, so dass sich eine einzelne Dosis auch bei ihnen lohnt. Bevorzugt sollten Kortikosteroide oral verabreicht werden. Bei schwer kranken Kindern, die sowieso einen Zugang brauchen, kommt auch die i.v.-Gabe infrage.

Eine Reihe kleiner Studien hat gezeigt, dass vernebeltes Epinephrin (vgl. Abbildung) bei mäßigem und schwerem Krupp effektiv ist und die Symptome innerhalb von 30 Minuten reduziert. Der Effekt hält bis zu zwei Stunden an. Daher ist die Kombination mit Kortikosteroiden, die verzögert, dafür aber länger anhaltend wirken, zu empfehlen, schreiben die Kollegen aus Tennessee. Kinder, die regelmäßig mit Epinephrin behandelt werden, sollten hinsichtlich möglicher kardialer Nebenwirkungen (Tachykardie, Hypertonie) beobachtet werden.▪

Dr. med. Vera Seifert


Literatur
1) R. Zoorob, MD, MPH, FAAFP, Dep. of Family and Community Medicine, Meharry Medical College, Nashville, Tenn. et al.: Croup: An Overview; Am Fam Physician 2011; 1; 83 (9): 1067 – 1073

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2013; 35 (8) Seite 23-25